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Moin Leude! Frohet! Bin noch da. Aber müde. Schaut mal bei Instagram rein, da passiert meinerseits mehr. Obwohl ey...neue Taxigeschichte gibt es NUR hier...Und diesmal wirklich aktuell und neu!
So bin ich eben einkaufen gegangen. Wollte mal sehen, was passiert. Hier, in Kreuzberg/Neukölln mittags um 12. Das musste dich erstmal trauen. Kostet mich durchaus auch etwas Überwindung. Klar denken nämlich viele, dass du nicht mehr alle Tassen im Schrank hast, wenn du als alter Mann mit so'nem Käferhut durch'n Kiez spazierst. Aber das ist ja gleichzeitig auch der Reiz. Und glaub mir, es macht was mit dir. Du machst dich nämlich gefühlt komplett lächerlich, gibst deine äußerliche Souveränität auf. Hab mich entsprechend angreifbar gefühlt. Ich spürte aber auch den kleinen Jungen in mir, der heute mal ein Käfer sein wollte und der voller Stolz seine neue Kappe den Menschen offen präsentiert. Gleichzeitig fürchtete ich mich, dass gleich ein paar fiese Kiddies um die Ecke kommen und mich verkloppen, mich auslachen und mir die Müzze (ja, heute mal mit doppel z!) vom Kopf reißen. Da war ich kurz wieder froh, dass ich erwachsen und groß bin. Im Supermarkt schaute mich eine Frau intensiv an. Ich bemerkte es aus dem Augenwinkel. Ich hielt das so 10 Sekunden aus, dann schaute ich sie an. Sie schmunzelte sehr freundlich. Ich sagte "Tach!". Sie erwiderte "Sieht schön aus!" und ich ging weiter mit einem "Finde ich auch!". Danach hatte ich ne Träne im Auge. Leute, sowas könnt ihr auch machen. Es fühlt sich bisschen an wie ein Ausbruch aus den Konventionen, die wir doch alle so satt haben. Es ist das ANARCHISCHE, das in uns schlummert und welches wir öfter mal wecken sollten! Feel free!
Das menschenverachtende und antisemitische Massaker der Hamas am 7.10.23 hat mich sprach- und fassungslos gemacht. Ich war unmittelbar nicht in der Lage, diesen großen Schock in passende und angemessene Worte zu fassen. 🔴 Ich habe die nicht verstanden, die sofort ein„…ja, aber…“ auf den Lippen hatten. Ich war angewidert von denen, die diese brutalen und skrupellosen Angriffe direkt für ihre Propaganda und antimuslimischen Ressentiments benutzt haben. 🔴 Ich habe nicht verstanden, warum in vielen pro-palästinensischen Äußerungen so getan wurde, als hätte das Massaker nicht stattgefunden. Trauer und Mitgefühl habe ich da genauso vermisst, wie jetzt, wo tausende Zivilist*innen im Gaza-Streifen bombardiert werden und elendig verrecken. 🔴 Ich habe geahnt, dass die Antwort Israels grausam ausfallen würde. Habe auch dafür nicht die richtigen Worte. Wer braucht ein Völkerrecht, das offenkundig überall auf der Welt straffrei und ohne Konsequenzen gebrochen werden kann? 🔴 Unter jedem I STAND WITH ISRAEL steht unsichtbar ein I DON’T STAND WITH PALESTINE und umgekehrt. Ich kann und will so nicht polarisieren, kann das Leid der „anderen“ nicht ausblenden. 🔴 Nationalstaaten, ethnische oder religiöse Gruppen sind nicht meine Bezugspunkte. Es gibt nicht „DIE Israelis“ und/oder DIE Palästinenser*innen. Das sind konstruierte Zuschreibungen. 🔴 Freiheitlich denkende Menschen sollten sich meines Erachtens dieser herrschenden Sprachlogik nicht unterordnen. 🔴 Ich verbinde mich mit Menschen, die, über bestehende Grenzen hinweg, friedlich und solidarisch miteinander leben wollen, nicht mit Organisationen und/oder Regierungen, die nur Zerstörung und Vernichtung befeuern. 🔴 Eine zentrale Erkenntnis, die ich aus der Shoa gelernt habe, ist, dass KEIN Leben mehr oder weniger Wert ist, als ein anderes. Keines! Und das sage ich als Anarcho, als Yok und als global citizen, nicht als Deutscher. 🔴 Auf Instagram habe ich dazu die Kommentarspalte geschlossen. Kein Bock auf hässlichen Schlagabtausch und Beleidigungen, wie sie da tausendfach passieren. Social Media ist kein gutes emanzipiertes Pflaster für solche Diskurse. Zu viele Panneköppe, zu wenig face to face. Auch hier möchte ich nicht über das Thema diskutieren. Wenn es euch ein Anliegen ist, könnt ihr mir trotzdem gerne Rückmeldungen geben, aber erwartet keine Antwort. Redet mit Freund*innen, lest euch Wissen an und lasst die Stimmen laut werden, die unmittelbar betroffen sind. Bitte gebt euch Mühe, zwischen Propaganda-Meldungen, Fake-News und „wahren“ Informationen zu unterscheiden.
Teile des Weltgeschehens machen mich gerade tatsächlich sprachlos. Und ich schweige dazu. Besonders schweigsam bin ich zum Thema "Naher Osten" auf Instagram. Ich habe soviele Posts, Kommentare und Beiträge dazu gesehen, die mir fast alle nicht gefielen, so dass ich selbst (noch) nix dazu schreibe. Tief in mir drin sitzt das Gefühl und die Moral, dass Schweigen gar nicht okay ist. Eine andere Stimme sagt mir aber, dass ich auch einfach mal die Fresse halten kann. Was kann meine eurozentrierte Sicht auf die Dinge denn konstruktives beitragen? Ich habe noch nicht einmal Freund*innen oder Angehörige in Israel oder Palästina, deren Stimmen ich teilen könnte. Ich bin kaum in der Lage, Propaganda und Informationen sauber auseinander zu halten. In dieser Gemengelage verhalte ich mich gerade lieber ruhig. Untypisch für Yok. Ungewohnt für mich, aber fast alles, was ich dazu gelesen habe, trägt zu schlimmen Polarisierungen bei und ich habe keine Lust, Dynamiken zusätzlich zu befeuern. Der öffentliche Diskurs ist am Arsch. Hab noch keine Idee dazu. Jeden Tag sterben 100e von Menschen. Was ist zu tun, um das zu stoppen?! Das ist die zentrale Frage. Menschen ohne Waffen sollten das tun. Aber Menschen ohne Waffen sind in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen meist ohnmächtig und wehrlos. Hass auf Herrschaft!
Mache das, was ich am Besten kann. Musik und Taxifahren. Hatte großartige Sologigs in der Au in Frankfurt und in der Wagenburg Karl-Helga in Leipzig. Soviel Wertschätzung. So viele kuule Leute. Auch option weg hatte ein paar schöne Auftritte. Unter anderem 3 dabei zusammen mit Grips und Schaden in Berlin, Braunschweig und Merkers. Die Gripsies sind toll. Werden noch einen spannenden Weg vor sich haben. Die haben ja noch viel Zeit vermutlich. Meine rennt nicht weg, aber sie bleibt eben auch nicht stehen. Viele alte Leute sagen immer sowas wie "Lohnt nicht mehr!" z.B. wenn sie sich mal ne neue Hose kaufen könnten. Lohnt nicht mehr...Ich finde das witzig und schlimm zugleich. Wenn's n Film wäre, würde er in das Genre TRAGIKKOMÖDIE fallen. Und was heißt jetzt BOCHSEN und wie wird das ausgesprochen? So well, ich geh ma weiter wa!?
Grübeln macht grau!"Alter" - Substantiv, Neutrum (das) / höhere Anzahl an Lebensjahren; Bejahrtheit, letzter Lebensabschnitt
Alter! Was soll das?! Mit zunehmendem Alter werden die gemachten Erfahrungen und die geführten Kämpfe manchmal zum Ballast für die Gegenwart. Der Rückblick auf die eigene jahrzehntelange Rebellion fühlt sich hin und wieder frustrierend an, wenn du siehst, dass nicht emanzipative Bewegungen auf dem Vormarsch sind, sondern rechte Bollos und Nazis. Meine Knochen sind müde, mein Gemüt hat viele tiefe Kratzer abbekommen und während ich dem eigenen Verfall zusehe, muss ich feststellen, dass wir leider nicht kurz vorm Weltfrieden angekommen sind. Das Gegenteil ist der Fall. Mindestens dreiviertel meines Lebens sind rum und genau so fühlt sich das auch an. Viele haben noch Jahrzehnte vor sich. Ich weiß auch, wie sich das anfühlt, denn ich habe es selbst erlebt. Andersherum könnt ihr jungen Leute nicht behaupten, dass ihr wüsstet, wie es sich anfühlt, alt zu sein. Schade, aber is' so. Davon habt ihr einfach mal keine Ahnung. Macht nix. Wollte nur mitteilen, dass ich nicht mehr ALLES geben kann, dass der Traum Wirklichkeit wird. Old but punk. Ich unterscheide ganz gerne zwischen theoretischer Empathie und der Empathie, die entsteht, wenn du schon Ähnliches erlebt hast wie dein Gegenüber. Das Verrückte ist ja, wie schon erwähnt, dass wir Alten durchaus wissen, wie es sich anfühlt, jünger zu sein. Also egal, ob du 10, 20, 30, 40 oder 50 Jahre alt bist. Ich habe manchmal meine komplette eigene Szene von vor 30 Jahren vor Augen, sehe die alten Bilder und Videos. Wahnsinn! Wie jung, wild, „attraktiv“ und dynamisch! Heute sind wir old people. Und wenn ich andersrum jetzt verschiedene junge politische Szene-Aktivist*innen betrachte, kann ich mir sehr genau all die faltigen Gesichter vorstellen, die daraus in den nächsten Jahrzehnten wachsen werden. Und irgendwann seht ihr genau so aus wie wir 😅 Mit anderen Körpern inklusive. Is’ so 😃 ! Und niemand sieht mehr den Punk oder die Antifaschistin in dir. Dann bist du einfach ein alter Mensch. Verliebte Blicke gibt es dann übrigens auch nicht mehr so viele. Die musste dir jetzt einsammeln auf dem Weg dahin. Wie sind eure Erfahrungen mit dem Älterwerden oder auch mit uns Alten?!
#Rammstein
Wenn über Jahre hinweg eine Struktur aufgebaut und etabliert wird, die darauf angelegt ist, Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt zu begünstigen und auszuüben, soll bitte niemand der Beteiligten und Zuschauenden was von Vorverurteilung und Unschuldsvermutung daherlabern.
Das Statement der Band (dass sie möchten, dass sich alle auf ihren Konzerten wohlfühlen sollen und sie keine Übergriffigkeiten dulden) empfinde ich in diesem Kontext zynisch, relativierend, ablenkend und verlogen. Tausende müssen das gesehen und hingenommen haben, hunderte involviert gewesen sein. Unter den Augen von Universal Music und anderen big playern in dieser Branche.
Und alle, die jetzt trotzdem weiterhin auf die Konzerte gehen und sich an Rammstein freuen, setzen ein deutliches Zeichen, dass alles auch so bleiben kann wie es ist.
