POCKETPUNK

31.12.2013 - Letzte Bestellung

Ein Jahr hat sich abgewickelt, von ganz alleine. 2013, was war da nochmal los? Nach langer Zeit finden wieder vermehrt öffentliche Proteste gegen Geflüchtete statt. Die hässliche Fratze des Rassismus war nie weg, schon klar, aber dass sie sich wieder so offen präsentiert gegenüber Menschen, die einfach nur in Not sind, das ist kalt, gefährlich und ein deutschliches (kein Verschreiber) Zeichen. Dazu schaust du dir ein paar Umfragen an, wer hier mit wem Probleme hat und du stellst fest, dass du in einem Land lebst, indem einfach mal viele andere NICHT willkommen sind. Kennen wir ja schon, alter Hut eigentlich. Punktuell werden auch andere Signale gesendet. In Kreuzberg wurden auf Bezirksebene Unterkünfte bereitgestellt für Geflüchtete...das ist ja schon mal was. Dass die politischen und sozialen Anliegen der betroffenen Menschen mit dieser Bereitstellung von Räumen nicht einhergehen, ist klar, sie werden hingehalten und vertröstet. Unbefriedigend allemal. Weiterkämpfen trotzdem und sowieso. Mittlerweile scheint aber eine politische Einsicht auf Europaebene zu folgen, dass es ein "Umdenken" geben muss in der "Flüchtlingspolitik", was auch immer das heissen soll. Könnte auch noch gruseliger werden. Dass Menschen fliehen aus Regionen, wo sie einfach mal nicht leben können, wird anhalten, solange es diesen beschissenen Kapitalismus mit seiner Logik von Ausbeutung und Kriegen gibt. Das ist simpel aber wahr.

Ich persönlich habe wenig zu jammern. Ich lebe hier und geniesse viele Privilegien, auch als Geringverdiener. Das Jahr ist für mich ganz gut gelaufen. Viel Zuspruch, was meine Sachen angeht, die ich kulturell mache. Die Lesungen in diesem Jahr waren Neuland, aber durchweg interessant und meistens gut besucht. Mit option weg hatten wir eine wunderbare kleine Tour. Solo gab es sehr viel Publikum und Anerkennung. Sogar ein bisschen Mainstream-Presse gab es, ich staune. Vielleicht bin jetzt in dem Alter, wo die Leute langsam anerkennen, dass du "dein Ding" schon so lange machst. Ich weiß es nicht, ist auch egal.

Es gab auch Anfeindungen im weitesten Sinne. Eine gefühlte Fülle von vermeintlich radikalen Positionen, die keine sind. Leute, die dir "Antifeminismus" vorwerfen, weil du z.B. geäußert hast, dass wir auch unser subjektives Empfinden in öffentlichen Räumen immer wieder reflektieren und hinterfragen sollten (nicht in der Situation, wo uns gemeinsames Handeln abverlangt wird, aber zu geeigneten Zeitpunkten davor und/oder danach). Oder Leute, die dir Antisemitismus vorwerfen, weil du vor langer Zeit mal gesungen hast "Palästina, dein Volk wird siegen irgendwann." Oder Leute, die jetzt kommen und sagen, dass dieses eben genannte Zitat eine Reproduktion dieses Vorwurfes ist und deshalb hier gar nicht stehen dürfte. Oder Leute, die generell gerne mit Verboten statt mit Auseinandersetzungen arbeiten. Oder Leute, die andere auffordern, sich die Dreads abzuschneiden, weil das Tragen von Dreads ein Lächerlichmachen von schwarzen Befreiungssymbolen darstellt. Noch Fragen? Ich könnte weiter aufzählen. Ganz ehrlich: Sowas macht müde und mürbe. Was hier nämlich durchgängig fehlt, ist eine zugewandte und halbwegs offene Haltung. All diese Vorwürfe zielen darauf ab, sich abzugrenzen und andere Leute zu diskreditieren. Sie zielen nicht auf Klärung ab. Und das genau ist der Fehler.

Die andere Position ist nicht das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem ist die Haltung, darüber nicht diskutieren zu wollen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Kritiken, die mich betreffen, auch nicht direkt bei mir landen, sondern irgendwo kursieren. Das ist eine Art und Weise, die sich mehr und mehr verbreitet. Ein Grund dafür, dass eine emanzipatorische Linke mehr und mehr handlungsunfähig wird.

Ich will es besser machen. Das Leben ist dazu da, Dinge auszuprobieren, Erfahrungen zu machen und daraus zu lernen. Das wird bei mir nie aufhören. Wir machen weiterhin Fehler. Manche sind gravierend und nicht zu verzeihen. Wir machen sie trotzdem. Wir entwickeln uns. Wir wollen offen sein und bauen Mauern. Wir kämpfen. Wir feiern. Wir weinen. Wir verzweifeln. Alles Gute für die Zukunft! Allen!!

Mittwoch 27.11.2014 - Auftritt und Schritt

Eine ganze Rutsche Konzerte liegt wieder hinter mir/hinter uns. 2x option weg in Oerlinghausen und Neu-Tramm und 3x icke solo im BAIZ/Berlin, AZ Conni/Dresden und Supamolly/ Berlin. War alles ziemlich hübsch und ich bin immer wieder dankbar dafür, dass soviele Leute den Weg zu den Gigs finden. Besonders die Solo-Auftritte haben mich zuschauer_innenzahlenmäßig angenehm überrascht, wenngleich das auch zweimal bedeutete, dass viele Leute wieder nach Hause gehen mussten, weil es zu voll war. Allen, die da waren, ein dickes Dankeschön für Freundlichkeit, Applaus und Honig. Ich bekomme viel Zuspruch gerade. Das macht ein gutes Gefühl. Ich würde gerne vielen Menschen was von diesen vielen Schulterklopfern abgeben, empfinde das als ein großes Privileg. Die meisten Menschen kriegen nicht so viel Anerkennung für die Dinge, die sie tun.

Eben entdeckte ich im Netz übrigens noch einen wahren Schatz. Ein Live-Mitschnitt des Tod und Mordschlag-Songs "Tod und Mordschlag" mit "Hardcore-Intro", bekloppten Kopfbedeckungen und Walzeranfang...Wer Lust hat, mal reinzuschauen, klickt hier

...und laber mich auch nicht mit scheisse zu...

Ansonsten kommt nun auftrittsmäßig erstmal eine etwas ruhigere Zeit. Ich werde ein paar Sachen aufnehmen und mir die Live-Mitschnitte vom Samstag anhören. Auch option weg geht Anfang nächsten Jahres ins Studio! Yeah! Auf bald!

Dienstag 12.11.2013 - Wer wird Millionär?

Die Philippinen!

Entschuldigt bitte diesen bitteren Zynismus, aber ich könnte wieder mal heulen vor Wut!

Gestern waren es noch 500000 Euro Soforthilfe, die Deutschland bereitgestellen wollte für hunderttausende von Menschen, die Opfer dieses heftigen Taifuns geworden sind. Über 10000 Tote soll es gegeben haben. Zerstörungen soweit das Auge reicht und noch viel viel weiter. Heute wurde diese Hilfe auf eine Million Euro "aufgestockt"! Boah ist Deutschland ein duftes reiches Land, oder? Eine ganze Million Euro! Das können 2x die Woche Einzelpersonen bei Günther Jauch gewinnen. Soviel kostet der Verlierer-Flughafen Berlin/Brandenburg jeden Tag zusätzlich, weil er immer noch nicht fertig ist. Über eine Million Menschen in Deutschland verfügen über ein Privatvermögen von jeweils über einer Million Euro. Lass uns jetzt nicht von Großkonzerne und Banken reden. Eine Million Euro sind in diesem Kontext nix, gar nix! Das ist, als wenn ein Wald brennt und ich zum Löschen mit einer 2 Liter-Flasche Wasser ankomme. Wäre ich Patriot oder Nationalist, würde ich vor Scham im Boden versinken, wäre es mir total peinlich. Ich bin aber nich' so'n Doofi und werde deshalb nur wütend...wie immer...auf das System, darauf, wie es funktioniert und darauf, dass wir das wieder schweigend schlucken (müssen).

Dienstag 29.10.2013

Ich schieß' so gern auf weiße Schafe

Lass es 300 - 400 Leute gewesen sein, die sich das Konzert von Kommando Sonne-nmilch am Samstag vor drei Tagen im Lido angeschaut und angehört haben. Ich war mit ein paar Freund_innen dabei. Und ich war ziemlich begeistert. Jens, der Sänger, müsste um die 8 Jahre älter sein als ich. Das würde bedeuten, dass er im nächsten Jahr 60 wird. Damit ist er einer der ganz wenigen, die solange punkrocken und dabei noch sichtbar bleiben. Gerne wird ihm eine gewisse Arroganz nachgesagt. Ich weiß nicht, woher das kommt. Es kursieren Geschichten, wo beispielsweise erzählt wird, dass Jens mal zu jemandem, der ein Interview mit ihm machen wollte, gesagt haben soll, dass derjenige kein Interview bekommt, weil er lange Haare habe. Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt, ist vielleicht auch egal. Auf der Bühne, an diesem Abend war nix von Arroganz zu spüren. Ganz im Gegenteil, ich habe eine geballte Ladung Blitzmusik erlebt von insgesamt 7 Leuten, die sichtlich Spaß hatten. Ich habe eine sehr gut eingespielte Band erlebt, die keine Plattitüden braucht, um "real" zu wirken. Jede Bewegung von Jens beispielsweise scheint seine eigene zu sein. Nix nachgemachtes, nix aufgesetztes. Das gilt auch für seine Mitstreiter_innen. Sein langjähriger Begleiter Andreas an der Gitarre hat sein Instrument sehr souverän im Griff, spielt das Zeux straight konzentriert runter, wirkt dabei aber stets freundlich und entspannt. Ronnie am Bass, der Mann mit dem markanten knochigen Gesicht schmunzelt die meiste Zeit basspielend vor sich hin, während die Finger seiner linken Hand schnelle Spaziergänge auf dem Griffbrett machen. Alles, was er sendet, ist extrem auf den Punkt und geerdet. Alex am Schlagzeug macht für alle Songs einen würdigen virtuosen Teppich, auf dem Jens dann mit seinen Texten auf und abläuft. Und dann gibt es noch die zeitweiligen Backinggesänge dreier Frauen, deren Namen ich nicht weiß. Diese Chöre sind sehr eigen und waren schon in vergangenen Projekten von Jens eine wiedererkennbare würdige Soundkulisse. Großes Kino das alles! Mittendrin dann plötzlich so'n alter Schinken wie "neben dem Frisör", ein Song, der meines Wissens noch von "Dackelblut" ist. Und dann noch was altes, nämlich dieser geniale Oma-Hans-Song mit der fantastischen Textzeile: "...wenn man sich schon Illusionen macht, dann aber richtig! Es muss stimmen, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist...." Ich habe selten auf einem Konzert so laut mitgegröhlt. An vielen Stellen gab es für mich Momente, wo ich ganz deutlich spürte, dass das hier keine Modescheisse, kein big Buisiness und auch keine ausgeklügelte Show zum Geldverdienen ist, sondern das, was ich schlichtweg PUNK +LEBEN nenne. Schnell,laut, gefühlvoll, oft eindeutig, oft crazy und uneindeutig, zugewandt, wütend, freundlich, tanzbar und vor allem so angenehm ANTI-MAINSTREAM! Dafür hat die Band meinen vollsten Respekt, denn diese gelebte Haltung ist selten geworden.

