POCKETPUNK

18.12.2012 - Der Abschied des Ypsylons

Ich weiß, es gibt echt Wichtigeres, aber ich will es euch mitteilen: Das hier wird mein letzter Eintrag sein, bei dem ich das Yott durch ein Ypsylon ersetze. Ich hör auf mit dem Quatsch nach über 30 Yahren. Ich brauche Veränderung ;)

Die Meisten wissen eh nicht, was das soll oder sollte, stimmt's?! Ganz ehrlich: Es hatte keinen tieferen Sinn. Ich hatte Spaß dran...und yetzt macht es keinen Spaß mehr, sondern ist Routine geworden und "normal". Und wenn Sachen "normal" werden, ist es immer gut, sie zu verändern. An meinem Namen YOK bzw. YÖRG ändert sich aber natürlich nix!!! Aber sonst werdet ihr euch daran gewöhnen müssen. Ein guter Anfang wäre, mein Buch zu lesen, denn da habe ich schon mal damit angefangen...kein Ypsylon ist weit und breit in den 50 Kurzgeschichten zu finden, außer da, wo es hingehört. Yaya, ich habe mich übelst angepasst und ich sag' euch gleich noch was: Ich höre auch damit auf, mich weiterhin zu verweigern, wenn Leute möchten, dass ich CDs signiere. Ich mach das yetzt einfach...ich weiß noch nicht wie, aber ich mach das yetzt...Auch das habe ich ein paar Yahrzehnte anders durchgezogen und nun will ich mal sehen, wie es sich anfühlt, wenn ich das mache. Ich habe mir nämlich mal vorgestellt, dass es ya furchtbar wäre, wenn ich z.B. sterbe und dann die Erfahrung nicht gemacht habe, wie es gewesen wäre, wenn ich mal ein Autogramm gegeben hätte. Wäre ein echtes Versäumnis, denke ich. Außerdem ist das bestimmt geil, den Leuten nicht mehr erklären zu müssen, warum ich keine Autogramme gebe! Ich mach das einfach, lächle freundlich und spare Zeit! Und von der gesparten Zeit kaufe ich mir dann eine Windhose! Und dann gehe ich raus in den Sturm und freue mich, wenn es an den Ohren pfeift!

"Werkzeugkisten fliegen durch die Luft! Ein Schraubenzieher bleibt in mir stecken! Der war wohl nicht gut angescnallt in seinem Werkzeugkistenfach...ach nicht so wild, gibt Schlimmeres! Aber was ist hier denn eigentlich los?! Ich frag' Frau Top aus'm fünften Stock. Die sagt: "Ya heut' ist ganz schön Sturm!" Und ich hab' mich schon gewundert über abgeknickte Bäume und Laternen, und dass Rauhhaardackel plötzlich fliegen können, ich glaub', wir sollten uns hier mal entfernen..."

Neuer Song von mir. Noch nicht fertig...Habt ihr eigentlich schon meine neuen CD-Besprechungen gelesen?! Ich habe nämlich was zu WONACH WIR SUCHEN und zu KONNY geschrieben:

wonach wir suchen

konny

Schicke Tonträger! Ich wünsche euch noch einen guten Yahresausklang und dass ihr euch wohl fühlt und gesund bleibt. Lasst uns auch im nächsten Yahr rebellisch bleiben und zusammenkommen, wenn es nötig ist und/oder wenn es Spaß machen könnte! Ich werde yetzt erstmal in Ruhe 50!

12.11.12. - RELEASE OHNE ENDE

Nun ist alles draussen! Konny hat seine neue CD in der Köpi released, Fauli seine im AZ in Köln und icke meine hier in Berlin im BAIZ und im SYNDIKAT. Eben gerade ist dann auch endlich die Langspielplatte von "STABILE NOTLAGE hier eingetrudelt und ich habs yetzt wieder im Rücken vom Schleppen. Egal, so ist das eben, wenn du alles selbst machen willst. Gestern noch Taxischicht, heute Platten schleppen, morgen Platten verschicken und abends Probe. Übermorgen Bett beziehen und Tassen wieder ordentlich in den Schrank stellen,...mit System aber, den Müll runterbringen und nicht versehentlich auf den Hund vom Nachbarn treten, das mag der nämlich nicht. Am nächsten Wochenende dann 3 Demos und das kleine Zimmer mal staubsaugen, Spinnen vorher mit dem Glas fangen und woanders wieder aussetzen. Eigentlich Vollbeschäftigung...Ich glaube, ich will das so. Am letzten Wochenende waren wir dann nochmal fix mit option weg in Kassel, Stuttgart und Frankfurt (a.M.) zum Konzerte abliefern. Zuschauermäßig echt schwierig manchmal mit der Band. Da war ich doch 2 Wochen vorher schon solo vor etwa 120 Leuten im "Haus" in Kassel und sag an, dass wir mit der Band in Kürze wiederkommen,...und dann erscheinen da gerade mal knapp 30 Leutchen. Die haben zwar auch fast alle getanzt von Anfang bis Ende, aber warum waren das nicht auch mal 100 wenigstens?! In Stuttgart war's besser, aber da war ya auch das "Gegenkulturwochenende" und wir waren nicht der einzige Grund, um den Veranstaltungsort zu besuchen. In Frankfurt schließlich war alles hübsch. Volles Haus, klasse Leute, guter sound und lange quatschen bis in den Morgen mit angenehmsten Leuten. Mein Auftrittsadrenalin hat mir dann auch yeweils die Erkältung für die Zeit der Show weggeblasen. Echt toll, was der eigene Körper manchmal so kann. Wieder in Berlin angekommen habe ich aber erstmal kräftig genießt und mich 'ne Stunde hingelegt...

Ach so, Faulis und Konnys neue CDs könnt ihr gerne auch mal im Original kaufen, da sind yeweils tolle Sachen drauf. Klar könnt ihr die auch umsonst downloaden, aber das machen ya alle...Seid mal was besonderes, seid mal anders als die anderen! Ganz im Ernst, wenn kein Mensch mehr unser Zeux kauft, wird es schwierig, das so weiter zu produzieren...Wir freuen uns yedenfalls den Arsch ab, wenn ihr mal'ne CD bestellt und uns dafür ein paar Taler zukommen lasst. Yedes mal, wenn ich hier nämlich zum Bäcker um die Ecke gehe und 5 Schrippen mit einer meiner CDs bezahlen möchte, ernte ich nur verständnislose Blicke. Genau das Gleiche mit meinem Vermieter: Einen Karton Schallplatten findet er nicht akzeptabel als Monatsmiete. Böse ungerechte Welt.