Wir sollten nicht dem Irrtum unterliegen, dass das System Rammstein nicht auch an anderen Orten, in anderen Kontexten genauso funktioniert. In den subkulturellen Mikrokosmen, in denen ich mich seit fast vier Jahrzehnten bewege, ist mir eine so eine organisierte Struktur allerdings zum Glück noch nicht begegnet. Im Gegenteil. Oftmals ist den Veranstalter*innen wichtig, klar zu benennen, dass Sexismus und übergriffige Gewalt nicht toleriert werden. Häufig gibt es klare Hinweise in den Läden, dass sich Betroffene bei den Beschäftigten melden und Hilfe holen können. Es gibt manchmal auch entsprechende awareness-Konzepte. Und trotz all dieser achtsamen Attitüden passiert Scheiße. Patriarchale Gewalt und Mackerverhalten ist allgegenwärtig. Und natürlich müssen wir Typen, die in DIY-Locations und emanzipierten Räumen performen, uns auch damit auseinandersetzen, wie ein korrekter Umgang mit Fans und Groupies aussieht. Wenn dich Leute bewundern und zum Star hochstilisieren, gibt es oft keine „Augenhöhe“ in der Kommunikation miteinander. Du bist plötzlich in einer Machtposition, in einem Hierarchiegefälle, ob du das willst oder nicht. Wer das ausnutzt, begibt sich schnell auf eine Fläche der Täterschaft. Es gibt immer Situationen, in denen wir zwischen Backstage und Party aufmerksam und sensibel bleiben müssen für das, was gerade passiert. Jungs, redet in euren Bands darüber, reflektiert euer Verhalten und sprecht das an, wenn euch situativ was „komisch“ vorkommt.
#letztegeneration
Wenn die letzte Generation jetzt kurzerhand zur kriminellen Vereinigung erklärt wird, nenne ich das Agieren von Regierungen und Wirtschaftsunternehmen zum Thema Klimaschutz ab sofort globalen Terrorismus.
#Szenepolizei
ICH NERVE MANCHMAL - I KNOW!
Habe in den vergangenen Jahrzehnten viele Künstler*innen kritisiert und dabei sicher nicht immer den richtigen Ton getroffen. Gibt einige,die sich daraufhin abgewandt haben, mit anderen wurde es konstruktiv. Manchmal habe ich die Tür auch selbst zugemacht.
Es ging meist um schlechte und/ oder missverständliche Texte, das Auftreten in fragwürdigen Locations/ Kontexten, Kommerzialität und nicht zuletzt darum, wer sich mit wem einlässt, wer wen supportet, bewirbt oder featured.
Ich bin dann manchmal hart, moralisierend und zugleich unversöhnlich, wenn es um NO GOs geht, die (meines Erachtens) den emanzipatorischen Diskurs verlassen.
Es fällt mir z.B. oft schwer, moderat und ruhig zu bleiben, wenn ich sehe, wie aus Bands plötzlich Firmen werden, die ihre Verantwortung, wann sie wo und mit wem auftreten, an Booking-Agenturen abgeben.
Grundsätzlich will ich Menschen und Gruppen ganzheitlich betrachten. Das bedeutet, dass ich fragwürdige Verhalten und Äußerungen im Kontext sehen möchte. Wie sind die Leute sonst so unterwegs? Ist das Verhalten eine Struktur oder eher ein Ausrutscher?
Das gelingt mir nicht immer gut. Ich schaffe es manchmal nicht, den von mir Kritisierten noch die nötige Wertschätzung rüberzubringen, weil ich so sehr auf das Problem fokussiert bin. Das tut mir in manchen Fällen im Nachherein leid.
Dialog ist besser, aber Dialog braucht auch Offenheit für Kritik. Manche empfinden es als Anmaßung, wenn ich sie einfach mal so auf Dinge anspreche, die mir nicht passen.
Alles was ich mir in meinem Leben an Sozialverhalten und politischem Bewusstsein angeeignet habe, ist in den emanzipatorischen antifaschistischen D.I.Y.-Strukturen passiert und ich möchte, dass die erhalten bleiben, weil sich hier lernen lässt. Menschen, die reflektieren und auch mich kritisiert/korrigiert haben, waren immer mein Kompass.
Danke an alle, bei denen ich lernen, reflektieren, diskutieren konnte und die es mit mir ausgehalten haben. Thx an alle Freund*innen in den Arbeits-, Wohn- und Musikkollektiven. War nicht immer einfach! D.I.Y. - THE BETTER WAY!
Ist nämlich wirklich schwer zu sagen, wie polarisierend ich manchmal rüberkomme. Hab mir schon oft Komplimente abgeholt wie Punk-TÜV oder PC-Idiot. Kann ich mit leben. Ich steh zu meiner vermeintlichen Wokeness, weiß gleichzeitig um meine vielen Schwächen, Unzulänglichkeiten und Widersprüche. Wunder mich, dass ich dafür nicht auch manchmal mehr an die Ohren bekomme. In den angesprochenen Kollektiven waren/sind die Auseinandersetzungen oft erbittert und hart. Für mich waren das teilweise aber wichtige Erfahrungen, z.B. auch mal was von FLINTA*s vor den Koffer zu bekommen, auch wenn es mir natürlich leid tut, überhaupt Anlass für Unmut und Unbehagen gewesen zu sein. Ist für Betroffene nämlich immer scheiße anstrengend, intervenieren zu müssen. In den meisten Kerlen wohnt dummerweise ein großer Haufen verkorkster Männlichkeit und Typen machen sich leider viel zu selten gegenseitig darauf aufmerksam. Geht auch erst, wenn du ein Bewusstsein dafür entwickelt hast. Und wo kriegste das her?! Von Leuten, die schon was gecheckt haben oder eben von welchen, denen du mit deinem Verhalten auf den Draht gehst. Zweiteres ist schmerzhafter, lässt sich aber nie ganz vermeiden. So toll, wenn die andere Seite dafür etwas Geduld aufbringt. Andersrum klasse, wenn wir Jungs einfach mal die Fresse halten und zuhören können. Ihr glaubt ja nicht, was sich dabei alles lernen und entdecken lässt.
Let‘s Stick together!
Die AFD will doch tatsächlich am 1.Mai 2023 vor dem Büro der VVN-BdA Bundesvereinigung in der Berliner Magdalenenstraße 19 demonstrieren. Ein angemessener Empfang wäre schön! Von 16 - 19 Uhr vor Ort. Bin leider nicht in Berlin. Auf Instagram ist es schon gepostet, auf der Website habe ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nix gefunden.Take care!
So, da bin ich wieder. Ich weiß noch nicht, wie regelmäßig ich wieder am Start sein werde, aber ich will wieder schreiben. Langsam fühlt es sich nach Frühling an. Mag das warme Gefühl auf der Haut und im Gesicht, wenn sich erste Sonnenstrahlen durch die Wolken kämpfen. Hab wenig geheizt wegen der hohen Kosten. Mal sehen, was die Abrechnung mir erzählt bald. Überhaupt ja, Inflation, alles scheißteuer. Kombiniert damit, dass das Taxifahren zur Zeit wirklich grottig läuft, ist das durchaus existenzbedrohend. Es scheint , als hätte UBER den Markt nun endgültig übernommen. Die Anzahl der Fahrzeuge beträgt um die 5000. Vermutlich liegt die Anzahl der Taxen noch knapp drüber, aber es werden merklich weniger. Und hey Leute, UBER fahren ist wie bei AMAZON bestellen. Die multinationalen Konzerne zerschießen weltweit Jobs, soziale Absicherung und sorgen für noch prekärere Arbeitsverhältnisse. Die bekannte Lieblingsphrase der FDP, dass das alles der Markt regelt, bedeutet nichts anderes, als dass Leute wie ich ihre Jobs verlieren und die Politik sich der sozialen Verantwortung entzieht, so wie sie es beispielsweise auch auf dem Wohnungsmarkt macht. Der Markt regelt das, weil niemand anders es regelt. Das ist die bittere Wahrheit. Nun war ich noch nie jemand, der nach einem "starken Staat" gerufen hat oder Ähnliches, ich nehme das alles zur Kenntnis und kriege lediglich mehr Wut. So sehr ich immer noch leidenschaftlich auf der Bühne performe, so wenig habe ich Lust, mich mit meinen nun mittlerweile 60 Jahren noch in Arbeitskämpfe zu begeben. In welche Richtung sollte das auch gehen? Der UBER-Scheiß läuft und den hält niemand mehr auf. Mindestlohn gibt es für uns Taxifahrer*innen, ja, aber ist eh ein Witz, weil Betriebe den ja auch irgendwie erwirtschaften müssen. Und wie soll das gehen, wenn du nach 8 Stunden mit 80 Euro Umsatz nach Hause kommst?! Klar kannste das rechtlich einfordern, aber es ist klar, dass dann mein kleiner Betrieb dicht machen kann. Wir sind umsatzabhängig. Der Laden, in dem ich seit 25 Jahren arbeite, beutet mich NICHT aus, also wogegen soll ich kämpfen, was soll ich fordern?!
Jepp, ich bin im Dezember 60 geworden. Freund*innen haben mich mit tollen Aktionen überrascht. Ich wurde durch den Neuköllner und Kreuzberger Kiez geführt und es fanden an mehreren Stellen kleine Live-Konzerte statt. Ich war so von den Socken, was da alles organisiert worden ist! Und es war so schön! Habe richtig viel geheult vor Rührung und Freude, auch weil so einige extra angereist kamen und ich von der ganzen Sache null mitbekommen hatte. Stundenlang nur tolle Leute um mich rum...puha...Noch nie erlebt sowas. Als dann im Görli plötzlich auch noch meine Band option weg inclusive unserer Ex Hella mir COZ I LUV YOU von SLADE akustisch aufspielten brachen bei mir alle Dämme. Wir hatten kürzlich die Megakrise miteinander, sind uns emotional hart angegangen und die Band stand vor dem AUS. Haben uns berappelt, viel investiert, treten wieder auf und so, aber der Beef liegt noch nicht so lange zurück und wenn du dann siehst, wie genau diese Freund*innen dir einfach mal ganz unverblümt trotzdem nur das Herzlichste wünschen, dann weißt du, dass du dich sehr glücklich schätzen kannst. Und so ging es mir an dem Abend einige Male auch mit anderen Leuten.
Ja, a propo, wir hatten ein paar schöne Gigs in Berlin (Schokoladen), Hamburg (Semtex) und Göttingen (Juzi). Hat richtig Laune gemacht, die kleinen Läden zu klopsen (so heißt das korrekt! nicht "von Abriss" reden!). Es bleibt dabei: in den kleinen Läden findet Punk statt und kleine Bands machen den Punk. Die NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN war in HH und GÖ zusammen mit uns am Start. Hat super gepasst. Ich mag die doll!
Und solo gab es auch ein paar Sachen. Irgendwie macht es mir immer noch Spaß. Am Samstag jetzt (22.4.23) spiele ich auf dem Hof/Straßenfest in der Rigaer 78. Hab Schicht an dem Tag, aber dann komm ich mit der Taxe direkt dahin. Solange mich solche Leute, bzw. Projekte noch fragen, ob ich auftreten kann/möchte, fühl ich mich noch richtig mit meinem Kram.
Hanne Mogler ist gestorben, das möchte ich noch erwähnen. Am 6.4.23 an langer schwerer Krankheit. Hanne hat den Foolsgarden in HH gemacht. Hanne war der Foolsgarden. Und ich habe da 1985 die ersten Male performt. Das war der Anfang von vielem. Hanne hat mich machen lassen ohne mich vorher jemals gesehen zu haben. Ihre Kleinkunstbühne bot den perfekten Rahmen für mich. Ich mochte den schmuddeligen DIY-Charakter dieses winzigen Kellers in der Bornstraße 13. Das Haus ist längst abgerissen. Der Fools zog in die Nähe des Schulterblattes um. Ich habe irgendwann den Kontakt verloren, aber Hanne hat mir damals gezeigt, wo der Weg hingehen kann. Sie war eine meiner wichtigsten Supporter*innen. Ich danke dir so sehr! Du warst so wichtig für mich! Rest in paradise! Damit beende ich denn auch mal meinen ersten Beitrag des Jahres 2023. Ihr hört von mir. Mit den Monatsrubriken beginne ich erst wieder Anfang Mai. Cheers!