Ich muss nur noch verarbeiten, dass schon wieder jemand starb in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu dem Konzert, nämlich Lou Reed. Als ich Oma Hans vor 11 Jahren in Hamburg in der Fabrik sah, starb Joe Strummer einen Tag vorher im Alter von nur 50 Jahren und Jens widmete ihm einen Song und sagte sinngemäß: "Joe Strummer ist tot, aber Punk geht weiter! Ich werde 200 Jahre alt! 200 Jahre!!!" Ich glaube, Jens wird wirklich 200 Jahre alt. Das wäre jedenfalls schön, denn ich möchte, dass noch viele diesen kreativen und pauavollen Menschen erleben können! Das Konzert endete nach etwa 20 Songs plus ca. 10 Zugaben, die sie hintereinander wegrockten. Kein Moment war langweilig. Weil ich nix verpassen wollte, habe ich mir nicht einmal ein neues Bier geholt, obwohl ich schon nach dem ersten Drittel nix mehr zu trinken hatte.

...und uns wird nix passier'n!!

Montag 28.10.2013 - goodbye Lou Reed

Er starb gestern starb gestern im Alter von 71 Jahren.

Have a good time wherever you are now!

Sorry dafür, dass bei dem link eine aktuelle Werbung vorgeschaltet wurde. Da haben welche schnell begriffen, dass hier in nächster Zeit viel geklickt werden wird...Unten rechts erscheint der "Überspringen-button".

Mittwoch 23.11.2013 - Aufgemerkt!

Habe meine Terminseite mal etwas aufgefrischt! Samstag spielt Kommando Sonne_nmilch im Lido! Und: Die neue WHAT WE FEEL(moscow hardcore since 2005)-Platte ist ziemlich großartig, also musikalisch...textmäßig blick ichs nicht im Detail ;(!

Erste Eindrücke - Montag 21.10.2013

Eben war ich joggen und dann bei Aldi-Scheissladen einkaufen. Auf dem Weg begegneten mir eine ganze Menge Leute, die ich, wie fast immer, alle nicht kannte, und die einen sehr unzufriedenen Eindruck auf mich machten. Einige hatten einfach nur keine Zähne, andere sprachen mit sich selbst (mit oder ohne Zähne). Relativ viele tranken Bier, standen oder saßen in kleinen Grüppchen zusammen und redeten ordentlich was weg. Ganz wenige haben musiziert, um dafür Geld zu bekommen, andere fragten einfach so nach ein paar Euros. Dann waren da noch die, die arbeiten mußten und ganz schlechte Haut hatten,...oder auch einfach nur ein schlechtes Gesicht, also ein schlechtgelauntes Gesicht. Kein Wunder, wenn du dir mindestens hundert mal am Tag "MACHEN SE DOCH MA NE ZWEITE KASSE UFF, DITT IS JA WIEDER MA NICH ZU FASSEN HIER!" anhören musst. Ich persönlich finde ja Kreditkartenbezahler_innen am Blödsten, also fast alle, die sonst noch so einkaufen außer mir bei Aldi-Scheißladen. Auf dem Rückweg kam mir dann noch die Frau, die schreit, entgegen. Meist ist sie ruhig und wirkt abwesend, aber wenn sie schreit, dann schreit sie. Manchmal schreit sie einfach nur vor sich hin und manchmal wird es ein Schimpfen und dann geht es auch schon mal gegen andere Leute. Es gibt auch noch den Mann, der schreit, aber den habe ich schon länger nicht mehr gesehen bzw. gehört. Sehr lauter Mann, aber ist ja auch ein lauter Kiez hier. Manchmal gehe ich auch noch in den kleinen Bioladen, um mir ein Brot zu kaufen. Ich kauf da immer nur Brot, alles andere kann und/oder will ich mir nicht leisten. Und meistens dauert der Brotkauf immer so 10 Minuten, aber hier nicht wegen Kreditkartenbezahler_innen, sondern wegen "Ichbinganzalleineaufderwelt-Leuten", also Leute, die (wie ich) in der Schlange stehen, aber dann, wenn sie dran sind, ganz überrascht davon sind, dass sie dran sind und dann erstmal überlegen müssen, was sie eigentlich einkaufen wollten. Achso, ja,...was ist denn das da für ein Käse? Was ist denn da drin? Ach Kümmel, nee, dann nehme ich...was ist denn das da? Wo kommt der denn her? Sehr würzig sagen sie? Dann nehme ich doch lieber....haben sie auch Wurst, also ohne Fleisch aber,...so Tofu oder so? Oder nee doch lieber Käse...boooaaahhh, ey...zum Glück gehe ich immer nur unbewaffnet einkaufen. Ich stehe dann da mit meinen abgezählten 2,99 in der mittlerweile feuchten Hand und in mir drinnen springt der Hassteufel quer durch meinen Körper...von der Bauchhöhle in irgendeinen Hirnlappen und zurück durchs Trommelfell in die Milz. Meist lasse ich mir aber nix anmerken und bleibe äußerlich ganz ruhig. Mein eigener kleiner Broteinkauf dauert ab da, wo ich dran bin, meist so 20 Sekunden...Ich bin da ehrgeizig, das noch schneller abzuhandeln, um allen zu zeigen, dass ich der einzige sozialdenkende Mensch in diesem gentrifizierten Stadtteil und hier im Scheissbioladen sowieso bin. Alle anderen sind Ego-Zoppies! Kennt ihr Zoppies?! Das ist eine Mischung aus Yuppie und Zombie...also fast alle hier sind Zoppies. Lethargische Hemden mit Bärten, vielsprachig aufgeregte Ghosthipster on their way to party. Laptop-lattemachiato-Terrorist_innen im Student_innenmodus. Eben Leute, die sich die Mieten hier anscheinend leisten können. Einzeln betrachtet dummerweise oftmals ziemlich nette Zeitgenoss_innen...Ich bin der einzige Arbeiter hier weit und breit...so scheint es mir zumindest manchmal...

Die Refugees, die sich am Brandenburger Tor niedergelassen hatten, haben ihren Hungerstreik abgebrochen. Ein paar wenige unverbindliche Zusagen wurden ihnen gemacht. Nun hat sich die Kirche "dem Problem" so angenommen, dass dieses bedrückende Bild aus dem Blick der Öffentlichkeit wieder verschwunden ist. Auch die Meldungen über die vielen ertrunkenen Geflüchteten vor Lampedusa verblassen langsam und die Aufregung ebbt ab. Die Zeit ist hart und schnelllebig und wir sind es auch. Die Tatsache, dass alle mit allen Informationen versorgt sind und/oder versorgt sein könnten, macht alles oft nur noch schlimmer. Die Tatsache, dass berichtet wird, gibt uns das Gefühl, dass sich auch "gekümmert" wird. Es war jetzt beispielsweise ganz wichtig, in den Nachrichten 2 Tage lang zu betonen, dass der Hungerstreik beendet sei. Alle sind beruhigt, die betoffenen Menschen sind trotzdem und unverändert in einer furchtbaren Situation. Und was ist das für ein menschenverachtendes Gequatsche, wenn Politiker_innen so tun, als seien 5000 Flüchtlinge, die hier vielleicht mal aufgenommen werden könnten, viel. Deutschland, eines der reichsten Länder der Welt, kann sich mehr nicht "leisten"???! Klar, willkommene Abgleiche mit anderen europäischen Ländern, die weniger Flüchtlinge aufnehmen, sind bequem, aber schaut doch mal in den Libanon beispielsweise. Da sind nach offiziellen Zahlen schon 1,3 Millionen Menschen allein aus Syrien gestrandet. Na klar gibt es da auch riesige Probleme, aber ey, 1,3 Millionen!! Ich hasse diese politische Verschlossenheit hier, die kalkulierte Kälte, die Härte, das unsoziale Miteinander...den ganzen Dreck. Grüne, die mit der CDU koalieren würden und es bald tun werden, was'ne kranke Scheisse...

Auch deshalb schreien Menschen auf der Straße oder sprechen mit sich selbst oder kommen einfach sonstwie nicht mehr klar...scheinbar ohne erkennbaren Grund...

Mein Auftritt im SO36 zur hundertsten Ausgabe des antifaschistischen Infoblattes fühlte sich besonders an. Ausverkauft. Feine Sahne Fischfilet haben amtlich gerockt nach mir. Alleine stehste mit nicht allzuviel Möglichkeiten da...Ich mache mir gerade Gedanken darüber, ob geteilte Wut = doppelte Wut ist, oder nur halbe Wut. Also mal anders gesprochen: Wenn ich (oder wer auch immer) von der Bühne einen wütenden Song sende und viele Leute genauso fühlen und das geil finden, ist das dann sinnvoll, weil das Gefühl mit nach draussen genommen wird oder ist das eher kontraproduktiv, weil es die Wut innerhalb des Konzertes kanalisiert hat und sich die Leute dann auf das "schöne Gemeinschaftsgefühl" noch'n paar Bier schütten, um am nächsten Tag auf der Demo zu fehlen, die so wichtig gewesen wäre...??!! Ich weiß es oft selbst nicht. Monchi von Feine Sahne hat ja auch die massiven Alerta-antifascista-Rufe während des Konzertes in einer ähnlichen Art und Weise kommentiert, hat was von "fremdschämen" geredet und so weiter. Am Samstag gehe ich zu Kommando Sonne_nmilch. Ich freue mich auf die Band und die manchmal kryptischen Texte. Soll ein Fest werden,...denn wir brauchen auch Freude!

18.9.2013 Du hast keine Wahl!

Am Montag den 16.9.2013 war Erstsemesterparty in der Stadt Brandenburg. Physiker_innen + Informatiker_innen, glaube ich. Bühne und Anlage wurde aus Magdeburg angekarrt. Es wurde relativ viel Aufwand für dieses open-air-Konzert betrieben und viel Kohle rausgehauen. Davon haben wir auch was abbekommen, denn wir sollten dort auftreten, genau wie 44 Leningrad, die ja nun ziemlich bekannt sind und die es seit 1990 gibt (!). Beide Bands haben auch gespielt, aber es hat niemanden interessiert. Also fast niemanden. Ich glaube, die etwa 20 Leute, die 50 meter entfernt von der Bühne an 2 Biertischen saßen, das waren Student_innen, aber die sind da sitzengeblieben. 2 von denen haben sich einmal zu uns umgedreht...kurz. Das war beim Soundcheck, glaube ich. Ansonsten waren noch so 2 - 3 Bekannte da, naja, und außerdem so 2 - 3 Leute, die aufgebaut, gegrillt und/oder sich sonstwie gekümmert haben. Bombenstimmung, wie ihr euch denken könnt. Es war draußen, es war umsonst. Wir sind dann nach dem Konzert schnell wieder nach Berlin gefahren und ins Bett gegangen...War ja noch früh. Ich würde mir wünschen, dass das Interesse an der Bundestagswahl am kommenden Sonntag genauso groß ist. Stell dir mal vor, da würde keine/R hingehen...Wat wär dat schön!!

10.9.2013

Verpeilte Tiere on their way to ponk

option weg war auf Tour. Ich versuche mal ein paar Eindrücke zu schildern.