Ich muß yetzt zur Post, Briefmarken kaufen...Ich danke euch fürs Kommen zu meinen letzten Konzerten. Die release-Konzis hier in Berlin waren großartige Erlebnisse für mich. Seid nicht traurig, dass yetzt Herbst ist. Der Winter kommt ya bald!

31.10.12 - DER MENSCHENWÜRDE YEDEN TAG EINS IN DIE FRESSE!

Der refugee-Protestmarsch, der in Würzburg startete, ist längst in Berlin angekommen. Menschen kämpfen für einen Aufenthalt, ein Bleiberecht, sie kämpfen gegen die Residenzpflicht, sie kämpfen um Asyl...ein Grundrecht, gesetzlich verankert,...eigentlich. Weil es aber den wenigsten Flüchtlingen einfach mal so gewährt wird, sind einige aktiv geworden und andere solidarisieren sich. Die gewählten Aktionsformen sind dabei augenscheinlich friedlich und defensiv. Dass nun einige seit Tagen vor dem Brandenburger Tor ausharren, teilweise in einen Hungerstreik getreten sind, weil sie ihren Forderungen Nachdruck verleihen wollen, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es hier um sehr viel geht. Dass sich "die Politik" einen Scheißdreck darum kümmert, ist nichts neues und dass sich die Polizei täglich gewaltsam aufmacht, um Decken, Pappen, Isomatten etc zu beschlagnahmen, Menschen schlägt und festnimmt, kannst du selbst beobacheten, wenn du mal ein paar Stunden vor Ort bleibst. So wenig ich davon überrascht bin, dass es genauso abläuft, so bitter bleibt die Einsicht, dass nicht einmal einzelne Polizeibeamte sich der Aufgabe verweigern, diese Flüchtlinge zu schikanieren. Aber es ist so. Auch Menschen, die sich dort solidarisieren, werden entwürdigend behandelt mit der Begründung dass hier nur polizeiliche Auflagen durchgesetzt werden sollen. Mich macht das nicht traurig, sondern sauer und vielen anderen geht es genauso. Irgendwann wird die Stimmung wieder kippen...an einem völlig anderen Punkt, an einem anderen Ort vielleicht. Irgendwann platzt die Wut aus den Menschen heraus, irgendwann reicht es. Irgendwann fängst du an, dich anders zu wehren. Wer ständig nur getreten wird, tritt irgendwann zurück. Genau das wird passieren. Und dann muß sich auch niemand wundern, wenn wieder Steine, Mollis und was weiß ich noch auf diese Bullen fliegen...einfach mal so...Und ich weiß, was dann die erste öffentliche Frage sein wird: Woher kommt dieser Hass auf die eingesetzten Polizeibeamten? Die Antwort liegt unter anderem in diesen Tagen vorm Brandenburger Tor. Es gibt einen alten Spruch, der auch hier bestens greift: WENN RECHT ZU UNRECHT WIRD, WIRD WIDERSTAND ZUR PFLICHT! Freies Fluten! Bleiberecht für alle! Kein Mensch ist illegal!

...

nomeansno - 8.10.2012

Ich war auf'm nomeansno-Konzert im SO36. Du kennst nomeansno nicht? Dann guckst du erstmal hier:

I've got a gun!

Hübsch, oder?! Die 3 sind live großartig und ich habe den Eindruck, dass sie wirklich ihr Ding machen. Und weil es musikalisch was ziemlich eigenes und ausgetüfteltes ist, gefällt mir das extrem gut. Und weil sie vermutlich alle ein bisschen älter und verrückter sind als ich, finde ichs noch besser. Da ist einfach mal Leben drin, auch wenn mir die Geschwindigkeit manchmal Angst macht. Ich meine, das ist Hochleistungssport, wenn die ein 90minütiges Konzert abliefern. Da mußt du schon sehr fit für sein.

Am Tag nach dem Konzert hatten wir unser record-release-Konzert mit option weg im Südblock. Ich hatte noch ein bisschen Kopfschmerzen von der Nacht davor, die mit einem Freund um 3 im Elefanten endete, aber ich war trotzdem voller Energie. Glücklicherweise kamen so knapp 200 Leute und wir haben ein 2stündiges Konzert abgeliefert und ein paar unserer neuen Platten und CDs verkauft. Viele Freund_innen waren da und der Abend war insgesamt sehr rund aus meiner Sicht. Manchmal wäre ich aber auch gern ein bisschen dicker im Geschäft. Also nicht finanziell/materiell oder so, aber wie geil wäre es, wenn wir mit unserer Band nach Kanada fliegen würden für 5 Gigs und da warten dann yedesmal 500 Leute oder mehr auf uns. Nomeansno machen das andersrum so und es funktioniert. Das So36 war rappelvoll. Natürlich hat das damit zu tun, dass es die Band auch schon über 30 Yahre lang gibt, das werde ich wohl mit keiner Formation mehr hinkriegen, schätze ich. Diese Züge sind abgefahren. Selbst dann, wenn sich Tod und Mordschlag 1999 nicht aufgelöst hätte, hätten wir nun erst rund 17 Yahre auf dem Puckel. Aber das ist eh sowas von überhaupt nicht vorstellbar. Ich habe tatsächlich zu keinem der alten Bandmitglieder mehr einen Kontakt und bei den anderen sieht es untereinander genauso aus, bis vielleicht auf eine Ausnahme. Das ist schon krass. Es ist so richtig "Vergangenheit" für mich und zwar ein abgeschlossener Teil eben dieser.

Solo habe ich dann mal wieder in Hamburg gespielt letzten Freitag. Im Feldstern war das. Das ist zwischen Karolinen- und Schanzenviertel, also ganz in der Nähe vom Millerntorstadion, wo St.Pauli nur 2:2 gegen Union spielte als ich soundcheck machte. Viel zu viele Leute sind gekommen. Über 100 konnten das Konzert sehen und hören, über 50 leider nicht. Hätten wir vielleicht doch besser im centro social aufbauen sollen, was direkt nebendran ist, aber wer weiß das denn schon vorher?! Ich kann nicht mehr wirklich einschätzen, wieviele Leute noch zu meinen Konzerten kommen. Oft habe ich den Eindruck, dass das nicht mehr so interessant für viele Leute ist. Ich kümmer' mich ya auch nicht wirklich drum, bin nicht facebook- oder twittermäßig unterwegs, habe keinen "newsletter", bin schlecht mit "online-stellen" und so weiter und schaffe es auch nur begrenzt, für mich, meine Konzerte und CDs, Werbung zu machen. Ich habe auch keine Ahnung, wie gut meine website besucht ist und wer hier regelmäßig liest...Die Reaktionen sind nicht so zahlreich, aber das muß ya nix heissen.