Ein paar neue Termine für's nächste Jahr gibt es aber zu bestaunen
Guckste Termine!
Balou starb schnell und unerwartet am 11.10.2022 in Berlin/Neukölln. Aus dem Leben gerissen mit 53 Jahren von jetzt auf gleich. Er war von Geburt an blind. Wir lernten uns vor über 30 Jahren auf einem Treffen der Rotzfrechen Asphaltkultur (RAK) in Wuppertal kennen. Er war schon damals gläubiger Christ, ich subkultureller Anarcho. Er sang in einem Duo, das sich BLIND UND BLAUÄUGIG nannte. Wir freundeten uns trotz der großen Unterschiedlichkeiten an. Ich nahm ihn mit zu Hardcore-Konzerten und in meine autonome Großgruppen-WG um ihm meine Welt zu zeigen. Er organisierte ein Konzert für meine damalige Band TOD UND MORDSCHLAG in Wuppertal und hat auch sonst öfter unsere Konzerte besucht. Manchmal trampte er dafür weite Strecken per Anhalter. Wir performten mit ihm den Daliah-Lavi-Klassiker BLUE JOHNNY BLUE in einer rotzigen Punkversion. Die Leuten haben‘s geliebt. 2001 lud ich ihn zum Gründungstreffen von REVOLTE SPRINGEN ein und dann war er bis zur Auflösung 2015 mit ein paar Unterbrechungen dabei. Musik und Theater. Wir haben über 100x die Bühne, den Backstage und den Schlafplatz geteilt. Intensive Gespräche in langen Nächten. Eine aufregende gute Zeit! Balou zog nach Berlin, das Syndikat war eine Weile sein verlängertes Wohnzimmer und Kommunikationsknotenpunkt. Viele Menschen kannten, mochten und schätzten ihn. Er war ein ruhiger humorvoller und vor allem warmherziger Weggefährte. In den letzten Jahren wurde unsere Verbindung brüchiger und weniger. Er pflegte mehr und mehr Kontakte im Internet und fühlte sich gut damit. Am 30.9.22 tranken wir unsere letzten Biere zusammen. Das war ein wunderschöner Abend. Danke für deine Zeit, die Liebe, die Freundschaft! Miss you and never forget you ♥️
Liebe Leute, doch doch, ich bin noch da! Ich trage mal ein paar Sachen nach, weil ich ja nun tatsächlich lange Zeit nix mehr formuliert habe hier im Gedankomaten. Erst mal was zu meiner kleinen Tour, die mich von Bonn über Kusel nach Göttingen führte. Dann ein paar Gedanken zum Thema Outcalls, Defininitionsrecht und sexualisierter Gewalt. Der Kontext dazu ist, dass es fortwährend eine Fülle von Öffentlichmachungen von Leuten gibt, die als Täter geoutet werden. Das passiert auf allen social-media-Kanälen, aber auch auf Plattformen wie z.B. indymedia.Da es richtig ist, sich die unterschiedlichen Fälle einzeln zu betrachten, habe ich mich darauf beschränkt, mal ein paar ganz grundsätzliche Sachen zum Thema einzubringen. Zuerst aber, wie angekündigt, ein kleiner Bericht zu meiner Tour und...Gedanken zur Popularität anderer.
Ich hatte ein intensives Wochenende mit 2 Lesungen und einem Konzert. Viel Gurkerei mit der alten Karre, sehr wenig Schlaf, zugewandte Veranstalter*innen und immer Gespräche bis spät in die Nacht. Wirklich subkulturelles Umfeld, politische Attitüde und viel DIY. Entsprechend auch null Abriss, haha!! Ich klopse weiter vor mich hin und Bands, die bekannt und groß werden wollen, werden mir immer fremder. Der run auf Popularität, eure Booking-Agenturen, eure Fanclubs, eure Fotos mit euch und ein paar hundert Fans im Hintergrund, euer Gehabe und Gepose, eure Album-Fan-Boxen, euer überteuerter Merch, eure politischen Songs ohne eigenen Bezug, ohne Herz. Karriere, Firma, Party. Dann ist es bald auch egal, WAS ihr singt. Der Mainstream wird es vereinnahmen und schlucken. Bekanntheitsgrad und ein bisschen mehr Kohle sind der Lohn für dieses seelenlose Mitgeschwimme im kapitalistischen Fahrwasser. Don‘t call it punk!
Das Konzept der Definitionsmacht wurde vor rund 50 Jahren entwickelt, um Betroffenen das Recht zu geben, selbst zu definieren, ob, wann und wo ihnen sexualisierte Gewalt angetan wurde. Nur sie bestimmen. Lange Zeit wurde der Begriff Definitionsrecht dafür verwandt.
Das Definitionsrecht ist eine emanzipierte Reaktion auf entwürdigende juristischen Prozeduren, die für Betroffene oft unerträglich sind, die sie möglicherweise retraumatisieren und sie vor allem nicht unterstützen. DefMa sagt klar: im Zweifel für die Betroffenen.
Grundprinzipien sind, sich auf die Seite der Betroffenen zu stellen, ihnen zu glauben und sie, wenn möglich und gewünscht, zu unterstützen. Es gilt auch zu akzeptieren, dass es in der Regel keine Beweise und auch keine objektiven Kriterien für sexualisierte Gewalt gibt.
Das Konzept der DefMa wurde stets weiterentwickelt. Es beinhaltet für viele auch, dass Betroffene grob skizzieren, was passiert ist und welchen Umgang sie sich damit wünschen. Es sind keine Details nötig, aber Strukturen von Taten, Tätern und ihrem Umfeld zu erkennen, ist wichtig, um zukünftig angemessen reagieren zu können.
Es ist ein Unterschied, ob wir von einem Scheiß-Spruch auf einer Party reden oder von jahrelangen Gewalterfahrungen, die Menschen z.B. in Beziehungen erleben. Entsprechend sind auch Täter unterschiedlich zu behandeln und deshalb ist es hilfreich, Konturen von Taten sehen zu können.
Das Aufarbeiten von Taten zusammen mit den Tätern (ich gender das hier bewusst nicht) nennt sich Täterarbeit. Es beinhaltet eine solidarische Haltung zu den betroffenen Angegriffenen. Täterarbeit ist KEIN Täterschutz. Sie bedeutet nämlich auch, Wünsche von Betroffenen (z.B. Täter soll nicht mehr in Kneipe XY kommen) praktisch umzusetzen.
Das Definitionsmacht-Konzept fokussiert sich auf die Unterstützung der Betroffenen. Wie ein „guter Outcall“ aussehen könnte, um Betroffenen auch hier gerecht zu werden und ihnen nicht zu schaden, stand nie bis selten im Mittelpunkt. Das Konzept wurde nicht für social-media-Portale entwickelt, sondern für das Agieren im eigenen sozialen Umfeld und wenn nötig (Täter wechselt den Wohnort) auch überregional.
Genau hier liegt ein offensichtliches Problem. Sehr viele Leute, die sich durchaus grundsätzlich solidarisch an die Seite Betroffener stellen (würden), wenden sich ab, wenn Vorwürfe keinerlei Konturen bekommen. Bloße Behauptungen sind ihnen „zu wenig“, um jemanden so schwer zu belasten. Ich bewerte das nicht, ich beschreibe nur, was mehrfach passiert ist, gerade dann, wenn es sich um prominente Leute handelt.
Deshalb brauchen wir ein Konzept, das sich damit beschäftigt, wann und in welchem Fall mediale Outcalls Sinn machen. Was soll damit erreicht werden? Was bedeutet das für die Betroffenen? Wir können bei den gemachten Erfahrungen nicht so tun, als würde es ausreichen, einen bekannten Namen zu nennen und ihn mit einer Täterschaft zu verknüpfen. Ich bin unbedingt dafür, das Betroffene das alleinige Definitionsrecht für das haben, was ihnen passiert ist und dass ihnen geglaubt wird. Ich halte Outcalls dennoch für problematisch, wenn es „nichts konkretes“ gibt bzw. Betroffene darüber nicht sprechen können oder wollen.
Redet darüber face to face. Seid dabei verantwortungsvoll und umsichtig. Zurückhaltung ist manchmal auch eine gute Haltung!