23.8.2013 - Beginn im Club Alpha in Schwäbisch Hall. Knapp 600 km zu fahren von Berlin aus, aber wir sind ja noch frisch. Nette kleine Szene-location mit netten Leuten, die uns nett begrüßen und behandeln. Koala und Murmeltier entdecken den Kicker, der Ameisenbär die Dartscheibe. Uhu und Panda laben sich am Kaffee. Die Hummel, die wir eigentlich auch noch mitnehmen wollten, hat uns kurzfristig abgesagt wegen Stress. Sie ist nämlich ne "Lasthummel" und muss immer viel schleppen. Und weil sie den Puckel schon voll hatte mit Gewicht, wurde ihr das mit uns zuviel. Bei uns sollte sie eigentlich auch eine emsige Verkaufshummel sein. Nun müssen wir doch alles selber machen,...wie immer...Auspacken, tragen, fahren, auftreten, abbauen, was trinken und schlafen...alles alleine,...ohne Hummelhilfe. Naja, klappt ganz gut in Schwäbisch Hall. Wenig Leute, also so unter 50 bloß. Und einer der Veranstalter, der uns großzügig seine komplette Wohnung überlassen wollte, hat alles schön verpeilt. Niemand hat den Schlüssel und anscheinend kommt auch niemand an den Schlüssel ran. Besonderes I-Tüpfelchen: Die von uns geschickten Plakate liegen auch noch in seiner Wohnung. Spitzenleistung! Da fühlen wir uns ernst genommen. Nee, sonst aber alles gut in Schwäbisch Hall, echt kuhle Leute und ein gutes Auftaktkonzert für uns. Gepennt haben wir dann bei einer alten Freundin, wo das glücklicherweise so spontan möglich war.

24.8.2013 - Frühstück draussen neben dem Klärwerk. Trotz seines ausgeprägten Geruchsinns, riecht der Ameisenbär eher wenig. Der Uhu hingegen tendiert zum Miesepeteruhu, weil auch der frische Brötchengeschmack unter dem Fäkalienduft leidet. Irgendwann Abreise nach Freiburg zu den Schattenparkern, einer Wagenburg. Ankunft am frühen Abend. Netter Empfang, entspannte Leute, schöner, aber leider etwas verkeimter Bandpennraum, womit ich persönlich klarkomme, weil das in den letzten 30 Jahren immer ein fortlaufendes Übel war und weil ich mich daran gewöhnt habe, aber es tut mir ein bisschen leid um "Los Rezios", einer peruanischen Band, die zum ersten Mal in Europa tourt und denen ich als Veranstalter eine geputzte Unterkunft angeboten hätte. Das ist Geste und Gastfreundschaft, mehr nicht. Es scheitert an Verantwortlichkeiten innerhalb der eigenen Strukturen. Dabei wäre es so einfach manchmal. Einmal durchwischen so'n Raum, frische Laken auf die vielbenutzten Matratzen, einen Schokoriegel auf das frischbezogene Kissen legen und schon fühle ich mich willkommen(er) und freu mir den Arsch ab, dass sich wer Kopf und Mühe gemacht hat. Na gut, soll eben manchmal nicht sein. Konzert läuft gut für uns, Los rezios haben sich schon heiser gesungen, sind unfassbar schnell und haben eine gute Energie. Nach'm Konzert lange Lagerfeuer und Wohlfühlen.

25.8.2013 - Es geht nach Bern. Ich habe noch nicht oft in der Schweiz gespielt, bin da aber halbwegs bekannt. In den 90ern war ich mal als Quetschenpaua in der Wolgroth-Fabrik, ein riesiges besetztes Gelände und davor hatte ich ein kleines Konzert in der Brasserie in Bern. Danach war ich nur noch einmal 2005 auf einem Antirassismusfestival in Burgdorf. Und nun hier die gute alte Reitschule. Natürlich nicht in der großen Halle, sondern unten im Rössli. Die bauen uns extra eine Bühne, haben richtig gute Technik am Start und sind auch ansonsten extremst professionell. Unser Pennraum ist ruhig und sauber, mit Dusche, Klo und Kühlschrank mit was drin. Wir fühlen uns gut aufgehoben. Koala und Murmeltier kickern schon wieder. Sie sind ganz verrückt danach. Als ich vorm Konzert den Merch-Stand aufbaue, kommen direkt Leute und wollen kaufen. Mein Informationsstand ist da noch der, dass der Franken mehr wert ist als der Euro und ich finde unsere aufgestockten Preise schon fast etwas unverschämt. Später erfahre ich, dass ein Franken nur etwa 80 Cent wert ist und ich verstehe, warum so gutgelaunt bei uns eingekauft wurde. Jacken, Shirts, CDs, Lps, alles geht gut weg ohne, dass wir bisher Musik gemacht haben. So kann es sein. Zum Konzert kommen so etwa 50 Leute und es läuft richtig gut. Wir haben für diesen Abend zum dritten Mal das Programm umgestellt, weil wir versuchen, herauszubekommen, wie es vom Ablauf her am besten rockt. da wir ja eine ziemlich bunte Mischung aus "tanzbar" und "zuhörbar" haben, ist das nicht so einfach. Wir schmeißen das Publikum manchmal ziemlich unvermittelt von einer Stimmung in die nächste. Das machen die auch gerne mit,...wenn es nicht zuviele Wechsel gibt. Hier heute läuft es so gut, dass wir einige Zugaben spielen. Der Abend endet für den Uhu, den Panda und das Koalatier in trauter Runde am Tresen. Es wurde später erzählt, dass sie beschwippst umhergeflogen seien und der Koala bei seinen Klettereien an den Schweinwerfern so zu Fall kam, dass der Panda sich nachhaltig erschreckte. Am Ende sind aber alle drei gut in ihrem Gehege gelandet.

26.8.2013 - Wir suchen zu zweit (Uhu und Ameisenbär)einen sehr großen Supermarkt. Wir finden ihn nicht. Aus den geplanten 10 Minuten Schrippenkaufen wird eine Stunde sinnloses Umherirren mit Magenbrummeln. Wir kaufen woanders ein. Dann frühstücken wir und dann springen wir in die Aare, das ist der Fluss, der durch Bern fliesst. Der hat eine starke Strömung. Alle kommen rechtzeitig wieder an Land, nur das Murmeltier hat nicht gut aufgepasst und spielt Treibgut. Dabei freut es sich, treibt aber, wie der Name schon sagt...ab. Gegen Abend bekommen wir einen Anruf von Rettungsschwümmern aus Bienne. Das Murmeltier sei im Bielersee angespült worden. Wir sagen unserer spontan angeheuerten Ersatzbassistin (ein Fregattenvogel) schnell wieder ab. Das Murmeltier kommt währenddessen auf einer fliegenden Betonplatte zurück nach Bern, um dann mit uns im Riesenblech nach Wetzikon zu schnurren. Wetzikon ist ein kleiner Ort in der Nähe von Zürich, der vor allem eines zu bieten hat, nämlich die "Kulti", also die Kulturfabrik. Wir wurden dort erwartet, obwohl wir erstmal "nur" einen offday dort verbringen wollten. Herzlicher Empfang. Kleine Führung über das komplette Gelände. Spannendes Projekt! Tolles Gästezimmer für uns...bezogene Betten, saubere Klos (schon wieder,...nanu!?), Feuertonne, Essen, Trinken...schöööön! Danke! Und genauso wird das Konzert am darauffolgenden Abend auch. Es kommen wieder so um die 50 Besucher_innen, die wir alle persönlich begrüßen und denen wir unseren kleinen Vorfilm an die Decke des Konzertraumes projezieren. So liegen ersteinmal alle auf dem Boden und starren nach oben. Dann geht es nahtlos in die live-Musik über und ich gehe ans Mikro. Die Leute schauen freudig und...sitzen immer noch. Ich werfe ein, dass das hier kein "Früchte des Zorns-Konzert" sei und die Leute stehen schmunzelnd auf und fangen an, sich zur Musik zu bewegen...Habe selten erlebt, dass das Eis so schnell bricht, wenn wir spielen. Heute scheint alles zu passen. Wir spielen am Ende 7 Zugaben (!). Der Abend wird für einige noch lang. Interessante Gespräche, Kickern und Feuertonne. Das brennende Holz knackt besonders, weil es auch geregnet hat zwischendurch. Alle verpeilten Tiere putzen sich vorm Schlafengehen noch die Ohren und sagen "jetzt bin ich froh!"

28.8.2013 - Die Wetzikönner_innen geben uns zwei von ihren Bekannten mit, die sie wohl nicht mehr haben wollen und die wir in Zürich abgeben sollen. Machen wir auch. In Zürich landen wir in einem hübschen Squat (besetztes Haus/Gelände). Davon gibt es hier offenbar so einige. Ein anderes Gelände schauen wir uns nachmittags an und ich bin durchaus beeindruckt. Hier findet anderes Leben statt! Kreativität. Es ist ein Unterschied, ob Häuser nur besetzt werden, um sich billigen Wohnraum anzueignen oder ob das Ganze dann auch gesehen wird als Gegenentwurf zur bestehenden Ordnung, als Widerstandsort etc...Mein Gefühl sagt mir spontan, dass hier "viel passiert". Die Leute erzählen uns von traumhaften Möglichkeiten beim Containern, einer nimmt dabei sogar das Wort "dekadent" in den Mund, weil er der Eindruck hat, dass er manchmal "zu gut" und im "Überfluss" von der umsonst gesammelten Ware leben kann. Wow. Der "autonome Beautisalon" (so heisst der Ort, an dem wir auftreten sollen, hat einen ähnlichen Charme wie die Köpi. Wir fühlen uns wohl hier. Es wird lecker gekocht. Den ganzen Technikkram müssen wir heute weitesgehend selber rocken, weil niemand so richtig zuständig zu sein scheint...Das ist ein bisschen traurig, aber es hilft ja nix,...der Scheiss will verkabelt und aufgebaut werden, also machen wir das , wenn uns niemand hilft. Wir sind uns nicht "zu fein" dafür, Quatsch, aber die Absprachen vorher gehen immer in die Richtung, dass jemand "vom Haus" den größten Teil dieses Jobs machen muss. Wir mischen uns dann selbst und treten auf, damit haben wir auch einiges zu tun. Der Gig selbst ist so lala...Ich merke, dass die Leute in Zürich schon mehr "Großstadt" sind. Etwas satter als in Bern und Wetzikon. Von den anfänglich vielleicht 60 Zuschauer_innen sind am Ende nur noch so 45 da. Dem rest scheint es nicht so gefallen zu haben. Aber trotzdem gut das alles. Danach wieder Feuertonne und Rumhängen.

29.8.2013 - Wir fahren nach Luzern. Luzern soll ja schön sein! Alle verpeilten Tiere machen richtiges Sightseeing! Die Tourist_innen sind irritiert, dass wir alle ohne Leinen und Maulkörbe rumlaufen dürfen. Wir singen stundenlang unseren Refrain "ohjaohja uhuh verpeilte Tierö!!!" in der Innenstadt bis uns schließlich mehrere Uniformnashornquappen verjagen. Sie greifen uns mit Rethorikgift an und verspritzen Antipöbelgas. Wir müssen ja eh los und flattern also in den Sedelclub, wo wir weiter rumgröhlen. Heute hat jedes Tier schon 3 Flaschen Schnaks getrunken. Da kommt uns die "Vorband" in Person von Marcello doch sehr recht. Marcello ist so eine Art "One-man-animal" und macht kuhle Musik, die manchmal nach George Thorogood klingt. Der absolute Hit bei seiner performance ist eine brennende Espressokanne, die er als Hiat benutzt. Danach sind wir dran. 22 zahlende Gäste heute abend in einem Saal, in den locker 500 reinpassen würden. Diese 22 sind aber nun auch nicht alle an uns interessiert. Also erkennbar interessiert sind so 7. Und Marcello...und noch ein Verwirrter, der später sagen wird, dass er unser "Lied über Deutschland" nicht gut fand. Hm..."Lied über Deutschland"....wir haben nicht herausbekommen, was er meinen könnte...Am End hat er sich entschuldigt, weil er da wohl was falsch verstanden hätte. Aha! Soso! Das ganze Konzert ist nicht so die Bombe, schade,...zu wenig Interessierte irgendwie. Aber sonst ist auch hier alles nett. Sehr ländlich und überall Kühe mit Glocken. Das hörste Tag und Nacht. Da würde ich verrückt werden als Kuh. Vielleicht sind die Kühe auch alle verrückt hier, aber ich kann es ihnen nicht ansehen. Heute müssen alle Bandmitglieder in Kisten im Stehen schlafen. Das ist in Luzern so Vorschrift und wir halten uns da auch dran, weil wir keinen Ärger wollen. Morgens werden wir vom Veranstalter wieder raus- bzw.freigelassen.