Bei einem Gespräch mit einem Freund in HH kamen wir auf das Thema "neue deutsche Popmusik" und Inhaltsleere. Ich selbst weiß, wie schwer es ist, Dinge zu formulieren, sie mit Musik zu bestücken und singbar zu machen. Damit beschäftige ich mich echt viel. Mit meiner Haltung, meinem Anspruch dahinter ist das am End nicht spannend für allzu viele Leute. Es funktioniert in einem der vielen linken Mikrokosmen aber ganz gut.

Wenn ich mir dann aber Bands wie "Madsen", "Kettcar", "Deichkind" oder so Leute wie "Thees Uhlmann" ansehe, frage ich mich trotzdem oft, warum die relativ bekannt geworden sind. Die Antwort ist dennoch einfach: Weil es viel mehr Leuten gefällt, als das, was ich mache...So, und dann kommt direkt danach die Frage, warum das so vielen Leuten so gut gefällt. Und auch hier ist die Antwort nicht schwer: Weil diese Bands die Leute da abholen, wo sie gerade stehen, nämlich in der gutsituierten Mittelschicht, die sich meist kritisch und sozial gibt. Dass die Texte, die vorgetragen werden, oft nur Selbstbefindlichkeiten verhandeln, ist dann egal oder sogar gewünscht,...die Musik plätschert sich empathisch in die bürgerlichen Gehörgänge, eine wirkliche Konfrontationsfläche gibt es nicht, ist vermutlich auch überhaupt nicht gewollt. Eine politische Komponente: Fehlanzeige...denn auch das ist nicht gewollt, denn deshalb machst du ya eine so seichte Musik. Und dann ist es auch nicht mehr weit zu Campino, der bei "Wetten dass" dasitzt und sich darüber freut, dass ihr neuer Hit auf dem Oktoberfest in München rauf und runter lief. "An Tagen wie diesen" oder wie das Ding heisst...Genau, und dann hör' ich mir diesen Song mal spaßeshalber mit Augen zu an und dann könnten das auch Matthias Reim, Roland Kaiser oder die Wildecker Herzbuben sein,...Klingt auf yeden Fall wie Schlager und für den Text hat so yede/r ihre/seine Verwendung. Passt auch wunderbar ins Stadion oder nach Mallorca auf'n Ballermann...Angekommen?! Zufrieden?! Da bleib ich dann doch lieber doch bei mir und/oder bei nomeansno, TV Smith, Kimya Dawson, Donderhond etc...

NO means NO!

30.8.2012-Der Q-Damm brennt nicht mehr

Puha, lang ist's her, dass ich hier was geschrieben habe. Turbulente Zeiten. Mittlerweile ist einiges passiert. Der neue Tonträger von "option weg" ist draussen. Er heisst "...los jetzt" und ist als Vinyl oder CD zu bekommen. Release-Konzert ist zwar erst am 28.9. im Südblock, aber wir hauen das Ding auch yetzt schon raus. Wenn ihr es nicht abwarten könnt, bestellt einfach schon bei:

elfenart!

Ich verspreche euch, das Ding rockt was weg!

Voraussichtlich im November erscheint dann mein Buch, welches nun auch einen Titel hat: PUNKROCKTARIF - MIT DEM TAXI DURCH DIE EXTREME MITTE. Es sind 51 Taxigeschichten. Wer regelmäßig hier auf meiner Seite ist, wird viele davon kennen. Ich mache die Taxifahrerei nun echt schon lange, fällt mir dabei auf. Bin sowas wie ein "alter Hase". Obwohl ich ya bei "option weg" immer der Ameisenbär bin

( verpeilte Tiere! ).

Auf unserer Platte klingt der Track übrigens deutlich besser und ist mit etwa 20 Originaltierstimmen versehen! Am coolsten kommt für mich dabei der olle Grizzlybär, aber entscheidet gerne selbst. Die meisten verbinden mich ya eher immer noch mit Pinguinen. Das werde ich genauso wenig los wie "q-damm's börnin'", welches unermüdlich immer wieder von Leuten vor der Bühne gefordert wird. Gespielt habe ich es in den letzten 18 Yahren genau einmal, wenn ich mich recht entsinne und zwar beim letzten Konzert von Tod und Mordschlag als Überraschung. Das war 1999. "Q-Damm's börnin" scheint mein Hit zu sein. Es ist manchmal schwer, damit umzugehen. Ich habe soviele Songs geschieben, die meisten davon in den 22 Yahren nach "Q-Damm's börnin'" Ob ich dazu nicht mehr stehe, fragen mich manchmal Leute und dann sage ich meist, dass die Stadt sich verändert hat. Damals war das KDW und der Kurfürstendamm (für mich) "DAS" Symbol für eine reiche arrogante Welt, die ich ablehne und bekämpfe. Ich hatte da auch meine ganz persönliche Geschichte mit, als ich irgendwann mal mit einigen anderen vorm KDW festgenommen wurde wegen einer Aktion gegen Spekulantentum und Stadtteilumstrukturierung und dann einen Prozess bekam wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruches. Heute ist diese Meile rund um den Breidscheidtplatz eine Touristenrennbahn wie viele andere. Symbole des Reichtums und der Macht gibt es mittlerweile viele und ganz andere. Es gibt ein Regierungsviertel, viele viele Edelgeschäfte und -restaurants. Es gibt den Potsdamer Platz, die ganzen krass teuren elitären Hotels wie das Adlon und das Ritz Carlton und und und..."Q-damm's börnin" zu singen, würde sich für mich anfühlen wie "die rote und die schwarze Front sind wir!" als Parole oder Song wiederzubeleben und das stimmt so auch nicht mehr, weil es eben nur noch zersplitterte politische und soziale Bewegungen auf der Straße und auch sonst gibt. 50000 bei Hertha im Stadion, 100 gegen das öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr irgendwo am Rande kaum wahrnehmbar. So sind die Verhältnisse. Ich werde nicht so tun, als wäre es anders und besser. Auch in Dortmund hatten wir gerade nix zu melden. Die haben das Antifacamp einfach verboten, einen dicken Zaun rund um den Park gezogen und fertig. Ausgewichen wurde dann ins AZ Mühlheim, welches 45 Minuten entfernt liegt. Schön, dass es tortzdem stattfindet, aber politisch ist das eine Katastrophe. Eigentlich hätten da tausende den Park belagern müssen mit der Forderung, dass dieser für das Antifacamp freigegeben werden MUSS! Politischer Druck, der relevant ist, ein bisschen was am Zaun gerüttelt und "buh" gemacht, dann hätte das schon klappen können. Aber offensichtlich haben wir diese Stärke nicht und das ist bitter. Und so fand auch mein Konzert eben nicht in Dortmund statt, umsonst und draussen, sichtbar und auch für alle "Nichtszenegänger_innen" frei zugänglich, sondern im autonomen Zentrum Mühlheim vor Punkrock- und Antifapublikum. Das war auch gut und hat mir Spaß gemacht, aber es war nicht der Sinn der Sache. Würden wir noch das Feuer und die Stärke in uns tragen, die in "Q-damm's börnin'" ihren Ausdruck findet, hätten wir nicht nur den Park, sondern ganz Dortmund gerockt. Aber die Leute gehen lieber zum BVB und freuen sich anders.