Bei der Vielzahl und der bitteren Alltäglichkeit von sexualisierter Gewalt, gibt es keinen Grund, Betroffenen nicht zu glauben. Wir tragen aber auch ein hohes Maß an politischer und sozialer Verantwortung, wenn wir mit dem Thema an die Öffentlichkeit gehen. Es entstehen dann Konsequenzen in alle Richtungen. Künftig werden Leute Geschichten aus zweiter, dritter und fünfzehnter Hand weitererzählen, Wahrheit verformt sich. Auch politische Gegner*innen, Bullen und Staatsschutz lesen und hören mit und könnten das für sich nutzen. Wenn vor Tätern gewarnt werden muss, weil es über sie und ihre Struktur eine Einschätzung gibt, dass sie auch zukünftig gefährlich für andere Menschen werden können, sollten wir das tun. Diskutiert so einen Schritt aber immer mit Freund*innen und auch gerne mit Leuten außerhalb des eigenen Mikrokosmos. Andere Perspektiven, andere Gedanken! Niemand steht so etwas alleine durch. Wir haben viele Kommunikations-, aber kaum Sanktionsmöglichkeiten. Wenn uns unsere Sozialkompetenzen verlassen, rauscht jedes Konzept mit Volldampf vor die Wand. Wir sind oft schwach und instabil. Und immer vorsichtig mit der „Macht“…Eine alte Genossin echauffierte sich neulich leidenschaftlich: „Ich will keine Macht, aber ich nehme mir das verdammte Recht, meinen Verletzungen einen Namen zu geben!“
Paar Eindrücke vom Rock am Berg mag ich schildern. Oft werde ich zu solchen Events ja nicht gerade eingeladen, deshalb habe ich mich auch echt gefreut, als mich Alarmsignal vor etwa zweieinhalb Jahren anquatschte, ob ich Bock hätte, Teil ihres Line-ups zu sein. Sie durften einen kompletten Tag booken, um ihr eigenes 20jähriges Jubiläum zu feiern. Ja wow, und da haben sie auch an mich gedacht. Fühl mich wertgeschätzt. Als Solokünstler sind so fette Festivals schwer zu bespielen, deshalb war es in diesem Fall gut, dass es zwei Bühnen gab. Die Mainstage und eben die kleine, die sich in einem halboffenen Zelt gegenüber befand. Da fühlte ich mich trotz der Hammerhitze sehr wohl. Erst fand ich's unvorstellbar, dann hat mir die Praxis gezeigt, dass eine durchaus beachtliche Anzahl an Menschen, großes Interesse an meinem 45-minütigem Slot hatte. Bam! Hat Spaß gemacht! Vielleicht so 150 - 200 Leute gut dabei. Abgeliefert und froh gewesen. Danach das Zelt gewechselt, um Merch zu verkaufen. Ganz ehrlich: Hatte vielleicht mit ner Handvoll Leute gerechnet, die mich da noch aufsuchen, um was zu kaufen, aber dann hatte ich plötzlich noch ne volle Stunde gut zu tun. Hab fast n ganzen Karton Bücher verkauft...upps! Aber klaro, ich tauch ja auch nicht mehr oft auf in der Öffentlichkeit und da wundert es dann auch nicht, wenn es als etwas Besonderes wahrgenommen wird. Danke allen, die auch'n paar nette Worte dafür fanden. Bin da mit nem sehr guten Gefühl wieder weggefahren! Mit Corona allerdings auch...Die Lesungen danach, drei an der Zahl, musste ich alle absagen. Richtig ärgerlich, aber klaro, auch'n bisschen selbst Schuld. Wobei ich nicht gedacht hätte, dass sich der Scheiß auf'm open-air so krass verbreitet. Ich hatte nur 24 Stunden heftige Symptome und warte jetzt drauf, dass ich wieder ins Taxi steigen darf. Aber nochmal zurück zum Festival. Habe da absolute Highlights sehen können, zu denen gehörten auf jeden Fall die TRÜMMERRATTEN mit ihrer großen Family und die NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN, die ich nun auch endlich mal persönlich kennenlernen konnte. Das war eine große Freude! Auch MISSSTAND und 8 EIMER HÜHNERHERZEN! Überhaupt fand ich sämtliche Konzerte im Zelt geiler als die Acts auf der fetten Bühne. Diese großen durchinszenierten Shows machen mich immer etwas traurig. So'ne Band wie DRITTE WAHL, die zweifelsohne eine große und wichtige Rolle in der antifaschistischen Linken gespielt hat, die jetzt aber fast nur noch klassische Rock-Show abliefert mit Texten ähnlich wie BETONTOD (waren nicht da) die so allgemein sind, dass sie auch im Schlagerkontext nicht auffallen würden. GROSSSTADTGEFLÜSTER und NEONSCHWARZ sind differenzierter, näher am Zahn der Zeit, aber auch mit nem Lifestyle versehen, mit dem ich nicht mehr so viel anfangen kann. Ich kann das gar nicht näher beschreiben. Du merkst halt, dass das alles kleine Firmen sind, die da agieren. Die Akteur*innen sind froh, dass ihr Betrieb funktioniert und sie sich ihren Aufwand und ihre Arbeit ein bisschen bezahlen lassen können. Das ist an sich ja auch nicht böse oder scheiße, aber es hat seinen Glaubwürdigkeitspreis. Ich nenne das hin und wieder "Antifa-Disneyland". Kannste auch schön an der Klamotten-Industrrie erkennen bzw an den aufgepimpten Mailorders. NOBORDERCLOTHING, TRUE REBEL, OPOR etc bieten dir jede Parole, jede Haltung, jedes Statement vorgefertigt auf den entsprechenden Kleidern...genau wie die Bands mit ihrem Merch...Alles ist schon da, nichts musst du mehr selbst machen. Kannste alles kaufen. Manche nennen diese clevere Geschäftsidee dann sogar noch D.I.Y. Ich muss schmunzeln und es macht mich gleichzeitig traurig. Habe an diesem Zirkus nie teilgenommen, wollte das nicht. Und mit der Kritik stehste dann halt auch immer n bisschen neben den anderen...Aber es ist Vereinnahmung und oft genug hat sich die Rebellion hier schon doll mit dem Kapitalismus angefreundet. Dennoch ist das Rock am Berg eines der tolleren Festivals und mit 2000 Besucher*innen hat es auch eine angenehme Größe. Und hey, nur mal erwähnt: Habe zwei Tage lang bei praller Sonne keine Typen mit freiem Oberkörper gesehen. Bemerkenswert, ehrlich! Das sagt viel aus über Bewusstsein und Achtsamkeit. Und dass das Ganze sich in Thüringen befindet in einer Gegend, wo das Umfeld in der Regel nicht weltoffen und antirassistisch daherkommt, kann gar nicht oft genug erwähnt werden. Respekt allen Helfer*innen und den vielen, die mitgewirkt haben, sowas Tolles auf die Beine zu stellen. Läuft nächstes Jahr wieder. Holt euch Karten...jetzt!
Heute ist der Todestag von Chaim, unserem Drummer von Tod und Mordschlag. Er starb vor 5 Jahren an einem Herzinfarkt. Miss you! Die Zeit schreitet voran. Habe nach 30 Monaten (!!!) endlich mal wieder zwei Lesungen gemacht! War hübsch gewesen in Itzehoe und Berlin. Und hey, die Lesung aus'm BAIZ könnt ihr euch auf youtube anschauen. Guckst du hier:
Ansonsten schaut gerne in meine Termine. Ein paar Sachen stehen diesen Sommer noch an. See you!!
Ein Hoch auf alle die, die nicht sprachlos sind und Initiative zeigen!
Eigentlich hatte ich hier ein Video der ukrainischen Band Beton (Бетон) mit dem Song Kyiv Calling gepostet. Ich bekam aber gerade eine relativ ausführliche Erklärung gesendet, dass es offenbar eine Nähe der Band zu faschistischen Kreisen gibt. Habe das jetzt selbst nicht überprüft, aber schätze die Quelle als zuverlässig ein und nehme das Video pragmatisch wieder runter von meiner Seite. Punkt. Jetzt seht ihr deshalb hier stattdessen das neuste Werk von Mal Élevé, Sorah, Kutlu & Roger Rekless: ALLIANCE ANTIRACISTE Damit liege ich auf jeden Fall nicht falsch.
Es liegen etwa 1800km zwischen Berlin und Moskau. Für so'ne Langstreckenrakete mit Atomsprengkopf ist das'n Witz. Im Zweifelsfall können sogar Ziele in den USA angegriffen werden. Mein eurozentristisches westlich sozialisiertes Denken, das mehr als kritikwürdig ist, macht mich seit einer Woche sprachlos. Mein Unterbewusstsein sagt mir, dass es eben doch ein Unterschied ist, ob Kriege bzw. militärische Gewalt in einer relativen Nähe stattfinden oder gefühlt sehr weit weg. Das ist falsch und merkwürdig, aber ich muss es zur Kenntnis nehmen und kann es mir leisten, das zu reflektieren. Wir haben den Arsch (noch) im Trockenen. Die Zeit beschert uns gerade viele Aufregunger. Ich werde morgen wieder ganz normal im Taxi sitzen und auch trotzdem die längst überfälligen Lesungen planen. Wegfiltern habe ich gelernt. Es gibt jede Menge Möglichkleiten, zu helfen, sich solidarisch zu verhalten. Mit den Menschen, nicht mit realpolitischen Reflexen wie Aufrüstung oder Kriegslogik. Ihr werdet selbst herausfinden können wie und wo. Es gäbe viel zu erzählen über die Unglaublichkeiten, die drumherum jetzt passieren, aber ich will hier keine verkürzten Wahrheiten oder Statements posten. Ihr erlebt mich, wie gesagt, sprachlos, und ich wünsche allen, dass sie einen Umgang finden und den Betroffenen, dass sie da lebend rauskommen. Keine Schlusspointe, kein Zynismus. Nur ein Scheißgefühl.
Mit etwas Verspätung ein herzliches WELCOME in 2022! Wann zum Teufel hört der Corona-Terrorzauber endlich auf? Seit 2 Jahren dauert er nun schon an. Beim Taxifahren, und das habe ich ja in der aktuellen Geschichte eigentlich schon erzählt, sind die Umsätze genauso im Keller wie am Anfang der Pandemie. Kurz darauf habe ich damals ein halbes Jahr lang gar nicht mehr gearbeitet und durfte mir den Nerv mit dem Jobcenter geben. Aktuell hoffe ich inständig, dass die Fahrerei wieder etwas mehr Kohle in meinen Geldbeutel spült. Habe auch gerade mal die Terminseite aktualisiert. Drei neue Events, an denen ich teilnehme. Das erste schon am Samstag jetzt hier in Berlin. Vielleicht habt ihr davon gehört, dass ein Haus in der Habersaathstraße von obdachlosen Menschen besetzt wurde. Durch das vorübergehende Wohlwollen des Senats wohnen rund 60 Menschen seit Jahresanfang dort. Sehr sehr klasse!! Samstag ist jetzt eine Demo von dort rauf in den Wedding zum Leopoldplatz und bei der Abschlusskundgebung packe ich die Quetsche aus. Ansonsten wurde ich eingeladen auf zwei Festivals außerhalb Berlins. Hoffe sehr, dass meine Karre die vielen Kilometer noch fährt. Gerade wurde mir die Seitenscheibe eingeklatscht. Auto wurde durchwühlt, aber nix geklaut. Meine vielen geilen CDs waren offenbar nicht von Interesse. Selber Schuld! 150 Euro Eigenbeteiligung musste ich trotzdem berappen für die Reparatur. Scheiß-Spiel! Die Bullen waren offenbar vor Ort und haben mir freundlicherweise einen Zettel auf den Beifahrer*innensitz gelegt, das Auto mit einer Plastikplane auch fachgerecht (!) wieder verschlossen, kicher...aber mich natürlich NICHT benachrichtigt. Zwei Tage später sah ich das Disaster dann zufällig. Okay,...eigentlich ist nix passiert, außer dass ich für die 150 Euro aktuell dann so ungefähr 4 - 5 Schichten fahren muss, um sie wieder reinzukriegen. Manchmal nervt es mich schon, dass ich keine gut bezahlte Arbeit habe. Wenn ich dann sehe, wie sich andere die Taschen vollstopfen, auch Impfärzte übrigens, kriege ich wieder so'n leichten Hass auf das System. Aber drauf geschissen.
Meuthen ist aus der AFD raus, weil ihm der Laden zu extrem geworden ist. Das finde ich lustig. Steinbach tritt stattdessen ein. Wie normal faschistoides Gedankengut wieder geworden ist. Wahnsinn. Bin gespannt, was QUERDENKEN macht, wenn kaum noch wer von der Pandemie redet. Vielleicht fordern sie dann die Abschaffung des öffentlich rechtlichen Fernsehens oder so. Oder AMAZON nur für Deutsche. Oder nen Zoo nur mit Heimattieren hihi. Ich möchte nur noch draufhau'n, ehrlich. Jetzt fängt auch noch dieser Matthias Hauer von der CDU mit Hetze gegen den VVN an. Auf Twitter schreibt er: "Eine Innenministerin sollte keinen Beitrag für ein Extremistenblatt verfasst haben. Traurig, dass das offenbar kein Konsens unter Demokraten ist. #VVNBdA ist sehr problematisch. Die verherrlichende Darstellung dieses Vereins in der aktuellen Debatte ist erschreckend."
sind also Extremist*innen. Ich hab dem Typen auf Instagram geschrieben. Er hat sogar geantwortet. Ich schlug ihm vor, dass er sein Statement doch mal dem internationalen Auschwitz-Komitee vortragen solle. Er zeigt sich unbeirrt, Extremismus könne man nicht mit Extremismus bekämpfen. Ich habe ihn geschichtsvergessen genannt. Anlass war übrigens der Fakt, dass die jetzige Innenministerin Nancy Faeser in dem Blatt des VVN einen Artikel verfasst hat. Ist schon geil, wenn du dir für journalistisches Engagement gegen Faschismus von der CDU einen Extremismus-Vorwurf einhandelst. Das ist gute alte konservative Tradition. Aber passt auch irgendwie. CDUler Max Otte lässt sich zum Beispiel von der AFD noch als Bundespräsident vorschlagen und findet nix komisch daran. Ausgerechnet Hans Georg Maaßen regt sich darüber auf...pruuust...Wenn Faschos andere Faschos kritisieren. Naja, und Friedrich Merz als neuer Parteivorsitzender gibt ja nun den ultrarechten Takt für die zukünftige Oppositionspolitik eh vor. Klare Verhältnisse irgendwie und irgendwie auch nicht. Ich schließe mal mit einem Scherben-Zitat: "Ich muss hier raus, das ist die Hölle!"