30.8.2013 - Wir gehen wieder im Fluss baden. Anderer Fluss diesmal. Aber auch schön. Ganz klar das Wasser, nur zwischen 14 und 15 Uhr plötzlich nicht mehr. Da kommt Dreck vorbei. Größere Mengen Müll, offene Kanister, Gestänge, Brühe, Gräten, Knochen, Polizeieinsatzfahrzeuge und so weiter. Das Murmeltier jagt einem alten leeren schwimmenden Leberportemonnaie hinterher und...treibt wieder ab. Wir müssen eh nach Freiburg heute, da kann das Murmeltier schon mal vortreiben. Kein Problem. Die anderen nehmen den Heliblinkter! Um 19 Uhr sind wir dann alle in der KTS. Das ist sowas wie das autonome Zentrum in Freiburg. Überall hängen Hinweise, dass bei sexistischem, rassistischem Verhalten eingegriffen wird, werden soll oder zumindest Bescheid gesagt werden soll und so weiter. Das ist gut! Als aber während unseres Konzertes aus der Mitte des Publikums ein lautes pöbelndes "FIIIICKKKENN!!!" kommt, reagiert niemand. Nix, gar nix! Ich meine, das Wort "Ficken" finde ich ehrlich gesagt nicht schlimm oder krass sexistisch in diesem Kontext, aber er brüllte es rein, während einer leisen und stimmungsvollen Ansage. Darüberhinaus war er ein relativ distanzloser Glotzer, wie sich noch herausstellen sollte. Von uns hat er später ne Ansage bekommen, aber die KTS-Struktur hat geschwiegen. So ist das manchmal mit den eigenen Ansprüchen. Nicht total schlimm, passiert und wird wieder passieren. Wir müssen uns verbessern. Wie auch immer, unser siebtes Konzert am achten Tag rocken wir unter den gegeben Umständen noch ordentlich weg. Die angedachte geplante größere Partysause danach blieb aus, so dass wir uns eher ruhig mit ein paar Leuten Anekdoten austauschten und uns angemessen berauschten. Wir hatten eine gute Zeit insgesamt und bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben! Thanx so much!!!

31.8.2013 - Die 800 Kilometerinnen Rückfahrt waren nicht der Rede wert. Wir haben uns von Scotti beamen lassen.

option weg - august 2013

...sich zum Nachteil verändern...3.9.2013

Eigentlich eine nette Runde. Alte Freund_innen, Genoss_innen, eine Handvoll Leute. Einer ist dabei, der kommt sonst nicht. Der ist eher zufällig da. Ich freue mich erst. Lange nicht gesehen. Er erzählt was von seinem Willen und davon, dass er nun verstanden hat, dass er damit vieles erreichen kann. Er muß es nur wollen . Soweit so gut. Kenn' ich. Er kann Halbmarathon in etwa 2 Stunden. Meinetwegen. Wir trinken teures Bier vor einer Kneipe in Kreuzberg. Ein armer Mann kommt vorbei und möchte Geld. Ich gebe ihm 2 Euro. Der Halbmarathonmann sagt zu dem armen Mann:

"Von mir kriegst du nix!"

Ich staune über die Schärfe der Ansage und über die Härte in seinem Gesichtsausdruck. Der arme Mann spürt den Angriff und sagt sowas wie "du kannst es dir ja leisten,...bestellst dir zum essen ein Menu, verdienst gutes Geld..." dann geht der arme Mann. Der Halbmarathonmann ist sauer, weil der arme Mann "nichts aus sich macht"! Er würde dem "Scheißtypen am Liebsten was in die Fresse hauen". Ich denke, dass ich mich wohl verhört haben muß, weiß aber, dass ich mich nicht verhört habe. Später wird der Halbmarathonmann sagen, dass er es alles nicht so gemeint hat. Andere reden noch mit ihm. Ich kann das nicht mehr, bin zutiefst erschüttert. Er bekommt von mir eine Ansage,...verbal, halbwegs aggressiv. Er redet weiter. Nein, er hat sich nicht "im Ton vergriffen",...er ist einfach ein Arschloch geworden. Ich ertrage ihn noch ca. 60 Minuten ohne mit ihm zu reden. Dann will er noch ein paar Schritte mit mir gehen. Ich will keine Erklärung von ihm. Er soll alleine gehen. Piss off!

DU BIST WIE SIE!!!

21.8.2013

Menschen machen Menschen machen Menschen kaputt

Verdammt, schon wieder ein Monat rum seit meinem letzten Eintrag??! Und nun wollte ich auch nur kurz mitteilen, dass option weg auf Tour geht. Wir fahren Freitag los, spielen fix 6 Gigs und sind Samstag schon wieder in Berlin. Ey, und wir haben ein richtig schickes Programm eingeprobt. Es ist darüberhinaus mal ne Gelegenheit für Leute aus'm Süden, uns zu "begutachten", denn da (im Süden) sind wir sonst nie. Und diesmal gleich 2 x in Freiburg und 3 x in der Schweiz. Los geht es im beschaulichen Schwäbisch Hall. Also kommt von überall her und reist an! Auch gerne aus'm Norden! Wir würden uns freuen, echt! Bei uns paart sich eine hübsche Portion Punkrock zur Zeit mit trashigen kleinen Performances und Texten, die wir nicht blöd finden (!)

Anderes Thema: Seid nett zu Menschen, die aus'm tiefsten Trauma anreisen. Ich hasse diese Arschlöcher, die meinen, sich darüber beschweren zu können, dass Kriegsgeflüchtete in ihre Nachbarschaft ziehen. Es geht ja nicht einmal darum, dass irgendetwas vorgefallen wäre...nein, es scheint auszureichen, dass Menschen, die dringend Hilfe benötigen, nicht erwünscht sind...Menschen, die aus Syrien, Afghanistan und sonstwoher kommen und die soviel Scheisse erlebt haben. Wer dagegen protestiert, ist entweder Nazi und/oder hat kein Herz mehr in der Brust. Das eine oder andere Bild von vor 20 Jahren kommt mir da wieder in den Sinn,...Rostock, Hoyerswerda, Solingen...wir sind da überall hingefahren und zack, ist auch meine Wut wieder da,...aber was hilft schon meine Wut?! Wie gerne wäre ich ein politisch korrekter Godzilla...

viva monster!

Ich würde alles plattmachen in Hellersdorf und nur das neue sogenannte "Flüchtlingsheim" stehenlassen, dass die Geflüchteten dort endlich ihre Ruhe finden, Ruhe, die sie so dringend brauchen. Ohhh,...sagte ich "politisch korrekt", da habe ich mich wohl etwas vergaloppiert mit "alles plattmachen" und so. Öpps! Dickes "pardon!", es muss natürlich dabei bleiben, dass wir genau hinschauen. Natürlich gibt es auch vor Ort genügend Anwohner_innen, die sich korrekt verhalten. Ich schaffe es in diesen Tagen nicht, vorbeizuschauen, denn ich habe hier noch drei Nazis in der Kühltruhe, die ich aufessen muß, bevor wir nach Schwäbisch Hall fahren. Ich bin seit Tagen ununterbrochen am Kauen. Kann jemand die ganzen Knochen gebrauchen?! Bitte melden. Bestimmt wird mir nochmal schlecht...ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und esse ja sonst nur rechtsextreme Schrebergärtner mit frischer Betonbutter.

War noch was? Ach ja, für das öffentlichmachen von Kriegsverbrechen gibt es in den USA zur Zeit 35 Jahre Knast. Das Urteil über Bradley Manning wurde gesprochen. Sind sogar 25 Jahre weniger als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Glückwunsch westliche zivilisierte Welt!

JUST TRUTH!!!

Ich habe nicht genügend Tränen für diese Scheisse...Wir sehen uns!

21.7.2013 - Frau Meyer still alive!!!

Yok'n'roll in Halle und Leipzig! Zusammen mit Konny, Alex und ungefähr insgesamt 400 Besucher_innen, das war hübsch! Bei beiden Konzerten hatten wir ein arschaufmerksames (!) Publikum, das hat uns sehr gefreut, denn wir haben es alle schon oft anders erlebt. Gerade in Halle im VL hatte ich vor 4 Jahren eine entgegengesetzte Erfahrung: proppevolles Konzert, aber viele fies betrunkene Leute mit tendenziell aggressiver, aber in jedem Fall unsensibler Attitüde. Kannste hier im Archiv nachlesen (28.2.2009). Diesmal waren die meisten aufmerksam und respektvoll. Konny und Alex singen auch Songs, mal solo, mal zusammen. Sie begleiten sich an Akkordeon, Gitarre und Kontrabass. Wir kennen und mögen uns. Die beiden zählen zusammengerechnet weniger Lebensjahre als ich alleine...aber nicht mehr lange...Mir gefällt das, was die beiden machen. Zu Konnys Tonträgern könnt ihr hier unter "Veröffentlichungen" und dann "CD-Kritiken" was nachlesen. Live fühlt sich das sehr intensiv an. Da wechseln sich Momente von Spaß, Wut und Melancholie ab. Bei Alex isses ähnlich, aber er präsentiert insgesamt etwas ruhiger und weniger trashig. Zwei Nummern haben wir dann auch noch zusammen gemacht, insgesamt war das alles sehr rund. Und besten Dank von hieraus an unsere Helfer und Helferinnen, die vor allem in Leipzig so fleissig plakatiert und geflyert haben. Ihr habt innerhalb von 3 Tagen fast 200 Leute mobilisiert,...Hut ab! Schön, dass wir uns hier und da auf unsere kleine RAK-Community verlassen können. Fühlt sich gut an, auch und besonders im persönlichen Kontakt ;) Cheers!! Nachts kuhl in der Gießer gepennt, und heute früh auf einer neuen Wagenburg am Kanal gebruncht. Sehr geil auch, dass diese Szene-Strukturen dann oft auch so holterdipolter und spontan funktionieren. In so'nem Laden wie dem "Plaque" wo wir gespielt haben, arbeitet niemand bezahlt und das ist in vielen Schuppen so. Hab' ich viel Respekt und Achtung vor.

So, und dann mal schnell die knapp 200 Kilometros zurück nach Berlin gejuckelt bei knallender Sonne. Hier mal fix geduscht, Mails gecheckt und dann raus, was essen gehen. Da quatscht mich an einer Bushaltestelle ein alte Dame an. Ich stoppe, weil sie auf mich weist und "...sie sind doch..." sagt. In diesem Moment denke ich, dass es nur 2 Gründe für ihr Verhalten geben kann:

1) Sie verwechselt mich schlichtweg

2)Sie ist einfach nur eine von den vielen verwirtten Menschen, die mir hier täglich begegnen. Eine von den vielen Menschen mit den vielen Problemen, die das Gespräch mit sich selbst oder mit Fremden suchen.