Keine Angst, ich bin nicht frustriert. Wenn du solange dabei bist, wie ich, dann kennst du das, dass es immer schwierig ist und bleibt und immer noch schwieriger wird. Die außerparlamentarische (radikale) Linke ist zur Zeit nicht wichtig im gesellschaftlichen Kontext. Dennoch können wir Nadelstiche setzen und müssen uns weiter schlau organisieren. Und genau das ist in Mühlheim dann ya auch passiert und passiert in diesen Tagen weiter. Und ich mache weiter Musik, genauso marginal oft, aber mit Leidenschaft. Das ist alles anstrengend, aber so ist das leben eben. Das kleine Punkrockfestival in Gadebusch zum Beispiel war da mal wieder Honig und Sonne für die geschundene Seele. Neben meinem eigenen Auftritt habe ich mir das "Diva Kollektiv" und "guts pie earshot" angeschaut, wie sie trotz erheblicher Soundprobleme ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt haben. Und beim Weisestraßenfest in Neukölln haben mir "Müllsch" wieder Spaß gemacht und der "FDP-Rap" des incredible Herrengedeck ist mir witzigerweise tagelang nicht mehr aus dem Kopf gegangen:

FDP, stolz, neoliberal...

So geht es also wieder mal immer weiter. Für mich in Zukunft übrigens nicht mehr mit Revolte Springen zusammen. Ich bin ausgestiegen aus diesem Proyekt, welches ich vor über 11 Yahren selbst ins Leben rief. Ich gehe "im Guten" oder wie heißt das?! "option weg" und mein Solozeux beschäftigen mich kreativ schon soviel, dass ich nun ein Gefühl habe, dass mir die Revolte dann zeitlich zu dick wird. Ich vermisse das trotzdem yetzt schon. Geschätzte 250 gemeinsame Auftritte sind fett und haben entsprechend in meinem Leben einen sehr großen Platz eingenommen. Ich war noch an keinem musikalischen oder politischen Proyekt solange dran. Ich hoffe sehr, dass wir diese großartige Gruppe noch lange weiter auf Bühnen, Strassen und öffentlichen Plätzen erleben dürfen. Und vielleicht, wer weiß, bin ich eines guten Tages auch mal wieder dabei.

Als letztes sei noch erwähnt, dass Oberst Klein offenbar zum Brigadegeneral befördert werden soll. Ihr erinnert euch??! Das ist der Typ, der 2009 unter falschen Angaben den Befehl gab, bei Kundus diese beiden Tanklastzüge zu bombardieren. Bei der Aktion kamen um die 100 Zivilist_innen ums Leben (genaue Anzahl wurde nie bekannt). Der Spiegel hat dazu sinngemäß geschrieben, dass es lange Zeit so aussah, dass Oberst Klein diese Geschichte wohl "verziehen" wird und das nun die Beförderung einer "Belohnung" gleichkommt. Auch hier sollten sich eigentlich Millionen Menschen empören, wie auch über die Tatsache, dass ein Bradley Manning natürlich immer noch im Knast sitzt und dort vermutlich bis an sein Lebensende bleiben wird. Er wird am 17.12.12 erst 25 Yahre alt. Wer nochmal nachlesen will:

free bradley mannig!

Prozessbeginn ist vermutlich erst im November 2012. Wenigstens scheint die Todesstrafe für ihn vom Tisch zu sein.

Don't let it bring you down!"

2.7.2012

Diese Stadt stumpft ab und macht satt

Hatte ich schon erwähnt, daß ich aus der GEMA ausgetreten bin? Also zumindest habe ich gekündigt. Richtig raus bin ich da dann erst ab 2014. Vorher lassen sie mich nicht...Viele werden das yetzt eh für'n Witz halten, daß Quetschmän GEMA-Mitglied ist oder war. Is' aber so. Bevor ich das mal ein bißchen erläutere, hier aber erstmal mein Abschiedsbrief an den Scheissladen:

Schönen guten Tag! Meine Mitgliedsnummer ist die ...... und ich möchte meine Mitgliedschaft zum nächstmöglichen Termin, spätestens aber zum 1.1.2013 kündigen. Die Dame am Telefon sagte mir, daß das so formlos möglich sei. Es gab in den letzten 15 Jahren eine Menge Gründe, eine Kündigung auszusprechen, aber spätestens mit dem Wissen darum, wie mehr und mehr auch nichtkommerzielle Veranstalter von der GEMA in die Mangel genommen und drangsaliert werden (beispielsweise die KTS in Freiburg oder Kindergärten bundesweit), gibt es für freie Künstler wie mich keine andere Wahl mehr. Mittlerweile ist das eine Sache des emanzipatorischen Anstandes geworden. Für Leute wie mich seid ihr keine Interessenvertretung, sondern ein Inkassounternehmen mit skrupellosen Methoden, die vielleicht noch im Rahmen der Gesetze stattfinden, aber moralisch in die Kategorie des organisierten Verbrechens gehören. Und Tschüss dann mit der höflichen Bitte um Bestätigung bzw. Rückmeldung. So long! Yok