Drei Dinge, von denen ich schon weiß, dass ich sie 2022 nicht machen werde:
1) Abitur nachmachen
2) Irgendwas bei amazon bestellen
3) Das Rad neu erfinden
Das alte Jahr kann in die Tonne. Habe den Deckel schon in der Hand. Bin gesund durchgekommen und mittlerweile 3x geimpft. Sehe keine Alternative dazu. Will mich auch nicht weiter darüber auslassen, dass ich immer weniger verstehe, dass sich die Querdenker immer mehr in die Offensive wagen. Klar ist nur, dass sich innerhalb dieser Bewegung keine emanzipatorischen Kräfte befinden. Von konservativen bis rechtsextremen Strömungen hingegen ist da alles vertreten. Klare Kante zeigen ist also wichtiger denn je.
Jetzt ist die menschenrechtsorganisation MEMORIAL in Russland offiziell verboten worden. Eine Menschenrechtsorganisation ...verboten ...Alter ...Das ist dann die gleiche Liga wie die Verfolgung von Julian Assange. Sein Verbrechen besteht darin, vor über 10 Jahren Kriegsverbrechen beweiskräftig öffentlich gemacht zu haben. In den USA droht ihm eine lange Haftstrafe deswegen. Aber auch Europa kennt kein Pardon im Umgang mit Menschen, die nichts verbrochen haben. Alles wird dafür getan, Geflüchteten kein Asyl zu gewähren. Sie sterben im Mittelmeer, Seenotrettung wird kriminalisiert und es wird abgelenkt damit, dass der Fokus auf Schlepperbanden gelegt wird, die es zu bekämpfen gilt. Den Menschen wird nicht geholfen. Die Grenzen sind kaum noch durchlässig. FESTUNG EUROPA haben wir das schon in den 1990ern genannt. Die Mauern sind höher geworden, das Unrecht größer. Same shit different year.
Corona wird uns noch länger begleiten. Keine Lesungen mehr seit dem. Kaum Auftritte. Nur ein Konzertbesuch in den letzten 20 Monaten. Ob wir mit option weg weiter machen, steht auch in den Sternen. Gleichzeitig freue ich mich über neue Bands. Im Link des Monats für Januar 2022 werde ich wieder auf eine hinweisen. Seid gespannt. Tolle Kapelle! Ach, und überhaupt, ich sehe zum Glück auch vieles, was mir gefällt und was Hoffnung macht. Ich wünsche euch allen einen guten Jahresausklang. Bleibt gesund und rebellisch! Macht weiter Werbung für die kuulen Projekte und unterstützt weniger privilegierte Menschen! Wir puzzeln uns durch! Fett zugewunken!!!
Am 4.12.2021 wollen die Querdenkblitzbirnen durch Kreuzberg laufen. Die hör'n nie auf anscheinend. Auch wenn ich aufgehört habe, Motivation und Motive dieser ignoranten und antisozialen Bewegung verstehen zu wollen, sollen sie selbstverständlich keinen einzigen Meter vorankommen. Und hey, es geht hier nicht um Kreuzberg. Klar ist das nochmal eine ganz besondere Provokation, aber es gilt weltweit, den rechten Knallköppen den Weg zu versperren. Die haben keine Idee von einer respektvollen, umsichtigen und solidarischen Gesellschaft, die haben nur Verschwörungsquatsch und alternative Falschbehauptungen plus ein Übermaß an Egozentrik gepaart mit einem Freiheitsbegriff, der eigentlich nur Ihresgleichen mit einschließt. Also: Immer hübsch dagegen, egal wo sie auftauchen. Und je nach Situation die eigenen Gegenmittel gut und klug auswählen. Es nervt und ist müßig, aber es wird leider auch nie aufhören. Und es wird schlimmer, wenn wir schweigen. Achtet auf Ankündigungen. Mittags geht's los rund um den Bereich Märkischer Platz in Mitte.
Kiek ma', watt @ so allet hübschet jibbt!
Wennste willst, mach' ich dir'n schönet Paket fertig:
4 der 6 CDs
plus
eine der beiden LPs oder das Taxibuch
plus
meine Biografie
plus
Plakat von Tod und Mordschlag (nicht auf dem Bild zu sehen)
plus
eins der beiden Shirts (allerdings nur Größen M und S)
für 65 Euro!
Ohne Shirt n Fuffi!
Und hey, da ist Porto schon mit drinne!
Und was du schon hast oder was dir nicht gefällt, verschenkste weiter!
Einfach Mail an mich:
newyok@gmx.de
mit der Betreffzeile KOMMERZSCHWEIN
Dickes sorry für die Störungen und Ausfälle gestern. Ich wollte ja eigentlich nur einen Account wegen den Pandorra-Papers hacken. Konnte ja nicht ahnen, dass ich damit große Teile von Facebook lahmlege. Soll nicht wieder vorkommen!
War letzte Woche erstmalig auf einem 2-G-Konzert im Festsaal Kreuzberg. Schön mit Impfpass vorzeigen beim Einlass. Dummerweise wurden die dazugehörigen Ausweise nicht gecheckt, so dass im Prinzip jede*r rein konnte, der*die n fremdes Handy von eine*r*m Geimpften zur Verfügung hatte. Ich mein, Subversivität beim Reinkommen ist den Menschen aus der Subkultur-Szene ja nun durchaus vertraut, oder?! Komisches Gefühl. Aber fordere ich nun ernsthaft noch mehr Kontrolle? Nö! Ganz bestimmt nicht. Aber save ist das auch nich'. Haben uns dann maskenfrei dennoch ferngehalten von den gedrängten Menschen vor der Bühne. Ungefähr 250 waren insgesamt da. Etwa 50 haben immer getanzt und bei den Hits haben fast alle mit dem Kopf gewackelt. Jedenfalls bei AKNE KID JOE. 17 Euro Eintritt fand ich happig! Kann mich nicht erinnern, dass ein Konzert von mir, von uns jemals soviel Kohle gekostet hätte. Die Vorgruppe LOBSTERBOMB fand ich'n kleines bisschen langweilig. Outfit offenbar gaaaanz wichtig, so 80er-Style. Musik mit zwei Gitarren und einem Schlagzeug, okay, interessant, und der Gitarrensound auf jeden Fall nach meinem Geschmack, aber inhaltlich kam da leider gar nix. Und die Attitüde hat mich null geflasht. AKNE KID JOE hat dann Spaß gemacht. Haben das Rad musikalisch nun auch nicht neu erfunden und sind in den Reim-und Lyric-Schemen sehr einfach gestrickt, haben aber wenigstens was zu sagen und eine Haltung. Außerdem packen sie ne Menge Humor und Lockerheit mit rein, das gefällt! Rappeln auch nicht die Songs einfach runter, sondern entertainen zwischendurch ein bisschen und erzählen was. Das wirkt manchmal fast behäbig, passt aber irgendwie auch zu ihrem Stil. Und klaro singen alle mit, wenn es dann endlich heißt "Ich hab' einen Antifa-Tarifvertrag!". Wir sind trotzdem etwas früher gegangen. Ich kannte da keinen Menschen. Und so richtig Punkrockpublikum war das irgendwie auch nicht...Alles komisch zur Zeit.
Was eigene Auftritte angeht, bin ich skeptisch. Habe mich komplett entwöhnt. Würde gerne mal wieder ein paar Lesungen machen mit ein bisschen Musik dabei. Habe noch Bücher nämlich. Und Lust aber auch! Aber jetzt erstmal das Jahr zuende bringen, wa!? Gehabt euch wohl! Ick muss arbeiten!
TISCHLEREI LISCHITZKI – Wir Ahnen Böses
Wie schön ist es, im Besitz einer neuen wirklich guten antifaschistischen Vinyl-Schallplatte zu sein. Und wie schade, dass sie noch kaum jemand kennt. Deshalb möchte ich euch davon erzählen. Die Band heißt Tischlerei Lischitzki, das Album „Wir Ahnen böses“. Die Doppeldeutigkeit des Titels habe ich erst nach dem zweiten Mal hören bemerkt. Tischlerei Lischitzki ist eine Jungs-Band aus der Region Lüneburg. Es ist DIE Band, mit der wir (option weg) bisher die meisten Auftritte bestritten haben. Schwere Akkorde, inhaltliche Tiefe, nie banal, immer Punk. „Wir Ahnen böses“ ist ein antifaschistisches Konzeptalbum und schert sich einen Scheiß um populäre und/oder angesagte Attitüden. Für mich eine große Wohltat. Ich habe zuviel ALERTA ALERTA ANTIFASCHISTA auf Mainstream-Basis gehört. Das können andere gerne bierselig beim Rock am Ring mitsingen. Ist auch wichtig, ich weiß. Ich mag es aber lieber, wenn es inhaltlich mal tief geht und unbequem wird, wenn es mal KEINEN eingängigen Refrain gibt, wenn der dritte Akkord mal nicht der ist, den du erwartest. Das Album ist ein exzellentes Beispiel für gute Erinnerungskultur, das viel Bezug zur Gegenwart nimmt. Besonders beeindruckend der Song FAMILIENGESCHICHTE: „(…)Wolfgang Mirosch ermordet in Auschwitz mit nicht mal 7 Jahren, weil er ein Sinto war (…)“ Der andere Name der fällt, ist Robert Heinrich Salau, der auch ermordet wurde. Am Ende des Liedes wird rausgeschrien: „Hier habt ihr eure Namen zurück!“ Die ruhige Instrumental-Einleitung auf Seite 2 trägt den Titel 28463. Das war die Häftlingsnummer von Robert. Das Layout der Platte ist voll mit historischen Archiv-Schnipseln, jeder Song ein emanzipatorischer Beitrag zu heutigen antifaschistischen Kämpfen. Großartig! Holt euch diese Platte bei
Die Tischlerei ist eine von diesen Bands, die ein paar hundert Vinyls mit viel Aufwand, Herzblut und Kohle produzieren und dann Jahre brauchen, um das Zeux unter die Leute zu bringen. Also supporten!! Die Platte ist Esther Bejarano gewidmet. Das ist auch toll! Und sie kostet unter 15 Euro, echt mal...Besonderheit: Es gibt nur schwarzes Vinyl!!! Keine farbig limitierten Extrapressungen, womit sich viele andere Bands ja immer wieder schmücken. Die Tischlerei Lischitzki hat einen Zettel beigelegt, auf dem steht, dass diese Mehrkosten für die Seenotrettung gespendet werden. Kluger und solidarischer Gedankengang! Also Leute, bestellt die Scheibe, zahlt dafür 20, 25 oder mehr Euronen und ihr bekommt dieses wichtige und rare Stück Subkultur bald auf euren Plattenteller! Und für alle, die lieber streamen und/oder runterladen, kommt das Ding demnächst auch auf Bandcamp und Spotify. Ach so, und wenn ihr schon dabei seid, bestellt das neue option-weg-Album doch gleich mit. Wir können's nämlich auch brauchen so rein finanziell und zufälligerweise heißt auch unser Label ELFENART!!! Yeah!