Aber dann redet sie weiter: "...sind doch...sie sind doch...Quetschenpaua!" Boah, nun bin ich überrascht und frage, woher sie mich denn kenne, da sagt sie erfreut: "Ich mag ihre Musik, höre ich oft, zuletzt hier neulich auf der Demo!" Natürlich schmeichelt mir das, aber es ist auch sehr außergewöhnlich, weil diese Dame altersmäßig so um die 65 - 70 Jahre alt sein dürfte. Ich glaube, das ist mir so einfach noch nie passiert. Entsprechend gebe ich meiner Verwunderung auch genau diesen Ausdruck:"Es ist sehr ungewöhnlich, dass mich hier Leute auf der Strasse ansprechen, denn so bekannt bin ja nicht..." Sie antwortet defensiv: "Tut mir leid, aber ihr Gesicht habe ich mir irgendwie gemerkt!" Ich: "Macht doch nix, freut mich doch auch!" Dann haben wir uns noch einen schönen Abend gewünscht und ich bin weitergegangen und sie hat weiter auf den Bus gewartet. Erst im Nachherein habe ich bedauert, dass ich sie nicht nach ihrem Namen gefragt habe...sie hiess bestimmt Lieselotte und ich habe die Chance verpasst, sie auf ein Bier einzuladen. Wenn ihr sie treffen solltet, meldet euch, schreibt mir eine Mail!

Ältere Aufnahme dazu

17.7.2013 Queer-Beet durch den Idiotengarten

Bushido hat die Medien und das kapitalistische System verstanden. Das macht ihn mir noch unsympathischer (was kaum noch geht), aber genau das bringt ihm die Aufmerksamkeit und die Kohle. Gratuliere Arschloch! Und natürlich stürzen sich wieder alle drauf und reagieren,...geht ja anscheinend nicht anders. Auch ich widme ihm schließlich diese kleine Aufmerksamkeit hier. Homophob und sexistisch war er immer schon, trotzdem bekam er 2011 diesen "Integrationsbambi".

klöck

Dann war er in den letzten 2 Jahren gern gesehener Gast in einigen Fernsehkanälen und nun zeigt dieser reiche Spießer allen nochmal fix den Stinkefinger, indem er so tut, als sei er so'n ganz Harter. Die Fans wirds freuen, ich finds armseelig ohne Ende. Aber ich finde ihn auch nicht schlimmer als beispielsweise Olli Schulz, Joko und Klaas, die es permanent "witzig" finden, sich politisch unkorrekt in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Verkauft sich eben gut. Pappköppe! SOMETIMES THE ONLY GOOD ANSWERE IS TO SAY "fuck off" (is' nich' von mir)

Was sonst?! In Ägypten beginnt vielleicht ein Bürgerkrieg. Da habe ich viel drüber nachgedacht. Wenn wir hier zu verschiedenen Themen auf die Strasse mobilisieren wegen verschiedenster Anliegen, dann ist ja die Absicht immer die, dass es möglichst viele Menschen werden, die kommen und protestieren. Und außer bei Gegenaktivitäten zu Naziaufmärschen habe ich noch nie viel darüber nachgedacht, was eigentlich passiert, wenn auf der anderen Seite auch sehr viele Menschen für das entgegengesetzte Anliegen demonstrieren...Upps,...schluck...Da sind ja mal 1000 Nazis und 2000 Antifaschist_innen ein Dreck dagegen, was grad' in Ägypten passiert...zumal sich bei "uns" ja meist noch Bullen dazwischen platzieren...Ganz ehrlich, wenn ich mitbekomme, wie sich da Menschen gegenseitig auf der Strasse niedermetzeln, gezielt und organisiert, dann wird der innere Weg zu meinem schon lange abgelegten Pazifismus wieder kürzer. Was'n Horror...

Ach so, ja, da war ja noch was. Der Geheimdienst der vereinigten Staaten von Amerika NSA spioniert auch und vor allem in Deutschland. na, welch Überraschung. Geheimdienste machen sowas nunmal, dafür sind sie da! Die Finger von Geheimdiensten weltweit dürften sehr sehr dreckig sein. Hundertfach belegt. Jaja, die Stasi war schlimm, sicher. Aber Leute, was denkt ihr denn, was der verfassungsschutz hier und der BND weltweit macht??!! Wenn wir Glück haben und irgendwann mal in die ganze Scheisse Einblick bekommen, die da so gesammelt und verwurstet wird, werden wir sehen, dass die sich an nix, aber auch an gar nix gehalten haben, was sich hier Datenschutz oder Menschenrecht nennt. Die machen einfach und sind froh, wenn das nicht entdeckt wird. Und wenn so was mal auffliegt, ist das ja nicht schlimm, weil,...na weil, ist eben nicht schlimm...ach ja: weil Terroranschläge verhindert worden sind...mehrere hundert,...äh, oder vielleicht auch nur 5?! Verdammt, nachweislich nur 2?? Echt?! Is'n gutes Argument, finde ich. Ich habe auch durch mein Akkordeonspiel schon tausende von Anschlägen verhindert. Kann ich zwar nicht nachweisen, ist aber so! Echt! Ach, hätte ich doch gute Pressesprecher_innen...oder wäre ich doch Minister...Dann würde ich euch viele so Geschichten erzählen! Dann würde ich eine Einkommensobergrenze von 2000 Euro festlegen und sagen, dass ich damit auch Terroranschläge verhindere,...weil nämlich die Reichen, die sich dann als einzige beschweren werden, keine Bomben bauen können. Und für die Armen wäre es eine wirkliche Verbesserung. Kein Wohnraum würde mehr als 100 Euro kosten und öffentliche Busse und u-Bahnen 1 Euro für Hin- und Rückfahrt. Das Leben könnte gut sein. Und echt mal, klar liesse sich das alles organisieren und bezahlen. Es muss nur einfach aufhören, dass sich wenige Leute die Taschen vollmachen mit der Arbeit und der Armut von vielen...Das ist der Punkt...oder wie es in einem meiner neuen Lieder heisst: DAS IST DAS PONKT! Neue Sprache finde ich nämlich auch gut. "Kuhl!" würde Lena jetzt vielleicht sagen...Und ich sage: Genießt den Sömmer und die Sönne, bleibt urfmerksäm önd: Töästbröt mit Mügürüne und Sölz ist echt lücker!! Lüsst euch nicht BRDigen!

11.6.13 - Istanbul vs Fischbeck

Erstmalig seit ca. 10 Tagen hat eine neue Meldung die Berichterstattung über die JahrZEHNTEflut (!) (bald nur noch "Vierteljahresflut"(!)) als "Top-Thema" in den Medien abgelöst: Nämlich die Proteste in Istanbul auf dem Taksim-Platz. Erdogan hat seine "Ordnungskräfte" erneut losgeschickt, um die vielen Menschen, die sich dort täglich versammeln, mit Gas, Knüppeln, Wasser und massiver Gewalt anzugreifen. Eben konnte ich im Fernsehen einen Wasserwerfer sehen, der brannte. Die meisten Menschen freuen sich über die vielen "friedvollen Menschen", mein Herz lacht bei dem Anblick dieses Wasserwerfers. Aber natürlich teile ich auch die Anliegen der Menschen dort grundsätzlich, obwohl ich weiß, dass da gerade alle möglichen politischen Strömungen auf der Strasse protestmässig unterwegs sind. Hatte gerade selbst Fahrgäste, die in der Türkei mitdemonstriert haben und von mir in die Max-Schmeling-Halle gefahren werden wollten, um mit ihren Instrumenten ein paar Nationalhymnen zu irgendwelchen Boxkämpfen abzuspielen. Nee, die allerwenigsten von denen sind z.B. Anarchist_innen, aber das ist ja hier auch nicht anders. Und auch Anarchist_innen wollen sich weiterhin gerne auf der Strasse unbehelligt küssen dürfen und vielleicht mal'n Bier auf'm öffentlichen Platz trinken,...sehr gerne sogar...oder etwa nicht?! Und um so "banale" Sachen geht es bei diesen Protesten eben auch, weil dieser Ballerkopp Erdogan meint, er könne sowas verbieten bzw. gesetzlich "regeln" und/oder "einschränken". Die ganze Regierungsclique ist anscheinend so drauf. Aber gut, da musste natürlich auch mal drüber nachdenken, dass die von sehr sehr vielen Menschen gewählt wurden...und dann sind es eben nicht nur Erdogan und ein paar seiner Leute, die ein anner Waffel haben, sondern wieder mal große Teile der Bevölkerung. Das ist aber ja hier nun auch wieder nicht anders. Alle doof außer wir! In Frankreich fühlen sich z.B. viele jetzt so bedroht von der "Homoehe", dass sie massenhaft dagegen auf die Strasse gehen, während sich in Teilen Osteuropas Lesben, Schwule und Transmenschen kaum in die Öffentlichkeit trauen können ohne massivst angegriffen zu werden. Es gibt viel zu tun. Und wenn ich dann erstmal meinen Fahrgästen zustimmen muss, dass es nicht angehen kann, dass Turkish Airlines den Lippenstift für Stewardessen verbieten will, dann ist das was, was sich für mich komisch anfühlt, aber es ist (wieder mal) ein Anfang. Ich will mir ja schließlich auch nicht vorschreiben lassen, welche Schuhe ich bei miener Arbeit zu tragen haben oder ähnliches...Und ein schöner Park ist natürlich sowieso besser als ein Scheißeinkaufszentrum. Logo! Wenn die hier in unseren Görli irgendso'n Obibaumarkt oder ähnliches platzieren wollen, treffen wir uns am nächsten Tag um 18 Uhr am Wasserwerfer, finde ich! ;)

Montag 2.6.13 - Unterschrift rockt!

Das BAIZ ist eines von vielen Projekten, was es bald nicht mehr geben wird, wenn uns nicht gute Sachen einfallen. Diese Petition zu unterschreiben ist nur EINES von vielen Puzzleteilen, die wir zusammenfügen sollten.

BAIZ MUSS BLEIBEN!

Also mach' ma', dauert 30 Sekunden.

Donnerstag 30.5.2013 - 5 Minuten HASS!