Die GEMA hat mir formal geantwortet und sich nicht geäußert zu meinem Anschreiben. Das ist denen auch scheißegal, ob da irgendso'ne kleine Textdichterzecke ihnen einen provokanten Brief schreibt oder nicht. Als ich da Mitglied geworden bin vor etwa 20 Yahren, fand ich es eine gute Idee, meine Songs dort anzumelden, damit ich für den Fall von kommerzieller Nutzung durch Dritte auch entsprechend Anspruch auf Kohle habe. Sicherlich war auch ein Gedanke, mal irgendwann einen "Hit" zu schreiben, der mir dann ein paar Einkünfte über Tantiemen im Alter einbringen könnte. Bei zu erwartenen 250 Euro Rente ist es ya nicht ganz abwegig, andere Einnahmequellen zu prüfen, die nicht ganz so müßig wie das Pfandflaschengeschäft sind. Mittlerweile habe ich eine ganze Reihe Songs geschrieben, die mehr oder weniger bekannt sind, aber außerhalb unseres Mikrokosmosses stoßen die nicht auf sonderlich viel Interesse und deshalb habe ich ohnehin keine Kohle von der GEMA bekommen. Aus unserem Mikrokosmos hingegen habe ich meine Mitgliedschaft immer schön rausgehalten, weil ich keinerlei Interesse daran hatte, irgendwelche Veranstalter_innen damit zu belästigen, daß sie wegen mir abdrücken müssen. Klare Trennung also. Würden die Toten Hosen ankommen und einen Song covern wollen, hätte ich mich über die Einnahmen gefreut und sie gerne genommen. So'n taktisches Verhältnis hatte ich also lange und fand das selbst widersprüchlich, aber okay. Aber bei alledem, was gerade in den letzten Yahren an krassen Forderungen von der GEMA auftauchte, die mehr und mehr auch unsere Läden und unsere Musik betreffen, war es dann auch mal dran, sich klar zu verhalten und zu kündigen. Habe ich yetzt gemacht, ganz pragmatisch, einfach aus'm Bauch raus...Tut auch mal wieder gut sowas.

Meine generelle Haltung ist die, daß Musik und Kultur schon auch finanziellen support brauchen, aber das am Besten auf direktem Wege von den Leuten, die sich das anschauen, anhören, downloaden etc...Wir machen mit "option weg" beispielsweise gerade eine neue Platte/CD. Wir machen alles selber und haben lediglich Unterstützung von ein paar Freund_innen, die uns helfen und die wir teilweise dafür auch bezahlen. Wir haben für ein sehr billiges Studio vierstellig bezahlt, mastern und pressen, layout und Werbung kostet auch nochmal ordentlich. Das alles geht nur in Ordnung, wenn Leute, die uns und unsere Musik gut finden, die Platte/CD dann auch kaufen...Da wir nicht allzu bekannt sind und die ganze Verkaufsscheisse eh relativ schlecht läuft, dauert das lange, bis wir unsere Produktionskosten wieder drin haben. Mehr wollen wir erstmal garnicht, das reicht uns, aber das muß eben auch sein...Die GEMA hilft da Leuten wie uns nicht, das ist klar. Wir finden freien download für unser Zeux auch völlig in Ordnung, aber wir brauchen auch das Bewußtsein und den Respekt, daß wir in einer realen Welt leider auch für manche Dinge bezahlen müssen. Record-release ist übrigens am

28.9.12 im Südblock am Kotti

Wir sehen uns!

Die Aufnahmen rocken gut was weg. Endlich sind dann auch die Titel "Verschieden", "Parkbank" und "Verpeilte Tiere" in sehr guter Qualität zu hören.

29.5.2012-Unkraut vergeht nie

Ist der 1.Mai schon vorbei?! Verdammt, die Zeit rennt schon wieder. Dabei sind großartige Dinge passiert. Die Walpurgisnacht in der Köpi z.B., wo wir mit "option weg" gespielt haben. Der 1.Mai selbst, wo ich die 18Uhr-Demo gar nicht so scheisse fand, wie viele andere. Ich denke, daß ca. 30000 Leute da waren und glaube auch, daß die Bullen das mit völligem Kalkül mittendrin aufgelöst haben. Meine Einschätzung ist, daß es gar nicht gern gesehen worden ist, daß da so viele Leute unterwegs waren, daß das politisch 'ne ganz schön vehemente Aussagekraft hatte und daß deshalb entschieden wurde, lieber ein paar Krawallbilder zu provozieren und zu senden, anstatt eine Meldung rauszugeben, daß etwa 30000 Menschen sich klar und deutlich (im weitesten Sinne) gegen die kapitalistischen Zustände geäußert haben. Ich war ya mittendrin und hatte den Eindruck, daß "Schnauze voll haben" die Hauptantriebsfeder der Leute war. Irgendwann wird sowas mal relevant, deshalb wird natürlich auch mit vielen Mitteln versucht, das zu diffamieren bzw. klein zu halten. Es soll der Eindruck bleiben, daß es eine kleine radikale Minderheit ist, die hier aufbegehrt. Es sind aber mittlerweilöe weitaus mehr Menschen, die nicht mehr wirklich dabei zusehen wollen, daß die Verhältnisse immer ungerechter werden, die Reichen stets reicher und die meisten Leute ärmer werden oder eben bleiben....Musik gemacht hatte ich ya auch an diesem Tag. Das war gut. Open air auf'm Gelände vom carlo guliani-Park. Gechillte Atmo nachmittags um 16 Uhr. Hat mir Spaß gemacht.

Dann war auch noch das "riot in my heart-Festival" in Rostock. Auch sehr hübsch. Echt! Ein gut organisiertes Ding, von dem ich sehr hoffe, daß es fortgeführt wird im nächsten Yahr. Beeindruckt hat mich auch das Konzept. "Wir wollen möglichst viele unterschiedliche Stile hier zusammenbringen. Wenn wir die Leute cool finden, finden wir auch die Musik cool...." So ungefähr wurde das formuliert und so kam es, daß meine guten Freunde von Früchte des Zorns und icke eingerahmt waren von 2 hiphop-acts, von denen mir insbesondere die SCHLAGZEILN sehr gut gefallen haben. Der zweite Festivaltag war deutlich punkrocklastiger, aber auch das wird mächtig Spaß gemacht haben. Viele viele Leute waren da, gute Stimmung...die Antifa lebt und feiert. So kann es sein!