Jau, wer hier hin und wieder mal reinschaut, hat bemerkt, dass die Abstände größer werden, wo ich was schreibe. Vieles landet mittlerweile auf Instagram, was sicher damit zu tun hat, dass es dort die schnelleren und direkteren Rückmeldungen gibt. Hier habe ich eigentlich permanent das Gefühl, ins Leere zu schreiben. Und Themen aufzuwerfen, die wir diskutieren könnten, hat hier noch nie funktioniert. Mails sind in die Jahre gekommene Postkutschen, die kaum noch wer nutzt. Mir fehlt auch ein bisschen die Muße, mich immer wieder neu zu bestimmten Themen zu äußern. Teilweise, anders als früher, maße ich es mir auch nicht mehr an, mich zu Geschehnissen zu positionieren, die ich eigentlich nicht umfassend einsehen kann. Hab' zum Beispiel trotzdem ein ganz schlechtes Gefühl bei den vielen Luftbrücken-Forderungen zu Afghanistan, weil für mich immer mitschwingt, dass nur die sogenannten "Ortskräfte" und halt "Deutsche" gemeint sind und ausgeflogen werden sollen. Niemanden scheint es zu interessieren, dass dort Millionen von Menschen nicht mehr leben können oder wollen. Das Land wird zurückgelassen wie ein Trümmerhaufen. Und angeblich hat das niemand kommen sehen?!
Auftritte sind für dieses Jahr erstmal durch, wie es aussieht. Das Ding auf der Lohmühle am 28.8.2021 mit option weg war hübsch. Hat zwar nicht so geballert wie beim anarchistischen CSD, aber war trotzdem gut. Insbesondere die anderen Acts habe mir Freude gemacht. Xilian zum Beispiel mit ihrer Luftnummer-Performance
Oder die
und nicht zuletzt
,die den Abschluss machten. Meine Jüte, war das ein Feuerwerk. Hardcorepunk vom schnellsten und besten. Anarchistisch in einer gender-mixed-Besetzung. Das hat mir alles gefallen. Sonntag danach hatte ich dann wieder Schicht. Verbotene Corona-Demos gleich mit dabei. Die Idioten sterben nicht aus. Sie werden immer mehr. Die ganze Welt brennt deswegen. Und ich stehe mit nem Eimer Wasser und meinem Akkordeon irgendwo in Neukölln auf der Straße. Hophop alter Mann, dann leg mal los! Kannst doch sonst alles Bürschchen! Am Arsch! Mach doch selber.
Die Rubriken des Monats sind schon neu. 2 Tage zu früh. Hoffe, ihr ärgert euch nicht, weil ihr vielleicht zu spät dran seid, aber alle hatten ja auch 4 Wochen Zeit, das Juni-Zeux zu begutachten.
Wir haben mit option weg schön auf'm anarchistischen CSD gespielt letzten Samstag. Tolles Erlebnis. Viele Leute waren ganz aus'm Häuschen. Wir auch. Bestes Erlebnis für mich war die Begegnung mit einem Flaschensammler, den ich schon kenne. Wir grüßen uns immer und fragen uns, wie es uns geht. Er jammert eigentlich nie. Bewunderswert. Sehr sehr dünner blasser armer Mann. Wir stehen da also mitten auf'm Mariannenplatz zwischen all den queeren Menschen und er sagt zu mir: "Weißt du, ich bin hier gerne, weil ich hier so sein kann, wie ich bin!" Mir schoss direkt ne Träne ins Auge, so berührt war ich. Darum geht es. So zu sein wie du bist. Und ihm ging es um die Atmosphäre und um die gefühlte Angstfreiheit. Nicht angepöbelt zu werden wegen irgendwas. Keine Angst zu haben. Einfach teilhaben können ohne sich Gedanken zu machen. Mir ging es genauso. Können sich manche vielleicht nicht vorstellen, aber auch ich fühle mich in dieser Queer-Community immer sehr wohl, obwohl keiner der Buchstaben aus LGBTQ (lesbiangaybitransqueer) wirklich auf mich zutrifft. Aber klaro möchte ich auch so sein wie ich bin. Sozial verträglich am Besten, freundlich und weltoffen. Finde es dann immer schwierig, wenn Leute trotzdem die Welt in "Cis-Dudes" und andere einteilen. Bei punktoo hieß es jetzt zuletzt: "keep cis men out of punk and hip hop". Damit ist übrigens meistens (vermutlich) NICHT gemeint, dass Jungs wie ich nicht mehr mitmachen sollen, sondern eher, dass FLINTA*s (frauenlesbeninternon-binarytransagender) ihre Räume radikal einfordern. Dennoch steht da erstmal, dass cis-Männer nicht mehr länger erwünscht sind. Lass ich mal so stehen. Mittlerweile läuft auch eine #deutschrapmetoo -Kampagne, mit der ich, genau wie mit #punktoo uneingeschränkt solidarisch bin. Es ist gut, die patriachalen Strukturen und ihre Auswirkungen hinsichtlich sexualisierter Gewalt zu benennen, anzuprangern und den Betroffenen zu helfen. Ich bin uneingeschränkt solidarisch mit den Frauen*, die Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt erlebt haben und erleben. Kein ABER! Wünsche mir, dass gesehen wird, dass sich auch manche cis-Dudes in diesen Kämpfen solidarisch verhalten und sie unterstützen. Wir sind davon nicht betroffen, dass ist der entscheidene Unterschied, aber das ist nicht gleichbedeutend damit, dass ich als cis-Typ per se ein Arschloch bin.
Anonyme und kostenlose Hotlines für Betroffene: Hilfetelefon sexualisierter Missbrauch 0800 2255530 / Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen* 0800 0116016
Landtagspfahl in Faxen-Anhalt. Gestern. Etwa eine Million Menschen hat gewählt (bei etwa 2,2 Mio Einwohner*innen) und die AFD hat um die 220000 Stimmen bekommen. Jede*r Zehnte fand das also ne gute Idee, so eine Kartoffel wie Oliver Kirchner, der ja bekanntermaßen dem völkisch-nationalen Flügel zuzuordnen ist, aktiv zu unterstützen. Meiner Meinung nach ist er genauso ein Faschist wie Höcke. Wenn der wenigstens Charisma hätte oder halbwegs "okay" rüberkäme, dass du das Gefühl hättest "...och, mit dem würde ich zur Not auch mal'n Bier trinken!", verstünde ich die Wähler*innen vielleicht ein kleines bisschen. Aber der Typ is' ja n absoluter Unsympath. Willste beim Grillen oder im Sportverein nicht dabei haben. Attitüde, Sprache und Auftreten sind dumpf und aggro. Der ist noch nicht einmal clever genug, seine Menschenverachtung irgendwie im Zaum zu halten oder zu verstecken. Okay, aber genau das finden viele offenbar kuul. Die Leute wählen die AFD also nicht TROTZ solcher Panneköppe sondern offenbar GENAU DESWEGEN.
Die CDU bekam etwa 400000 Stimmen. Etwa 720000 Menschen haben sich entschieden, nicht zu wählen. Ich nehme das ernst. Meine These: Real existierende Demokratien in einem kapitalistischen Kontext geben vielen Menschen das Gefühl, dass sie marginal bis gar nicht mitgestalten können. Und es ist ja auch nicht ganz falsch. In fast allen Bereichen gesellschaftlicher Themen bestimmen wirtschaftliche und kommerzielle Interessen das Geschehen. Wohnraum IST Ware. Arbeit IST Ausbeutung. Rüstung und Waffen SIND integraler Bestandteil von Politik und Wirtschaft. Atomkraftwerke werden nicht deshalb abgeschaltet, weil wir jahrzehntelang dagegen gekämpft haben und weil es scheißgefährlich ist, sondern weil mit erneuerbaren Energien in Zukunft mehr Geld verdient werden kann. Hauptproblem: Kapitalismus fordert und fördert oft diskriminierende und menschenverachtende Strukturen global.
Kleine abschließende Bitte an Journalist*innen: Fragt bitte keine AFD-Vertreter*innen mehr, warum sie sich nicht stärker nach rechts abgrenzen. Rechts von denen ist nur noch die Wand, wie soll das gehen? Fast 60% haben übrigens auch rechtskonservativ bis rechtsextrem gewählt.
Noch'n kleines Spaßbeispiel am Schluss. Wenn alle Wahlberechtigten gewählt hätten (!), wären diese 720000 Nichtwähler*innen stärkste Kraft mit 40%, die CDU käme auf etwa 25%, die AFD auf 10% und der Rest läge jeweils so bei 5% oder nochmal drunter. Auch ne Perspektive.
In Anbetracht der weltpolitischen Lage kommen mir die vielen kleinen regionalen Polit-Diskurse oft vor, als wären sie nicht relevant genug, um sie fortzuführen. Wie lächerlich erscheint ein gewaltsamer Polizeieinsatz in Berlin am 1.Mai gegen das, was sich gerade wieder im Nahen Osten abspielt? Wie abgehoben wirkt es, sich in Genderdebatten einzubringen, obwohl Geflüchtete weltweit ums Überleben kämpfen?! Andererseits bin ich auch müde, meinen Frust und meine Wut immer und immer wieder herauszuposaunen zu globalen Geschehnissen, an denen ich meistens eh nix ändern und die ich darüberhinaus noch nicht einmal umfassend bewerten und einschätzen kann.
Habe erneut einen Beitrag zum Thema Gender verfasst, weil mich das zur Zeit umtreibt. Motivation ist der Wunsch danach, die verhärteten Debatten in Zukunft wieder konstrukter führen zu können.
Vielen wird es schon aufgefallen sein, dass die Attribute alt, weiß, cis und männlich auch auf mich zutreffen. Das ist so. Und es hat für mich immer bedeutet, dass ich nicht von Rassismus und Sexismus betroffen bin. Meine Gender-Identität war nie Anlass für andere, mich zu diskriminieren. Das „alt“ kam dann erst im Laufe meines Lebens dazu, ich weiß nicht mehr genau, wann. Madsen hat einen Song rausgebracht, der „alte weiße Männer“ heißt. Ich habe sie gefragt, was ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen alten weißen Männern und mittelalten weißen Männern (die sie ja selbst sind) ist und keine Antwort bekommen. Ich kann auch nicht erkennen, was ganz junge weiße Männer so grundsätzlich besser machen. However. Es ist ein großes Privileg, nicht wegen Hautfarbe oder Geschlechtszugehörigkeit angegriffen zu werden, sondern nur für das eigene Handeln und für die Worte, die du sprichst oder schreibst. Je älter ich werde, desto bewusster wird mir das. Da ich mich seit über 40 Jahren in einem radikalen linken emanzipatorischen Umfeld bewege, haben sich meine Kämpfe dennoch immer gegen Diskriminierung jeglicher Art bewegt. Ich habe, wie viele andere auch, meine Privilegien aber nicht genutzt, um Karriere zu machen oder Macht zu erlangen, sondern mich dem z.B. dem Punk, dem Antifaschismus gewidmet und ausschließlich prekär gearbeitet. Und jetzt sitze ich mit Trump, Sarrazin und Maaßen in der gleichen Schublade und frage mich, wo genau unsere Gemeinsamkeiten liegen. Irgendwas ist schief gelaufen. Fehlt in diesem Diskurs möglicherweise manchmal der Klassenbegriff? Bin ja auch noch Taxifahrer ohne Abitur. Der Gender-Diskurs ist oft geprägt von einer akademisierten Sprache, die weder ich, noch meine Fahrgäste oder die Leute hier im Kiez sofort verstehen können. Die einfachen Menschen außerhalb der Szene-Blase sind aber die, mit denen ich die meisten meiner Gespräche gegen Sexismus und Rassismus führe. Mit all meinen Privilegien, mit aller Vorsicht! Könn‘ wa bitte trotzdem zusammen weitergehen?! Wär mir ein Fest!