Jeden verdammten Tag rennen wir durch die Gegend und nehmen die krassesten Sachen ungerührt zur Kenntnis, das ist so, sonst würden wir auch verrückt werden. Diejenigen, die schlecht funktionierende Filter haben, werden schnell krank und huschig. Ich gehöre zu denen, die meistens relativ kuhl wirken und versuche, die Dinge nicht so nah an mich heran zu lassen, aber es gibt Ereignisse, da funktioniert mein impulsiver Hass zuverlässig. Gestern war das, da gehe ich in der regenfreien halben Stunde ganz gemütlich von Neukölln nach Kreuzberg rüber, einen neuen Rap-Text im Kopf und auf den Lippen, eigentlich gut gelaunt und an nix Böses denkend, da sehe ich es plötzlich: Zwei Ordnungsamtsklotzköppe bei der Arbeit. Erst wollte ich weitergehen, aber ich konnte nicht. Ich musste zum Kopfschütteln und Hassaufbau stehenbleiben. Die waren da zugange mit einem Maßband und haben den Abstand der Tische und Stühle vor einer Kneipe ausgemessen. Also der Typ hat das gemacht und sie hat dann immer die Maße auf ihren beknackten Block aufgeschrieben. Die waren so akribisch und vertieft in ihrer Arbeit, dass mir sofort das hässliche Wort der "deutschen Gründlichkeit" aus dem Kopf, aber nicht aus meinem Mund purzelte. Die haben beste Grundvoraussetzungen zum guten Untertan, zum guten Sklaven, zu einem guten Faschisten, dachte ich so bei mir und mir war klar, dass ich nun wohl ein bisschen dick auftrage, aber deshalb habe ich es ja auch nicht gesagt. Je länger ich allerdings diese Hirnis beobachtete, desto mehr wuchs in mir die Bereitschaft zum tätlichen Angriff oder wenigstens zur ungebremsten Pöbelattacke. Ich schaute mir die vielen anderen Menschen an, die eher gelassen auf das Handeln dieser Stadtunipfosten reagierten. "Wenig Verbündete für ungezügelte Impulsivität" sagte mir die recht reflektierte Vernunftsabteilung in meinem Fronthirn. Also blieb ich noch ein wenig länger stehen, kontrollierte meine Wut und konnte aber auch nicht weggucken. Mich macht sowas tatsächlich fassungslos.... Die sagen dann hinterher dem Kneipenbesitzer sowas wie "Ja, tut uns leid, ihre Tische stehen 10cm zu weit auf dem Bürgersteig, das ist gegen die Vorschrift und wir verhängen jetzt ein Verwarnungsgeld von 120 Euro"...und dann hat der nächste Hass auf die und überhaupt. Wegen 10 cm...arrrghh. Macht euch sowas nicht wütend?! Manchmal denke ich, dass, wenn es kein Ordnungsamt gäbe, wäre Weltfrieden. Aber das ist natürlich auch Quatsch, weil es ja noch Polizei und schlimme Schlagersänger gibt...und andere Nullchecker. Aber Ordnungsamt ist schon auch besonders scheisse, weil die in all den Bereichen auftreten, die Menschen echt gut alleine regeln können. Die nerven einfach. Ich bin dann nach etwa 5 Minuten wortlos und kopfschüttelnd weitergegangen. Erst nach weiteren 3 Minuten fiel mir eine Reaktion ein, die vielleicht ganz witzig gewesen wäre, nämlich: "Gut, dass sie hier sind! Würden sie bitte auch mal die Rotphase dieser Ampel abmessen, denn ich glaube, die ist auch zu lang!" Naja,...wäre auch nicht so der Börner gewesen, schätze ich.

Freitag 24.5.2013 - Ablenkung

"Was ist los mit dir?" fragt mich ein guter Freund.

"Meine Offenheit ist weg" antworte ich.

"Warum?" fragt der Freund.

"Hat mir wer geklaut!"

"Quatsch!!" sagt der "Niemand kann dir deine Offenheit klauen, die ist in dir drin, niemand kommt da ran!"

"Stimmt eigentlich,..." sage ich, "...aber ich komme auch nicht mehr ran, der Schlüssel ist weg"

"Der Schlüssel zu was?!"

"Zu meiner Offenheit!"

"Hast du keinen Ersatzschlüssel?!"

"Nee!" sage ich, "den hat mir jetzt aber echt wer geklaut!"

"Wer denn?"

"Sag ich nicht!"

"Scheisse!" sagt mein Freund, "was weg ist, ist weg!"

"Quatsch!" sage ich, "ich finde den wieder, ich weiß ja wer ihn hat!"

Wir schauen uns tief in den Augen, als überraschend eine elektrische Hamstermöwe vorbeisegelt.

"Fick dich blöde Hamstermöwe!" schreit mein Kumpel.

"Was ist denn mit dir los?!" frage ich erschrocken.

"Ich hab' meine Geduld verloren" sagt der traurig.

Dann schauen wir uns wieder lange an und haben den gleichen Gedanken:

WIR SUCHEN DAS GESPRÄCH!

Mo. 6.5.13 Abschied vom Bretterkopfmann

Kommt alle am Freitag den 10.5.2013 zur Haupthalle des Fantasiezentrums. Von dort aus wird die Asche von Bretterkopfmann mit einer Rakete ins All geschossen. Ins All Gemein. Tschüss Bretterkopfmann!

2.5.2013 - WEGEN ALLES

Bretterkopfmann geht in Baumarkt. Er will sich eine Betonhose kaufen. Der Verkäuferlattenkopp empfiehlt ihm, sich selbst eine zu basteln aus Moltofil und Draht. Bretterkopfmann will aber mit Taschen. "Dann sollten sie sich mal bei der Breitdrahtschneiderin erkundigen!" sagt der VLK. BKM geht also zur BDS. Die hat aber keine Lust auf BKM. Sie arbeitet gerade an einem zwanzig Zentimeter dicken Waschbetonlappen. BKM ist sauer, weil sie ihm nicht hilft und sagt: "Ich bin sauer, weil sie mir nicht helfen!" BDS antwortet: "Ich zeige sie an...wegen ALLES!" Da geht BKM lieber weg, denn er will keinen Ärger. Kurz vor seiner Haustür wird er kaputt gemacht von einem Gullideckelstaubsauger ohne Maulkorb. Bretterkopfmann hatte ein gutes Leben, aber dann mit einem denkbar schlechten Abschluss! Wegen Betonhosen! Und wegen ALLES! Nicht schön!

Tausend Gründe für die Revolte - 1. Mai 2013

Mal'n neuen Song von mir hören?! Dann klick hier:

Ein gutes Leben!

Wenn du Orientierung brauchst, worum es dabei geht, geh auf diesen Link hier:

Verdammt lang quer!

Macht wenig Fehler!

Samstag 13.4.2013 - mal wieder Wut und Trauer

"Bei einer Kundgebung vor dem Haus in der Aroser Allee 92 in Reinickendorf haben am Freitagabend rund 350 Menschen von der verstorbenen Rentnerin Rosemarie F. Abschied genommen und mit Plakaten und vereinzelten Sprechchören gegen die Praxis der Zwangsräumung und Mietsteigerungen demonstriert. Rosemarie F. war am Donnerstagnachmittag in einer Wärmestube gestorben, zwei Tage nachdem ihre Wohnung in der Aroser Allee zwangsgeräumt worden war." Diese "Meldung" haben viele sicherlich in der Presse gelesen mittlerweile. Eine Meldung, eine Zwangsräumung, eine tote Frau. Morgen wieder vergessen von den meisten. Wut und Trauer sind temporär. Auch hier wieder. Es bedrückt und macht sauer gleichzeitig. Es zeigt uns wieder die eigene Ohnmacht, in der wir uns hier weitesgehend befinden, wenn es z.B. um solche Skrupelosigkeiten geht. "Wut und Trauer" taucht seit vielen Jahrzehnten immer wieder auf, wenn es um Kämpfe verschiedenster Farben geht. Es ist gut, dass ein paar hundert Menschen auf der Trauerkundgebung gestern waren. Oft genug passieren genau diese Dinge und niemand sieht es. Das ist die Regel. Die meisten Menschen nehmen Notiz davon, mehr aber auch nicht. Eine Meldung, eine Zwangsräumung, eine tote Frau. Ich hoffe, dass es dort, wo Tod ist, keinen Winter und keine Miete mehr gibt. Vor allem hoffe ich, dass wir dort, wo Tod ist, keine Arschlöcher mehr treffen...dass endlich mal Frieden ist. Rest in peace Rosemarie.

Eigentlich war hier ein kleiner Konzertbericht geplant über das großartige Konzert von "Käpt'n Peng und die Tentakel von Delphie" am letzten Mittwoch im Postbahnhof, aber das kriege ich stimmungsmäßig jetzt gerade nicht mehr hin. Was aber diesbezüglich passt, auch zum Tod von Rosemarie, zu dem ganzen Thema drumherum etc., ist ein Klick auf

...etwas möchte von innen nach aussen...

Hauptsache Würde! Nicht unterkriegen lassen Leute. Ballt die Fäuste und holt tief Luft! Ich seh' schon Frühlingszorn!

9.4.13 Baboon show brennt alles weg

Gestern im Schokoladen war die Baboon show zu Gast. Ich wollte unbedingt hin, hatte schon soviel Gutes über diese 4 Schwed_innen gehört. Aber oh! 19 Uhr stand in der Ankündigung! Wir also hin um 18 Uhr, Tür offen, aber noch nicht offiziell. "19:30 Tür richtig offen" wurde uns freundlich mitgeteilt. Also schnell nochmal ins BAIZ zum Vorglühen bei einem leckeren Pils und einem alkoholfreien Hefe. Dann wieder rüber. 19:15 und schon etwa 30 - 40 Leutchen davor. Bunte Mischung, alte und junge Leute, angenehmes Punkrock-Klientel. 19:45 Tür auf und rein für 8 Euro. Den support machten "Al di Opfer", auf'n ersten Blick ganz sympathische Zeitgenossen, die gesangsmäßig manchmal sehr an die Skeptiker erinnern. Nicht so mein Ding, zu pathetisch und zu unentspannt der Sänger, das mag ich nicht. Außerdem gabs 'ne ziemliche Peinlichkeit, die die Band anscheinend gar nicht bemerkt hat. Ein Song von ihnen heißt "Sonne, Regen, Sturm" und da wurde dann rumgewitzelt mit "So 'ne Erektion" und die Jungs waren sich auch nicht zu blöde, das noch mit entsprechenden Gesten zu untermalen. Naja, nicht sooo schlimm, aber eben auch echt nicht geil. Danach kam dann glücklicherweise auch zügig die Baboon show auf die Bühne und das hat mich von vorne bis hinten weggeboxt. Da kommen so ein paar Komponenten zusammen, die den Kohl fett machen. Zum einen ist da diese absolut mitreissende schnelle Musik, die stets dynamisch und transparent gestaltet ist, fast nie Punkrockbrei. Die Sängerin hat zu gleichen Anteilen Volumen, Ausdruck und Dreck in der Stimme und weiß alles gut einzusetzen. Alle 4 geben 120 Prozent und der Funke springt von der ersten Minute an über, so dass ich mich sogar dabei beobachten musste, wie ich mit den meisten anderen in einem Song rythmisch mitklatschte, was ich definitiv sonst nie mache, weil ich sowas eigentlich immer blöd finde. Boah, was'n Feuerwerk! Und dann sind alle vier auch so "Typen", also Charaktere,...vielleicht "nur" Show-Charaktere", das weiß ich ja nicht, aber die haben alle eine gute eigene Präsenz auf der Bühne. Ich hätte mir beispielsweise auch die ganze Zeit nur den Gitarristen anschauen können und das wäre durchweg interessant gewesen...Whow! Die Texte sind eher sparsam und knapp, wie ich jetzt feststellen mußte, gehen wirklich gar nicht in die Tiefe, aber sie haben eine hohe Qualität in dieser Kürze und der Eingängigkeit. Ich mag da gar nicht daran rumkritisieren.Es rockt und will nicht die Welt erklären. Intensive Impulsivität für den Moment, die mich froh gemacht hat. Als erste Zugabe hatten sie dann noch "mongoloid" von DEVO in petto, ein Song, den ich immer geliebt habe, weil er sich in das sogenannte "Down-Syndrom" hineinbegeben hat, entgegen aller politischkorrekter Bedenken, dass so etwas nicht ginge. Ich mag, wenn mit handycaps offensiv umgegangen wird. Der Song war für mich immer eine Einbindung von "besonderen Menschen" und das "in Frage stellen", ob und wer hier überhaupt "besonders" ist, und er war nie ein "sich darüber lustigmachen" oder ähnliches. Anscheinend ist die Interpretation der Baboon show eine ganz ähnliche. Als allerletztes hatten sie dann noch Cab Calloways "Minnie The Moocher" im Programm, welches wohl vielen aus dem Film "Blues Brothers" im Ohr sein dürfte. Goil! Es könnte übrigens sein, dass da für mich ganz persönlich noch was war, was mich restlos überzeugt hat. Es war der Fakt, dass mich der Gitarrensound teilweise an die Helden meiner Jugend erinnert hat...nämlich an Slade. Ganz besonders ging mir das bei dem Song

you got a problem without knowing it

so. Wenn ihr euch den Spaß machen wollt, vergleicht das mal mit

hear me calling

Ich bin mir sicher, es gibt noch bessere Beispiele, wo das noch deutlicher wird, aber ich habe auf die Schnelle nichts Besseres gefunden. Also los, was bleibt? Besucht die Baboon show, sie touren noch ein bisschen. Ich stelle die Termine jetzt schnell zu meinen Terminen! Viel Vergnügen! Stay punk!