Dann noch das RAK-Treffen in Saalfeld, woran ich nicht teilgenommen habe, aber die, die da waren, wußten nur Gutes zu berichten. Gerade in kleinen Nestern wie Saalfeld braucht es Kultur, die sich offen zeigt und NICHT rechts ist. Genau das hat die RAK dort eindrucksvoll zelebrriert. Glückwunsch!

Und dann war da gerade noch der Gig in Forst, das ist auch so ein kleiner Ort (in der Nähe von Cottbus), wo ich zuletzt unter dem Namen Quetschenpaua vor 20 Yahren auftrat. Das war auch sehr besonders. Auch gut organisiert, was natürlich immer wieder gerne gesehen ist, denn die Ecke ist ya auch eher zeckenunfreundlich so grundsätzlich. Mir sind einige Leute begegnet, die gar nicht glauben wollten, daß ICH es tatsächlich bin, der dort spielt. Echt merkwürdig irgendwie, weil es sich so anfühlt, als hätten viele ein Loch von genau 20 Yahren, wo sie nix mitgeschnitten haben, was ich so in der Zeit getrieben habe. Das ist doch verrückt, oder?! Ich meine, ich habe ya immer ohne Pause weitergemacht mit dem Kultur- und Musikzeux...mit Tod und Mordschlag, dann mit Revolte Springen, dann seit 2004 auch wieder solo und yetzt zusätzlich noch mit "option weg". Ich war echt nicht faul. However, es war ne schicke Veranstaltung, die ich zusammen mit Pirr und Max von WONACH WIR SUCHEN bestritten habe. Wir haben sogar auch ein paar Songs zusammen gespielt, was mir sehr gefallen hat.

Sooooo, und nun bald Yuni...und Sommer und sowat allet...und Erdbeben in Italien und Massaker in Syrien und mal wieder 8 tote Zivilist_innen in Afghansitan wegen NATO....das ist yedenfalls wohl ein Teil der "Wahrheiten", die gemeldet worden sind. Ich geh' meine Blumentöpfe giessen...habe Radieschen gepflanzt, aber aus den meisten Töpfen kommt wieder irgendwas raus, wie yedes Yahr,...irgendwas Grünes, manche sagen, es sei Unkraut, aber mir egal, ich freu mich da drüber...yedes Yahr wieder neu,...echt!

24.4.2012 IM SICHTFELD STEHEN

Schon wieder bald erster Mai! Habt ihr schon was vor?! Wir werden mit "option weg" in der Walpurgisnacht schon mal ein bißchen Musik spielen in der Köpi. So gegen 1 Uhr soll unser Konzert beginnen. Das Ganze geht aber schon wesentlich früher los. Das Punkrock-Programm sieht ungefähr so aus: "Beyond Pink" (Kick-ass all-girl hardcore punk, Malmö/Sweden) - "Eye For An Eye" (Excellent, powerful hc/punk, Poland) - "Kami Ada" (Political fast hc/punk, Berlin) - "Tanzkommando Untergang" (wave/punk, Berlin) - "option weg" (Trümmer/Träume/Trash Berlin) - "Silla Electrica" (Punk in the vein of Las Vulpes, Ultimo Resorte or Eskorbuto, Madrid/Spain) Ich freu mich drauf, denn das sieht nach einer angenehmen community aus. Ein paar Stunden später, nämlich am 1.5.12 nachmittags um 15 Uhr spiele ich dann solo im "carlo guliani-Park" open air. Das ist übrigens NICHT ein Auftritt im Rahmen des "myfestes", sondern wird autonom gestaltet und nennt sich "barrio antifacista". Aber natürlich bedurfte es einiger Absprachen und Genehmigungen, um den Ort für den Tag bespielen zu können. Um 17 Uhr wird es ganz in der Nähe vermutlich eine unangemeldete Demo geben, um 18 Uhr dann die übliche revolutionäre 1.Mai Demo. Große Überschrift in diesem Yahr ist die Gentrifizierung. Auch ich habe dazu einen neuen Song vorbereitet. Zuletzt spielte ich ein paar Songs bei der Auftaktkundgebung zur Mumia-Abu-Jamal-Demo am letzten Samstag. Auch am Ende der Demo habe ich noch 2 Stücke gesungen. Das war eine ziemlich beeindruckende Sache, vor allem wegen der Rede von Harold Wilson, der aus den USA angereist war, um seine Geschichte zu erzählen. Harold saß 17 Yahre unschuldig in der Todeszelle. Er wurde 2006 freigesprochen. Das war sehr bewegend. Wer sich das mal anhören möchte, kann hier klicken:

FREE MUMIA!

Ich habe meine Teilnahme in eine Taxischicht eingebaut. Das ist strange, aber fühlte sich auch okay an. Du fährst irgendwelche Touris zur Museumsinsel, eine ältere Dame ins Krankenhaus, einen Betrunkenen nach Hause und dann stehste plötzlich mit der Taxe neben dem Lauti, packst deine Brocken aus und spielst. Die Bullen haben auch etwas gestaunt. Aber im Gegensatz zum Lauti, haben sie die Taxe nicht durchsucht...Aber wegfahren sollte ich die Karre...ich würde in ihrem Sichtfeld stehen, meinten sie...na klar Herr Wachtmeister...stehe ich ihnen nicht irgendwie immer im Sichtfeld?! Bei der Abschlßkundgebung haben sie die dann die teilnehmenden Leute ein bißchen umzingelt. Das empfinde ich immer wieder als ziemlich krass, obwohl ich mich daran natürlich in den letzten 35 Yahren auch gewöhnt habe. Egal, wo du dich als subkultureller, autonomer linker Mensch öffentlich versammelst, wirst du ohne Ende abgefilmt und bedrängt...scheissegal, ob das irgendwie angemessen zu sein scheint oder nicht. Es ist Standard. Vorkontrollen inbegriffen selbstverständlich. Eigentlich ist das in dieser Selbstverständlichkeit überhaupt nicht rechtmäßig, aber das interessiert die ya nicht. Die machen das halt...und die einzelnen Bullen merken das eigentlich auch nicht mehr wirklich, wie sie da durch ihre Einsätze und ihr Auftreten permanent einem demokratischen Freiheitsbegriff ins Gesicht spucken. Sie tun halt ihre Pflicht,...das alte Lied.