Liebe Leute! Nachdem sich irgendwelche Internetpirat*innen vor ein paar Tagen an meiner Bandcampseite zu schaffen gemacht haben, ist nun wieder alles hübsch, so wie es soll. Ihr könnt also bedenkenlos wieder Musik hören, downloaden und wenn ihr mögt, auch Spenden dafür raustun. Kleiner Hinweis: Künstler*innen erhalten auf Bandcamp rund 75% von der Kohle, die ihr spendet. Wenn ihr gerne 100% rüberschicken wollt, könnt ihr in meinem Fall umsonst downloaden und unabhängig davon was auf's paypal-Konto tun.
newyok@gmx.de
Bevor ihr meine kleine Abhandlung über einen Toxoplasma-Song lest, möchte ich euch noch schnell auf die Kundgebung am Samstag hinweisen. Mumia Abu Jamal wird 67 Jahre alt. Leider ist er nach fast 40 Jahren Haft mittlerweile schwer krank. Kein schöner Anlass also, aber Solidarität ist wichtig und sie wird an diesem Tag weltweit passieren. Ich werde neben anderen Künstler*innen auch ein paar Songs zum Besten geben. Genaueres findet ihr unter "Termine". Dann noch schnell der Hinweis, dass ich kürzlich ein sehr langes Review zu der großartigen Band 100 KILO HERZ geschrieben habe. Könnt ihr
nachlesen oder auf Instagram. Aber auf jeden Fall auch mal in die Musik reinhören dann!
Jau, und dann jetzt eine kleine negative Kritik an einer Band, die bestimmt viele mögen. Eigentlich ist das nix Großes, denn die Band veröffentlicht diesen Song seit 40 Jahren ja selbst in Form von Tonträgern und Live-Auftritten. Das macht es leider nicht besser und ich staune ein bisschen, dass bisher kaum wer auf die Idee kam, das inhaltlich mal als ein NO GO zu benennen. Viel "Spaß" beim Weiterlesen unter dem Bild.
Songs sagen immer was über die Künstler*innen aus, die sie schreiben, spielen und singen, über das Umfeld, das diese Songs hört, kauft und mitsingt, über die Läden, in denen performt wird und über die Mailorder, die die entsprechenden Tonträger vertreiben. Ich fürchte, ich muss in diesem Fall der punkaffinen Szene ein großes kollektives Wegschauen oder im besseren Fall ein banales Nichtwissen bescheinigen. Ich weiß aber mittlerweile auch, dass Leute sich aus Angst vor Angriffen oder anderweitig befürchteten Konsequenzen einfach mal nicht trauen, das zu thematisieren. Das ist ein wirklich schwerwiegendes strukturelles Problem. Ich selbst kannte den Song bis vor Kurzem nicht, obwohl mir die Band seit den 1990ern vertraut ist und ich sie auch schon live sah.
TRIGGERWARNUNG! Noch ein paar Zeilen, dann kommt der Text. Er ist gewaltvoll, homophob und sexistisch.
Toxoplasma spricht seit 40 Jahren vielen Punx aus der Seele. Es gibt Songs von ihnen, die ich gefeiert habe und es liegt mir fern, die Band nun auf diesen einen beschissenen Song zu reduzieren. Dennoch ist und bleibt es scheiße und verstörend, weil es eine Haltung ausdrückt. Und nein, ich bin nicht die Szene-Polizei! Ich arbeite für den Punker-Geheimdienst! Hier der Songtext:
"Lass mich in Ruhe lass mich allein, ich will nicht mehr dein Arschlecker sein! Du glaubst, du wärst die schärfste Frau, ich piss dir in die Fresse du alte Sau! Du glaubst, du hast mich total in der Hand, hau ab oder ich hau dich mit dem Kopf durch die Wand! Ich will nicht mehr dein Arschlecker sein! Dein Arsch ist fett, dein Blick so cool, doch bevor ich Dich ficke werd ich lieber schwul."
Der Song stammt aus dem Anfang der 1980er-Jahre. Toxoplasma hat ihn gegenwärtig immer noch im Programm. Was hier passiert, ist die Androhung von (häuslicher) Gewalt gegen Frauen* bzw. FLINT*-Personen. Und ich möchte nicht, dass es dafür im Punk oder sonst wo auch nur einen Millimeter Platz gibt. Punkt.
Es gibt genug Typen in der Szene, die so einen Song sicher als Legitimation für ihr eigenes Verhalten sehen, gerade weil sie die Band geil finden. Auf Nachfrage bei Toxoplasma bekam ich die Antwort, dass das Stück nicht auf Druck von außen aus dem Set gekickt wird und dass der Text nicht geschlechterspezifisch gemeint sei, was n Witz ist, weil eindeutig über eine Frau gesungen wird.
Sexistischer Kackscheiß wohnt auch in mir und im Punk schon lange. Er ist männlich geprägt. Nur Reflexion und Austausch können dafür sorgen, nicht selbst zum handelnden Arschloch zu werden. Jeden Tag neu. Move on! Schweigen ist keine Option.
Behelfsausfahrt
Damned! Jetzt jähren sich schon die Termine der ausgefallenen Veranstaltung*innen. Heute vor einem Jahr hätte ich'ne Lesung in Cottbus gehabt, gestern Leipzig und morgen Weimar. Vor 2 Tagen hätte ich erstmalig die großartigen BAD COP BAD COP im Cassiopeia live gesehen. Auch der Verschiebetermin im Oktober fiel aus, dann habe ich die Karten zurückgegeben. Und in der Zukunft mag ich nix mehr planen,...NO FUTURE wie Punk Ende der 70er, nur dass die Leute da die Konzerthallen reihenweise zerlegt haben und heute sind diese einfach nur leer...die Konzerthallen und die Leute.
Ich frage mich, ob diese rechten Blitzbirnen mit ihren großen Wirsinddasvolkmerkelmusswegesgibtkeinvirus-Aufläufen demnächst mal die eine oder andere Innenstadt demolieren werden. So nach dem Motto: Endlich mal wieder rein in die Läden, nicht durch die Tür, sondern durch die Frontscheibe. Shoppen mal anders. Und dann die Gunst der Stunde nutzen und gleich noch ein paar missliebige Menschen verkloppen und ein paar linksgrünversiffte Strukturen angreifen. Hellau, hau rein Herr Schützenverein! Bombenstimmung von AFD bis dritter Weg. Die Polizei würde vermutlich daneben stehen und mit den Schultern zucken, so wie vor ein paar Tagen in Kassel. Da könnten sie leider nix machen...wie schon bei den antiemanzipatorischen Demonstrationen zuvor, wo die Leute auf Mund-Nasen-Schutz verzichtet und ne Menge egozentrischen Unsinn verbreitet haben. Die Polizei hat immer alle Hände voll damit zu tun, antifaschistische Gegendemonstrant*innen zu verprügeln. Ordnung muss sein! Wiederhole ich mich eigentlich?! Wahrscheinlich. Die gesellschaftlichen Mechanismen wiederholen sich aber auch. Unzufriedenheit kehrt sich hier nicht in Solidarität, sondern in Hass und Dumpfbackentum. Wie tief müssen die Privilegien von vielen verinnerlicht sein, dass die Menschen sie für selbstverständlich halten? Dass sie ein Anrecht darauf hätten?! Keine neuen Schuhe für Faschist*innen, kein Wohnraum, keinen Meter auf der Straße, kein Freibad! Kein Fahrrad und keinen Internetzugang. Fertig! Und keine Hosen! Und keine Genehmigung für gar nix! Und keinen Zahnersatz! Und auch keine Schmerztabletten oder Süssigkeiten! Nix da Freundchen! Lässt sich das Wort "Freundchen" eigentlich gendern? Nee, nä?! Okay, ich springe jetzt aus'm Hochpaterre in einen Brombeerbusch und werde dabei laut ANARCHIE IHR ARSCHLÖCHER rufen! Danach gehe ich schweigend auf einer Mittelinsel in Steglitz spazieren. Immer auf und ab bis das Ordnungsamt kommt. Und dann gehe ich mit denen einen saufen und erkläre ihnen, wie sie wirklich mal was in Ordnung bringen könnten. Mit Spucke und Fantasie!
Wir konnten es nicht abwarten und sind deshalb einen Tag zu früh. Wir haben den internationalen Frauenkampftag als Datum für die Veröffentlichung unseres Videos gewählt, weil es thematisch und inhaltlich so gut passt. Mit vielen Kompliz*innen entstand ein energiegeladenes Video von überwiegend FLINTA* (Frauen (das meint meist spezifisch cis hetero Frauen), Lesben, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen). In Zeiten von realen und strukturellen Diskriminierungen auf allen Ebenen freuen wir uns über die Weiterverbreitung und kreativen Ausgestaltung der Message!
Endlich wurde der rechtsextreme Einzeltäter, der sich in den emanzipierten und weltoffenen Strukturen der deutschen Bundeswehr jahrelang versteckte, vorläufig festgenommen. Tapfere Spezialkräfte der hessischen Polizei (die ja kürzlich vermutlich völlig zu Unrecht verdächtigt wurde, Mails mit Todesdrohungen an linke Politiker*innen geschickt zu haben) nahmen den Kameraden zu einem ernsten Gespräch mit auf die Wache. Nach ersten Erkenntnissen wurden die beschlagnahmten Waffen gemeinsam begutachtet und dann zur Aufbewahrung an vertrauenswürdige suspendierte Kolleg*innen übergeben. Übergeben hat sich angeblich auch eine Sprecherin der Initiative "Bürger*innen beobachten die Polizei". Offenbar war ein verdorbenes Frühstücksei der Grund. Es ist gut zu sehen, dass in Deutschland die Zusammenarbeit der Vertuschungsbehörden und den Tatbestands-Dienststellen bestens funktioniert. Die Demokratie muss wehrmacht bleiben...
Francoise Cactus ist tot. Ich kannte sie nicht, aber es berührt mich. Sie war anderthalb Jahre jünger, ist mit Stereo Total bekannt geworden. Viele kennen den Track "Liebe zu dritt". Das war wohl ihr größter Hit. Habe die Band nur einmal live gesehen und zwar auf dem Klangtherapie-Festival 2019, wo ich selbst auf einer Nebenbühne auftrat. Stereo Total war die einzige Band, die ich vom Namen her kannte. Ansonsten war ich da total lost. Am 5.8.2019 schrieb ich hier im Blog:
"Ich schaue mir STEREO TOTAL schon beim Aufbauen an. Bin beruhigt, dass sie den gleichen angestrengten Eindruck machen, wie ich selbst, wenn ich/wir die Bühne vorbereite/n. Die beiden sympathischen Menschen, Francoise und Brezel (12.9.2019 Festsaal Kreuzberg) sind beide ein kleines bisschen jünger als ich und bieten eine recht unspektakuläre Show. Der Sound fällt gegen das übliche Gewommer des Festivals etwas ab, aber die Stimmung schwappt in einzelne Ecken des Publikums durchaus über. Erstaunlich: Viel mitgesungen wird nicht. Auch nicht bei ihren Hits."
Ich war damals erstaunt, dass die beiden nicht mehr gefeiert wurden, sondern sich ganz schön abmühten. Weiterhin wunderte mich, dass sie so gar nicht den Eindruck von "Popstars" machten, sondern eher ziemlich "normal" daherkamen und auf mich einen eher unbeholfenen Eindruck auf der Bühne machten. Symphatisch unprofessionell und musikalisch eher Mittelmaß. Gerade das gefiel mir, weil ich damals in dieser speziellen Situation Kompliz*innen in ihnen sah. Es gab einen Moment nach ihrem Auftritt, wo sie im Backstage rumliefen, dann stehenblieben und sich offenbar kurz besprachen, was sie noch machen würden. Ich hatte den Impuls, hinzugehen, sie anzuquatschen und im besten Fall noch ein paar Bier mit ihnen zu trinken, aber ich tat es nicht. Ich wollte nicht stören, sie nicht nerven. Schade, dass ich es nicht gemacht habe. Gerne würde ich mich jetzt an so einen gemeinsamen Moment mit Brezel und Francoise erinnern. Hier eine kleine Erinnerung in Form eines wenig geklickten Songs. Er wirkt verloren und ich finde, das passt.