Dienstag 26.3.2013 - Tel Aviv/ San Francisco/ Berlin

Aus oben genannten Städten trafen sich 3 Bands in Amsterdam, um ein Konzert zu spielen. Die "Zoo harmonics", die "assasins of god" und wir mit "option weg". Für uns war es hübsch. Das "ADM" (wo das Ganze stattfand)liegt ein bisschen außerhalb von Amsterdam und scheint ein ziemlich mächtiger Wagenplatz zu sein (wir kamen als es schon dunkel war, vielleicht waren es auch Millionen Bauwägen!!!). Es wurde erzählt, dass dort so etwa 150 Leutchen wohnen. So etwa 20 bekamen wir aber nur zu sehen wegen eben unserem Konzert. War jetzt also nicht so viel los leider. Eigentlich scheiße, gerade weil ja die Bands extra von so weit her gekommen waren, aber war auch trotzdem gut...Wat willste machen?! Uns kennt ja kaum wer...und die anderen Bands anscheinend auch nicht. So'n bisschen doof ist das dann natürlich immer, zumal ja was in den Tank muss, um weiterzufahren bzw. wieder zurückzukommen, aber glücklicherweise war unser Konzert am Vorabend im Vrankrijk (auch Amsterdam) mit etwa 100 Leutchen ganz gut besucht. Und wir haben auch gut abgeliefert, haben uns jedenfalls das eine oder andere Lob eingefangen. Sogar ein Stück auf holländisch hatten wir extra vorbereitet und haben es gespielt. Das kam ganz gut an. Es ist bei uns sowieso ganz schick, dass wir mittlerweile Songs in 5 unterschiedlichen Sprachen im Programm haben, auch wenn der Möwenanteil (keinen Frieden mit der Sprache!) ja bei uns in deutsch ist. Laut Pass sind wir ja auch Deutschländer. Im Kopf sind wir "Geländer" (Betonung auf G) auf denen die Gedanken im Hirntreppenhaus nach unten rutschen können bis sie aus dem Mundeingangsportal hinausfliegen. Ein Schwall von Worten, die was bewegen wollen, aber oft genug unbeachtet zu Boden fallen, bevor sie jemand wahrnimmt. Und da werden sie zertrampelt von der Unachtsamkeit galloppierender Kapuzebras. Versickert unser Wille zur Veränderung im Mainstream von online-Süchtigen? Sind Bands, die sich in einen politischen Kontext stellen, nicht (mehr?) relevant? Bieten wir vielleicht tatsächlich nur noch ein wenig Entertainment für eine Szene, die ansonsten andere Dinge zu tun hat?! Die Israelis, mit denen wir aufgetreten sind, singen ausschließlich über sich, über Liebe und Freundschaft. Das sagte jemand, der sie gut kennt und mit dem ich sprach. "Ganz im Gegensatz zu euch..." sagte er auch noch, denn wir seien ja sehr politisch, so seine Wahrnehmung. Okay, aber wo sind die Orte, wo das jemand hören will?? Manchmal habe ich das Gefühl, mich erdrückt die eigene Irrelevanz. Ich will mehr, immer schon! Aber gut, andererseits haben wir aber auch tolle Leute getroffen und kennengelernt, die alle ähnlich drauf waren wie wir und mit denen die bessere Welt zu machen wäre...und darum geht es ja. Also los, Fackel an, Tür zu, ick muß arbeiten...

Freitag 1.März 2013

Kurz vorweg mal ein wichtiger sehr aktueller link. Das Projekt heißt "Verbrannte Orte" und es geht um die Erstellung eines Onlineatlas zu den nationalsozialistischen Bücherverbrennungen, die im Frühjahr 1933 in Deutschland stattfanden. Ihr könnt das Projekt sehr konkret unterstützen in den nächsten 14 Tagen.

verbrannte Orte

Gestern und vorgestern habe ich dann nochmal fix was weggelesen in Dresden und Magdeburg. In Dresden kamen 40 interessierte Leutchen und hörten mir zu. Danach ein supernetter Abend, unter anderem mit einem guten Freund, den ich kurz nach der Wende kennenlernte und zu dem ich immer noch Kontakt habe. In Dresden hängen viele Erinnerungen meinerseits in den Straßen. Es war eine der ersten Städte im Osten, in denen ich als Quetschenpaua auftrat.Der Zuspruch war damals immens. Auch die Tod und Mordschlag-Zeit zog sich in diesen hype noch hinein. Vor 600 Leuten in der Scheune zu spielen damals, das war besonders, auch wenn wir es gar nicht so optimal gerockt haben. Naja, und dann die unzähligen Solokonzerte...Mittlerweile ist der Andrang nicht mehr so riesig, wenn ich komme. Ich stelle aber auch immer wieder fest, dass die Leute den Namen "YOK" nur zum Teil mit "Quetschenpaua" verknüpfen und deshalb fern bleiben. Tatsächlich höre ich es immer öfter, dass Leute mich fragen, wo ich denn in den letzten 20 Jahren war...Merkwürdig irgendwie, denn ich hatte keinerlei musikalische Ruhezeiten. Da war TUM, dann Revolte Springen, dann wieder vermehrt auch solo, jetzt wieder option weg und sogar bei der RAK bin ich wieder dabei...Aber okay, Lesungen sind ja auch keine Konzerte und deshalb eh nicht so prall besucht in der Regel. In Magdeburg allerdings war es überraschend fett. So etwa 150 Leute kamen und es gab sehr viel positive Resonanz. Ich habe mir richtig den Arsch abgefreut darüber und mittlerweile weiß ich auch mehr, was ich da will, wenn ich lese. Bedankt fürs Kommen und Zuhören. Lang lebe Taxitukaland!

Montag 25.2.2013 - Hundeherz als Kopfschmuckdeko

Habt ihr die "Brüderle-Sexismusdebatte" verfolgt?! Sie zog sich gerade durch sämtliche Fernsehtalkshows und ignorierte stets eindrucksvoll die Tatsache, dass Sexismus ein gesellschaftlicher Normalzustand ist. Komiker, Entertainer und Sänger wie Mario Barth, Micki Krause, Oliver Pocher, Stefan Raab (nur 4 von unzähligen Beispielen) sind beliebte und anerkannte Vertreter dieses "Genres". Sie machen ganze Programme aus dieser widerlichen chauvinistischen Scheiße, und sie füllen Säle und Konzerthallen. So what? Klar hat sich der alte FDP-Spacko daneben benommen, aber er ist in richtig großer Gesellschaft damit. Das sind doch keine "Ausrutscher" einzelner Männer, das hat und ist System. Und es wird täglich im großen Stil damit geworben, gehandelt und Geld verdient. Woher also plötzlich die überraschte Aufregung aus der bürgerlichen Mitte? Kapitalismus fördert Sexismus, Sexismus ist Teil dieser Ausbeutungsstruktur. Immer schon. Das ist wie mit dem Pferdefleisch in den Hühnereiern. Oder verwechsel ich da jetzt was? War es Kinderfleisch in Lasagne-Fertiggerichten? Oder war es Priesterfleisch in Autopolstern? Würde mich das überraschen?! Das ist ja das Tolle am Kapitalismus: Alles ist denkbar...jedenfalls wenn es um profitbringende Verwertung geht. Ich habe jetzt meinen Knochenspendeausweis abgegeben. Wenn ich sterbe, kriegt der Obi-Baumarkt meine Knochen und die machen daraus dann so Baumaterial zum Häuserbauen. Meinen Kopf dürfen meine Freunde und Freundinnen behalten,...aushöhlen und 'ne Kerze reinstellen. Mein Hirn kriegt die Katze.

Am Wochenende haben wir vor etwa 200 Leuten in der Wabe gespielt. Festival Musik und Politik. Icke solo, Früchte des Zorns und dann noch option weg zum Schluß. Ich glaube, das war gut. Es ist nicht verkehrt, den einen oder anderen Anarchogedanken in eine teilweise kommunistisch angehauchte Zuhörerschaft zu werfen. Aber es wurde auch getanzt und das ist auch gut so. Wer nämlich nicht tanzt UND kämpft, hat auch schon jetzt verloren. Worte sind nur ein kleiner Teil von Statement, Meinung und Haltung. "Bewegung" kommt von "Bewegen"..Sich selbst zu zitieren geht schnell und problemlos,...und fast niemand merkt es. Ich wünsche uns Glück. Ich bin gegen Gräten im Fleischpudding und esse nur noch die Krusten von freilaufendem Salat! Hell!

Donnerstag 14.2.2013 / DIE MACHEN DAS EINFACH...

Nun haben sie die Zwangsräumung in der Lausitzerstraße also durchgesetzt mit Hubschrauber, ziemlich vielen bereitwilligen Bullen und jeder Menge Kameras und der dazugehörigen Portion Gewalt. Verhindern konnten das ein paar hundert Leute, die eben vor Ort waren, leider nicht. Das war vorher klar, aber immerhin wurde es im Umfeld dieser Geschichte in den letzten Monaten immer mal wieder laut und widerspenstig. Es ist schon verrückt, wie die Themen "hohe Mieten", "Spekulation", "Gentrifizierung" etc. in den letzten Wochen auch medial durchaus kritisch aufgenommen wurden, wie in etlichen Talkshows auch Menschen zu Wort kamen, die mir durchaus aus der Seele sprachen, und wie selbstverständlich dann auf der anderen Seite im "richtigen Leben" mit polizeilicher Gewalt die Profitinteressen von Eigentümerstrukrukturen durchgesetzt werden. Ich meine, das ist ja nicht nur ein Thema von ein paar Linken in Kreuzberg...Das betrifft mittlerweile breite Schichten der Bevölkerung. Und anscheinend ist niemand Schuld. Das ist eh immer das Problem...Niemand ist Schuld! Ist auch niemand so richtig verantwortlich. Die Gerichtsvollzieher_innen können da nix machen und es tut ihnen leid, die Bullen machen eh nur ihren Job, regierende Politiker_innen finden das auch nicht so gut, aber ihnen sind die Hände gebunden und und und...Schon schlimm. So eine Zwangsräumung ist quasi ein mieser Schicksalsschlag, eine Naturkatastrophe, ein tragischer Unfall. Niemand hat das gewollt. Und dann ist es doch geschehen. Wie konnte das passieren?!

Ein bisschen Gerangel gab es mit den Bullen, mehr war fast nicht. Apropo...ich möchte eine Beobachtung melden: Behelmte Bullen können gegenüber einer Menschenmenge schlechter agieren, also treten, schubsen und schlagen, wenn ihnen hin und wieder flinke Hände die Visiere hochklappen. Dann geht nämlich immer direkt mindestens eine Hand des "Betroffenen" zum eigenen Visier, um es wieder runterzuklappen (meistens ziemlich hektisch) und diese Hand kann in dem Moment z.B. nicht mehr zuhauen. Ich habe auch beobachtet, dass die eingesetzten Beamten ziemlich schnell ziemlich verrückt werden, wenn ihnen das ein paar Mal passiert, obwohl ihnen beispielsweise niemand ins Gesicht schlagen will und es auch nicht tut. Der Uniformierte (an sich) findet das aber trotzdem blöd, wenn ihm da ständig Leute am Kopf rumfummeln. Die Vorstellung, dass im gleichen Aktionskontext auch noch Konfetti und Luftschlangen eingesetzt werden könnten, macht ihm sicher auch keinen Spaß. Sowas trainieren die Cops nämlich vermutlich nicht und deshalb bringt es sie schnell aus der Fassung. Nun ist es nicht unbedingt wünschenswert, wenn Bullen deswegen ausrasten, aber wenn es an ihrer vermeintlichen Souveränität rüttelt, ist ja im Sinne des polizeilichen Gegenübers trotzdem auch schon mal was gewonnen. Und: Sind wir nicht alle ständig "das polizeiliche Gegenüber" ?!