Ich will noch kurz von 2 Konzerten berichten, die ich besucht habe und die mich ziemlich begeistert haben. Da war zum einen "Iva Nova", eine Frauenband aus St.Petersburg im "Panda-Club".

hier ein videoclip der Gruppe

Und dann habe ich auf dem Wagenplatz Ratiborstraße die großartigen "d'onderhond" aus Belgien gesehen:

guckst und klickst du hier

Mich hat an beiden Abenden die Energie der Musiker_innen absolut überwältigt. Ich bin dann immer richtig froh! Mich törnt das so an, wenn Leute nach vorne gehen und ihrem Spaß, ihrer Wut, ihrer Leidenschaft, ihrer Sehnsucht und ihrem Humor einen unverblümten Ausdruck verleihen und wenn sich das dann noch paart mit halbwegs emanzipatorischen Inhalten, dann ist das schon fast das Beste, was mir passieren kann,...als Zuschauer. Und es inspiriert mich ohne Ende, sowas zu sehen und zu hören...Am 11.5.12 spielen übrigens Los Fastidios im Clash hier in Berlin. Ledier spiele ich zeitgleich in Rostock auf'm Festival und kann nicht hingehen, aber ihr könnt hingehen...Das Clash is'n guter Laden.

Tschäpp, und "option weg" ist fertig mit den Aufnahmen zur neuen CD und ich kann euch schon mal verraten, daß wir da ein paar richtige Knaller gebastelt haben. Auch mein Solozeux ist bald fertig aufgenommen und kommt dann vermutlich im Herbst. Also, ich bitte um Vorfreude. Beide Veröffentlichungen werden auch auf Vinyl erscheinen. Soooo, dann erstmal wieder Tschüss an dieser Stelle, macht keinen Quatsch mit Alkohol oder anderen Drogen, esst vernünftig und singt hin und wieder mal ein Lied mit, welches euch gefällt, denn das macht Spaß im Kopf und trainiert die Stimme, mit der ihr dann am ersten Mai spätestens wieder Parolen rufen werdet...Wir sehen uns!

20.3.12. Nachmittags um 3 / Nord-Neukölln

Ich geh raus. Handytelefonierer rennt mich fast um. Hauptverkehrsstrasse, lautes Hupen, Bremsen quietschen, irgendwer sagt "ihr seid alle wahnsinnig!" Der Mann, der schreit, kommt vorbei. Er schreit yeden Tag. Ich kann nicht verstehen, was er schreit. Er zieht Aufmerksamkeit, aber niemand kümmert sich. Wie sollte das auch aussehen? "Sich kümmern"? Dann die Yunkies an der nächsten Ecke und die Alkies gleich daneben. Eine Frau mit einer halbvollen Pulle Wodka tritt nach einer anderen. Die andere antwortet mit den Worten "das ist ungerecht!" Yemand will mir die "motz" verkaufen, eine der Straßenzeitungen, mit denen sich Obdachlose was dazu verdienen. Aggrostimmung, die Autos fahren noch bei ROT, die Fußgängermenschen pöbeln nur wenig deswegen, sie sind es gewohnt. Yunge Frauen, die von yungen Männern angegraben werden. Sie reagieren mit einer Mischung aus "genervt sein" und "sich geschmeichelt fühlen". Viele übergewichtige Kinder, viele übergewichtige Erwachsene, sie essen beim Einkaufen weiter. Hektik und Langeweile tanzen den Alltagsfoxtrott. Blaulicht dazwischen, Notarzt, Geglotze, weitergehen. Mehrere Leute fragen mich nach Kleingeld. Auf der Post eine Schlange, in der Tierhandlung die dazugehörigen Mäuse in Glasvitrinen. Mc Geiz und türkische Gemüsehändler. Müll auf den Gehwegen und Freundlichkeiten an der Kasse, mal mehr, mal weniger gelungen. Sich Mühe geben, anderen helfen, Tür aufhalten. Viele Sprachen, viele Farben. Lachen! Spielende Kinder, Sonne. Ein Ladendieb, der einfach geht, niemand läuft ihm nach. Leben! Alltagsrebellion. Geballte Fäuste in leeren Taschen. Armut mit Pfandflaschen. Billigbier und Neueröffnungen. Kinderwägen...Mütter, die einfach nur noch Mütter sind. Ich mittendrin, erstaunt über die vielen wirren Beweger_innen. Parkbank und Bäume. Dealer und Bullen. Zorn und Verständnis. Verzweiflung und Pommes mit Ketchup. Ich bin hier gerne.

13.3.2012 - zurück von Tour

Die Zeit ist schon wieder rum. 7 Gigs an 9 Tagen haben wir weggerissen mit "option weg". Publikumsmäßig kommen wir auf'n Schnitt von knapp 100 Leuten pro Auftritt, aber was ist daran eigentlich wichtig? Wir hatten eine ziemlich gute Zeit und haben nicht draufgezahlt. Die besten Tage für mich persönlich waren die gemeinsamen Tage mit der Tischlerei Lischitzki. Das war die gleiche Welle, auf der wir reisen konnten. Hat einfach gepasst.

Insgesamt auch immer wieder erstaunlich, wieviel dann doch klappt. Gerade die Gigs, von denen ich eher wenig erwartet hatte, waren fett. Und der Abschluß hier im Supamolly war wirklich schick. Mit etwa 180 Leuten war alles pickepacke voll und die Stimmung habe ich als sehr angenehm empfunden. Überhaupt gab es auf der Tour wenig Stressmomente. Keine schwierigen Patienten, mit denen du nicht weißt, wie du umgehen sollst und auch keine desinteressierten Veranstalter_innen...vielleicht bis auf eine Ausnahme. "option weg" versucht sich gerade ein Publikum zu erspielen. Das ist schwierig bei maximal 20 Auftritten im Yahr. Die Leute vergessen dich schnell wieder und um "kult" zu werden, brauchst du einen langen Atem und natürlich ein Programm, welches die Leute da abholt, wo sie sind, und sie dann mitreisst, so daß sie es weitererzählen...Sowas dauert. Ich weiß auch gar nicht, ob wir so interessant für noch mehr Leute sind oder wären. Ist schon manchmal auch'n doofes Gefühl, daß Massen zu egotronic, Kettcar und Turbostaat rennen und wir selbst dann vor 30 Leuten in Braunschweig auftreten...Ist vor allem auch dann befremdlich, weil ich da in den letzten 30 Yahren viel anderes erlebt habe. Aber andersrum gab es auch keinen Auftritt, wo nicht Leute was erzählt hätten, wie wichtig ihnen die Mucke ist. Manche begleiten mich seit 20 Yahren, andere sind völlig von den Socken, daß ich bei ow mitmache, wo sie mich doch in den 90ern aus den Augen verloren haben. Aber auch das sagt alles wenig darüber aus, wie dicht ich mich am Zahn der Zeit bewege. Die CD-Verkäufe laufen scheisse, soviel ist mal klar, aber auch das geht ya nicht nur mir so. Dennoch erscheint in diesem Yahr sowohl ein Album von ow als auch von mir solo. Wahrscheinlich bringen wir beide Veröffentlichungen auch als Vinyl heraus. Recordrelease-Termin für ow soll der 28.9.12 sein. Mal sehen ob alles klappt. Wir haben klasse neue Songs!Yoauh!