Morgen jährt sich der Todestag von Immanuel Kant zum 217ten Mal. Was ich alles weiß! Uiuiui! Und wisst ihr, was heute ist?! Heute vor exakt 20 Jahren fand das erste Treffen von Revolte Springen statt. Ein zusammengewürfelter Haufen von etwa 20 Leuten, die sich in einem Tagungshaus im Wendland trafen und von denen sich dann eine Crew aus 10 Leuten fand, um den Weg zu gehen. Das war immer ne gute Gang. Da war viel Arbeit und Gruppendynamik. Auch Fluktuation. Und es gab Zuspruch. Je länger wir zusammen waren, desto mehr wurde es. 2015 dann die Auflösung, ich bin schon 3 Jahre vorher raus. Die meisten von uns sind immer noch irgendwie miteinander befreundet, teilweise auch deshalb, weil die Zeit so intensiv und prägend war. Bin froh, dass ich das erlebt habe. War ne geile Zeit.
Und was ist mit dem angekündigten Schneechaos?! Vor einer Woche hatte ich richtig Schiss, weil die immer davon redeten, dass es wie 1978/1979 werden könnte. Aber das war ja wohl nix. Ey Winter 1978/79 war ich nämlich dabei und das war echt scheiße! Wir waren wie in jedem Jahr damals zwischen Weihnachten und Neujahr Handballspielen in Dänemark. Ich habe das geliebt! Und weil der Busfahrer die Unwetterwarnungen bei der Rückfahrt nicht ernst genommen hat, sind wir irgendwo bei Schleswig in Schlewig Holstein auf der Autobahn eingeschneit. Da ging gar nix mehr und dann sitzt du da mit 50 anderen Jugendlichen und ein paar Betreuer*innen in diesem Scheiß-Bus und kommst nicht weiter. Nach Stunden kamen THW und Bundeswehr, um uns zu retten. Ich landete mit anderen auf der eisigen Ladefläche eines Bundeswehrfahrzeuges und einer der Soldaten hatte eine Flasche Wodka dabei, die er auspackte und die dann die Runde machte. Ziemlich kuule Geste eigentlich, aber das konnte mich später trotzdem nicht dazu bewegen bei dem Verein mitzumachen. Wir landeten für eine Woche in einer Schleswiger Jugendherberge und feierten dort Silvester. Der Schnee stand ohne Scheiß an manchen Stellen ein paar Meter hoch. War auch prägend...anders als bei Revolte Springen, aber auch intensiv. Und was ist heute? Jau, kalt ist es,...aber sonst? Geht doch! Okay, auf einer Autobahn kamen die Leute auch mal über 10 Stunden nicht weiter, aber hey, das war echt nich' so krass wie damals.
Habe eben mal fix in die Bundestagsdebatte reingeschaut, wo die über den fortgesetzten Lockdown reden. Was mir echt auf den Zünder geht, dass alle Oppositionsparteien so'n Sprech haben, als wäre nicht die Pandemie das Problem, sondern die große Koalition aus SPD/CDU/CSU. Und dieses Geheule, dass Deutschland mal nicht unter den Top-5 beim Impfen ist. Oh menno...Es ist nun mal schwer, den Scheiß zu managen und die Verantwortung für Regelungen zu übernehmen. Ich finde auch nicht geil, dass Milliarden in Kanäle fließen, die den Menschen erstmal nicht direkt helfen, aber das ist Neoliberalismus, das sind die Mechanismen eines Kapatilismus, der noch nie dafür gesorgt hat, dass es allen gut geht und dass alle was vom Kuchen abbekommen. Und das Schlimme an der Debatte ist dann, dass aber alle das System an sich befürworten und den Wohlstand verteidigen wollen...den deutschen Wohstand wohlgemerkt...und die etwas "Fortschrittlicheren" vielleicht auch noch den europäischen Wohlstand...Die armen Länder können eh gucken, wie sie ohne Impfstoff klarkommen...und das sind die meisten. Ich wusste, dass das Jahr scheiße wird, wenn es schon damit anfängt, dass Gerwyn Price die Dart-WM gewinnt. Dieser Testosteron-Bolzen, die Verkörperung des Klischees für unangenehme Männlichkeit. Gibt es in allen Sportdisziplinen, weiß ich. Aber habt ihr euch mal die Frage gestellt, warum der Erfolgsjubel im männlichen Profisport zunehmend aggressiver und mackriger wird? Immer geballte Faust, immer böses böses Gesicht, immer Oberkörperpräsentation wie bei Primaten. Ist mir auch bei der Handball-WM aufgefallen. Da passiert es ganz selten, dass sich mal'n Spieler sichtbar freut über ein Tor oder eine gelungene Aktion. Härte, Effizienz und Verbissenheit sind der Standard. Druck, Kommerz und Vermarktung die üblichen Begleiterscheinungen. Zum Kotzen.
Ich geh jetzt raus auf'n Balkon und sprech mit meiner Lieblingstaube. Die mit der abstehenden Feder. Die ist mittlerweile so an mich gewöhnt, dass sie nicht mehr wegfliegt, wenn ich das Futter bringe. Blöde gucken tut sie aber immer noch. Und sacht nix...Naja, wird schon werden. Ich bin optimistisch!
Muss echt mal danke sagen! Ich freu mich, dass ihr das neue Album hört, downloaded, kommentiert und teilweise sogar bezahlt, obwohl der Download for free ist. Manche von euch gehen damit um, als würden sie bei mir ne CD oder ne LP kaufen. Das fühlt sich für mich gut an. Hatte die Songs ohne große Erwartungen rausgekloppt und merke jetzt über die eine oder andere Rückmeldung, dass da wohl was passt.
Aber hey, ich würde auch gerne wissen, was NICHT passt. Und zwar nicht nur bezogen auf das letzte Album, sondern allgemein. Bei welchen Textzeilen von mir verdreht ihr die Augen? Wofür möchtet ihr mir den Stinkefinger zeigen? Wo habt ihr gedacht "Alter, so geht das gar nicht!". Wo ward ihr enttäuscht, was fandet ihr zu heftig, falsch oder inakzeptabel? Habt ihr Rassismen oder Sexismen entdeckt?! Ich frage das auch vor dem Hintergrund, dass ich jetzt vermehrt anfangen möchte, fremde Liedtexte zu analysieren und auseinanderzunehmen. Und zwar die von linken Künstler*innen. Und klaro fange ich da auch bei mir an. Mir fallen selbst ein paar Passagen ein, die ich heute so nicht mehr singen möchte, aber ich brauche euer Feedback, um mehr zu sehen. Und ich brauche auch Hinweise von euch auf Songtexte von anderen, die ihr entweder richtig gut findet oder auf welche, über die ihr euch ärgert. Ich entdecke gerade in letzter Zeit wieder häufiger Lyrics von Musiker*innen (Bands, die vermutlich viele "von uns" mögen), die ich fragwürdig bis bescheuert finde. Aber, wie schon erwähnt, es geht auch um gelungene Lieder. Welche, die so gut sind, dass es zu dem jeweiligen Thema eigentlich keinen zweiten Song mehr braucht. Und ich will die Bands und Künstler*innen dazu befragen, was sie denken, warum sie es gemacht haben, wie sie es gemacht haben. Wie scheiße ist es, zu singen, dass du in Gedanken einem gewissen Innenminister schon hundertfach die Kugel durch den Kopf geschossen hast? Ist es akzeptabel, denen den Tod zu wünschen, die sich bereichern an den anderen? Dürfen wir politische Gegner*innen als Dreck bezeichnen? Faschist*innen als Abschaum? Ist das Gendern von Sprache in Songs verkopft oder sollten wir es unbedingt machen? Was ist von mittelalten weißen Männern zu halten, die singen, dass sie alte weiße Männer scheiße finden? Ist die Parole "Ganz Deutschland hasst die Polizei" eine, die ihr ruft? Seid ihr dann Deutschland? Was ist mit "Ganz Deutschland hasst die AFD"? Sollte das von einer Punkband gesungen werden? Und wenn ihr es mitsingt, gehört ihr dann dazu zu diesem "deutschen Kollektiv?" War "Deutschland verrecke!" gestern? Geht beides? Was ist mit sexualisierter Sprache? Sollen wir die AFD echt ficken? Oder die Polizei? Was geht, was geht nicht?! Was ist Provo, was ist Punk? Wo wird's mackrig, deutsch oder männerdominant? Da ich hier auf dieser Website nicht die mega-Reichweite habe, würde ich euch sogar bitten, per copy/paste diese Passage herauszukopieren und sie dort, wo ihr in den sozialen Medien unterwegs seid, zu posten. Gerne mit meiner Mailadresse für Rückmeldungen: newyok@gmx.de
Ich selbst werde das in den nächsten Tagen auf Instagram posten und mal gucken, ob es ein Interesse gibt. An ALLE ZUSAMMEN GEGEN DEN FASCHISMUS ist nix verkehrt, oder?
Bündnis Aktives Gedenken 2020 from Bündnis Aktives Gedenken on Vimeo.
Ein paar Leute werden es bemerkt haben, dass diese Seite ne Weile offline war. Sorry dafür. Da keine spannende Geschichte dahintersteckt, gibt es eigentlich auch nix zu erklären. Dafür ist das Schriftbild jetzt was besser. Danke Anke! Alles bleibt aber schön oldstyle hier. Es ist einiges passiert. Mein neues Album ist draußen. Und: Ich habe einen Bechersong kreiert! Beide Links findet ihr unter diesem Text. Außerdem, aber das erwähnte ich schon an anderer Stelle, bin ich jetzt auf Instagram unterwegs. Habe da durchaus auch meinen Spaß, ohne die Welt da draußen aus den Augen zu verlieren. Und ich habe sogar schon Kolleg*innen kennengelernt,...oder Seelenverwandte...wie auch immer.
Bin gesund geblieben bisher. Hatte wohl Glück, führe aber auch ein zurückgezogenes Leben ohne viel physische Kontakte. Halte mich an die Regeln. Sehe wenig Alternativen dazu. Hoffe, dass es aufhört. Alle hoffen das. Plötzlich hat das Leben, das wir vorher hatten, einen größeren Stellenwert bekommen. Die alten Selbstverständlichkeiten wandeln sich in unseren Köpfen zu erstrebenswerten Geschehnissen. Sich eine Flasche Bier vom Späti holen, eine/n Freund*in treffen, umarmen und dann am Ufer abhängen, hinterher irgendwo rein und Live-Musik hören. Unbeschwert. Leben halt.
Leider sind die Beknackten auch überall deutlich zu sehen. Von Trump wird in ein paar Tagen hoffentlich niemand mehr reden, aber die über 70 Millionen Leute, die ihn kuul finden, die bleiben. Die sind rechtsextrem, homophob, gewalttätig, männerdominiert, rassistisch, patriotisch, sprich: durch und durch daneben und scheiße. Das macht mir keinen Mut. Aber richtig Sorgen würde ich mir erst machen, wenn es auch in Deutschland 70 Millionen wären. Weil, dann wären es weltweit so knapp 7 Milliarden Idioten. Das is'n kleines bisschen zuviel. Ich finde keinen guten Satz, um diesen Text zu schließen, also ende ich mit einem Zitat aus einem meiner neuen Songs: "Manche suchen im Schrank die Tassen!".