In diesem Sinne, die Blessuren versorgt, das Pfefferspray aus den Augen gespült und bis zum nächsten Mal!

Mittwoch 30.1.2013 - "...klischnasse Clowns..."

...fällt mir ein, weil ich gerade auf dem Fahrrad 20 Minuten durch den Regen nach Hause gefahren bin und eigentlich nix mehr trocken ist an mir, außer vielleicht meinem Humor. Ihr kennt den Song nicht?! Dann klickt mal hier:

hermann van veen

Aber ich selbst war in diesen 20 Minuten auch kreativ:

"Reden, und nicht vergessen, zu tanzen! Singen, und nicht vergessen, zu schrei'n! Ich hab Bock auf Steine, weil sie fliegen können, weil sie träum' von einer Zeit in der Schwerelosigkeit.

Nun bürste ich noch schnell das dicke Fell, welches ich mir morgen wieder anziehe und lege mich im Giraffenkostüm schlafen. Träumen werde ich davon, dem nächstbesten Immobilienmakler eine Tube Klebstoff in den Haaren auszudrücken, um ein Halteverbotsschild auf seinem Kopf anzubringen. Den Zusatz "Mo. - Fr. in der Zeit von 7 - 18 Uhr" schreibe ich ihm mit einem Filzstift auf die Stirn. Und alles nur, weil er mich "Träumer" nannte, als ich ihm davon erzählen wollte, dass eine Welt ohne Eigentum eigentlich ganz hübsch sein könnte. "Meinetwegen können alle sterben, die daran nicht glauben wollen..." sage ich dann noch, aber bemerke schon wenige Momente später, dass es so wohl auch nicht gehen wird...

8.1.2013 - KEINEN FRIEDEN MIT DER SPRACHE

Der Wald kaut Bohnen, die Axt hat Urlaub. Das Reh springt, aber nicht vom Beckenrand, denn das ist verboten. Der Bär kackt überall hin und des Försters Hund schnuppert an dem braunen Kunstwerk mit Spitze. Von einer Biche stürzt ein toter Buchfunk in das weiche Moooos. Gestorben beim Lesen vor Langeweile. Zur gleichen Zeit in der nördlichen Sonnenallee: Der Hähnchengrill explodiert, die Hähnchen fliegen...durchs Fenster. Ein Verwirrter schreit "Heil Hitler" und sein gestrickter Hubschrauber fließt dabei taktlos in den Gulli. Elektrozaunbürsten überfallen Biosupermärkte. Die vielen türkischen Menschen heissen hier Araber! Verwechselungskomödien in ganz großem Stil! Postwurfsendungen können alleine schwimmen im Landwehrkanal, aber sie kommen nicht alleine dort hin. Das Sprechzimmer hat sich verliebt in das Wartezimmer. Das Hinterzimmer zieht gekränkt von dannen und betrinkt sich mit Kleiderhaken. Wer essen will, soll auch tanzen! Übermut hat Gold im Mund! Arbeit ist aller Laster Anfang. Das Bushaltestellenhäuschen hat Feierabend und fliegt ins Flußbett. Ich heiße Yok und ich habe Kunz!

7.1.2013 KEIN GRAMM AUTO

Uppa! Da ist wohl was falsch verstanden worden oder ich habe mich nicht klar ausgedrückt. Eher Zweiteres schätze ich. Thema Autogramme: So war das nicht gemeint!!! Okay, ich signiere neuerdings hin und wieder Platten, CDs und Bücher, wenn Leute kommen und das wollen. Autogramm ist aber das ganz falsche Wort dafür, ich nenne das "subversive Signatur". Kurz bevor mein Buch erschien, sprach ich mit einem, der nochmal ein paar Jahre mehr auf dem Puckel hat als ich, sehr radikal geblieben ist und der mir davon erzählte, dass er schon auf Lesungen war von Leuten mit linker Geschichte, die ihm hinterher ihr Buch signierten. Das verstand er immer als eine gute Geste unter Menschen, die sich verbunden fühlen. Und so ähnlich kann und will ich das auch verstanden wissen. Es gibt bei mir auch einen Unterschied zu früher. Früher habe ich das kategorisch abgelehnt, weil ich damit ausdrücken wollte, dass ich nicht mehr besonders bin als die Menschen, die mir beispielsweise zuhören. Dieses Selbstverständnis habe ich nun aber auch fast 30 Jahre lang bei Auftritten nach außen getragen. Alle können sehen, welchen Weg ich gegangen bin, wo ich stehe, wie ich unterwegs bin. Wer da genau hinguckt, sieht, dass YOK immer noch da steht, wo er angefangen hat: Mitten unter Menschen innerhalb einer außerparlamentarischen radikalen emanzipatorischen Linken, wo er von Zeit zu Zeit dann auch mal auf die Bühne steigt. Ich bin keiner, der nach'm Gig im Backstage verschwindet und dann in sein Hotelzimmer geht. Das ist und war auch tatsächlich nie so (Hotelzimmer?...Ha! Wat ham' wa jelacht...!). Ist auch nicht die Liga, in der ich spiele. Wenn heute Leute zu mir kommen und mich fragen, ob ich da mal was Nettes auf die CD platzieren kann, dann entsteht das, was ich drauf schreibe, genau in dieser Situation. Ich verteile nun ja nicht plötzlich Autogrammkarten oder so'n Scheiß. Ich bin doch nicht plötzlich total bescheuert (Betonung auf "total" oder "bescheuert"? Sucht es euch aus!)geworden. Ich empfinde es aber heute, aus meiner Geschichte heraus, "okayer", Leute NICHT mehr abzuwimmeln, wenn sie was in dieser Richtung wollen...Auch sowas lässt sich fantasievoll und kreativ gestalten...mal sehen, ob ich das kann. Ich fühle mich mehr denn je als einer von vielen. Vielleicht kann ich mittlerweile aber auch mit "Anerkennung" ein bisschen gelassener umgehen.

Der Flughafen Berlin Brandenburg wird nun übrigens doch erst 2014 oder 2015 fertig. Das wurde gerade gemeldet. Ich dachte immer, hier im Kapitalismus wäre alles so proper, schnell und zuverlässig. Aber die können nicht mal einen Flughafen fristgerecht fertig bauen. Was sind denn das für fragile Strukturen eigentlich? Was sind denn das für inkompetente Planer_innen??? Eine Kritik am real existierenden Sozialismus war ja immer, dass es da wirtschaftlich nicht gut nach vorne ging, aber was bitteschön haben wir denn hier? Nicht, das ich jetzt dem einen oder dem anderen System das Wort reden möchte, aber erstaunt bin ich schon, was da alles nicht klappt. Ähnlich geht es mir übrigens, wenn ich mir anschaue, was für'ne kleine Stadt dem BND in der Chausseestraße gebaut wird. Die Stasi fanden ja alle furchtbar, klaro, zu recht, aber was passiert denn hier? Und wenn ich da noch die ganzen Skandale rund um den Verfassungsschutz mit reinrechne (im Zusammenhang mit dem NSU z.B.), dann wird mir übel. Vielleicht beruhigt es die Menschen, dass der BND ja offiziell so 'ne Art Auslandsgeheimdienst ist. Mich kann da allerdings nix mehr beruhigen. Und wenn ich dann nochmal kurz zurückblicke und sehe dass in dem Verfassungsschutzbericht von Meck-Pomm ein Absatz über die antifaschistische Punkband Feine Sahne Fischfilet formuliert wurde, fällt mir gar nix mehr ein. Ich meine, das is' erstmal 'ne Band...Die machen Musik...Klaro, die werden dafür ohne Ende von der extremen Rechten bedroht und angegriffen...Da kann der Staat dann ja auch nochmal in die gleiche Kerbe hau'n. Das ist echt geil: Immer und immer wieder eine offizielle Politik, die sich öffentlich distanziert von Rassismus, Faschismus und Antisemitismus, und dann gehen sie aber mit allem was sie haben immer wieder drauf auf die, die sich wirklich täglich dagegen engagieren. Fuck you Deutschland! Das ist genau das, wovon soviele so angekotzt sind.

4.1.2013 - LESEN BRINGT'S!

Puha! Nun ist es vorbei. Meine erste Lesung überhaupt habe ich gerockt...boah, das war neu für mich. Das Hinterzimmer im BAIZ war ein guter Ort dafür. Ich bin da eh gerne seit ein paar Jahren wieder. Ist ja sonst nicht "mein Kiez", aber die U-8 ist eine gute Verbindung. Dass der laden allerdings schon um 10 vor 8 rappelvoll sein würde, damit hat niemand gerechnet...also ich jedenfalls nicht. Ich dachte so, okay, es ist der dritte Januar, da haben die Leute mal so gerade ausgeschlafen von Silvester und Werbung war ja sowieso kaum, aber nee, voll die vielen Leute. Super! Im Endeffekt zu klein der Ort für die Lesung. In den ersten 20 - 30 Minuten war ständiges Gerappel an der Tür, weil Leute gerade mal ein paar Minuten zu spät kamen. ich war schon voll am lesen und erzählen. Nun gut. Lief für mich alles klasse. Neue Erfahrung: Wenn du liest, quatscht keine/R...genial! Bei Musik ist das fast immer anders...Und: Ich bin mit der U-Bahn angereist...ein Rucksack voll mit Büchern, ein paar Platten und CDs, das wars...und zurück war's deutlich weniger zu schleppen...also Bücher sind jetzt erstmal alle bis ca. in 3 Wochen...da kommt Nachschub. Keine Instrumente schleppen, kein Aufbau, kein soundcheck, kein Stress...wie geil ist das denn?! Und dann habe ich gelesen...einfach nur gelesen und zwischendurch bisschen was erzählt...und die Leute fanden das irgendwie gut und interessant wie mir schien.

Ey...danke fürs Kommen und fürs Zuhören!

Ich hatte einen ziemlich guten Abend und dass wieder viele Freund_innen dort waren, macht Spaß im Herzen! Wir werden alle 250 Jahre alt! Rock on!

2.1.2013 - "I'm absolutely over the moon!"

sagte Phil Taylor gestern nach dem Gewinn der Dart-WM. Der 53jährige hatte dabei ein Lächeln auf dem Gesicht wie ein kleiner Junge. Schöner Moment! Er hat das Finale zum 16ten Mal gewonnen, aber die Freude sah aus, als wäre es das erste Mal gewesen. "Gewohnheit ist so giftig wie ein ganzer Feuerfisch" sangen das Theatre du pain einst. Das passt zusammen an diesem Punkt. Lebe jede verdammte Minute! Alles kann neu sein!

1.1.2013 - KNALLTÜTENZEITEN AHOI!

Welcome in 2013! In meinem Kopf steckt eine Silvesterrakete. Sie ist eingeschlagen direkt neben der Kreativabteilung in meinem Hirn. Ich habe den Ärzten gesagt, sie sollen sie drinnen lassen. Bin voll froh, dass sie nicht gezündet hat bisher. In einem Jahr halte ich mal einen Streichholz dran und schaue, was passiert. Bis dahin schlafe ich im Stehen. Wir sehen uns!