Erwähnte ich eben "Kettcar"? Auf ihrem neuen Album sind 2 - 3 Songs, mit denen ich wieder was anfangen kann. Der hier z.B.:

Schrilles buntes HH

Is'n furchtbares Video, wie ich finde, aber der Song hat was zu sagen. Die Bildästhetik ist wirklich gruselig....wie aus einer Magarine-Werbung. Da fehlt nur noch Johannes B. Kerner, der auftaucht und sagt, daß er Gutfried-Wurst super findet...Ich komme da nicht mehr mit. Ich meine, es müssen ya nicht immer fliegende Mollis und brennende Barrikaden sein bei Songs, die einen kritischen Inhalt haben, aber gutsituierte Mittelstandserwachsene und Kinder, die in einer scheinbar heilen Welt rumkrepeln, brauche ich auch nicht...

Na geschenkt, Markus Wiebusch findet einen politischen Anspruch mittlerweile eh peinlich. Wie krass der Unterschied zu seiner damaligen Band "but alive" dann ist, kannste hier vergleichen:

HASS!!! Ich spreng' Bayer weg!!!

So ändern sich die Zeiten. Dieses Video wurde rund 2000mal angeklickt in 12 Monaten, erstgenanntes 60000mal in nur einem Monat. Und dann weiß ich plötzlich wieder, warum die Leute uns bei unserer Tour nicht gerade die Tür eingerannt haben. Einen schönen Tag noch!

21.2.2012

Gerhard Gundermann wäre heute 57 geworden

Ich hatte 1994 mal eine ganz kurze Begegnung mit ihm. Er sollte in Potsdam irgendwo an der Uni auftreten und ich fand seine Sachen teilweise so gut, daß ich ihm ein Geschenk überreichen wollte. Er hatte einen Song, der hiess "Der 7te Samurai" und einen anderen, den ich als "Kämpfen wie Männer" in Erinnerung habe, also überreichte ich ihm vor dem Konzert ein Spiel, das hiess "SAMURAI". Darin war ein Brief von mir enthalten und die Cassette "Monstren, Ufos, Autonome" von mir. In dem Brief lobte und kritisierte ich einige seiner Sachen und gab ihm zu verstehen, daß ich mich freuen würde, wenn er sich mal bei mir melden würde. Er hat das nie getan und so entstand leider nie ein persönlicher Kontakt. Als er 1998 im Alter von bloß 43 Yahren überraschend starb war ich trotzdem ganz schön geschockt. Vielleicht erinnern sich einige noch an den einen oder anderen Song von ihm. Ansonsten hier eine kleine Empfehlung:

ICH MACHE MEINEN FRIEDEN

19.1.12 - Bundespräsident Wulff hat in Gästezimmer der Zwickauer Terrorzelle übernachtet!

Seit Tagen liegt der Luxusliner Costa Concordia in absoluter Schräglage im Mittelmeer in unmittelbarer Nähe der italienische Küste. Seit Tagen wird darüber berichtet und hier im deutschen Fernsehen wird ständig darauf hingewiesen, daß auch Deutsche unter den Vermissten seien. Das impliziert, daß "unsere Sorge" deshalb eine große sein sollte. Das appelliert an "unser" Nationalgefühl. Die Betroffenheit soll offenbar größer sein, wenn "Landsleute" betroffen sind. Das ist zynisch, pervers und widerlich, aber offenbar so normal, daß niemand öffentlich Kritik daran übt. Natürlich vergisst diese Art der Berichterstattung auch, daß das Mittelmeer sowieso schon einer der größten Friedhöfe ist, weil dort ständig Flüchtlinge den Tod finden, die sich auf einen oft hoffnungslosen Weg nach Europa gemacht haben in ein vermeintlich besseres Leben und dabei ohne öffentliches Interesse sterben. Über das eine wird rund um die Uhr in Sondersendungen berichtet, das andere findet unauffällig einen Platz als kleine Meldung auf Seite 5 der taz. Kapitän Schettino hat sich offenbar als erster vom Acker gemacht von dem sinkenden Elitedampfer. Er sei aus Versehen in ein Rettungboot gefallen, hat er erklärt. Auf den sind yetzt alle sauer. Seine Einlassungen sind aber auch extrem merkwürdig. Damit löst er medial den deutschen Bundespräsidenten ab. Bestimmt kennen die beiden sich. Bestimmt ist Käpt'n Schettino wieder so reicher Freund von Wulff. Wahrscheinlich ist Wulff schon mal umsonst auf so einer Kreuzfahrt dabei gewesen und bat nun den Käpt'n, gezielt das Riff anzusteuern, weil er anders nicht mehr aus den Schlagzeilen kommt. Yaya, Wulff von Münchhausen. Was'n Volltrottel, oder?! Ich muß über den yetzt nicht auch noch was schreiben. Es zeigt doch lediglich, daß er ein Arschloch mit reichen Freunden ist, der, wie schon so viele vor ihm, seine Verbindungen und Beziehungen zur Wirtschaft nutzt und sich persönliche Vorteile damit verschafft. Aber bitte, auch das ist völlig normal...Du darfst dich halt nicht erwischen lassen. Aber vieles wie "sponsoring" von Parteien ist ya sogar auch legal...Legalisierte Korruption....oder so ähnlich, darüber reg' ich mich doch nicht mehr auf. Das festigt mich in der Haltung, daß dieses System ein großer Haufen Scheisse ist, der die Menschen völlig ungleich behandelt. Das muß kaputt, das muß weg,...keine Diskussion eigentlich. Wenn das Verhalten von Wulff "das Amt des Präsidenten wirklich beschädigt hat", dann laß uns den Rest beschädigen, in Frage stellen, bekämpfen. Wulff ist nur ein Grund mehr. Und was wir auch lernen: Selbst größte Hightec-Schiffe sind nicht unsinkbar. Alles ist möglich!