POCKETPUNK

zurück

KRANICHE

Du hast als einzige schwarze Haare und kommst in die Schule, schon am ersten Tag geht das los, du gehörst gleich nicht dazu. Du wirst beleidigt und geschubst, kannst dich nicht frei bewegen, ein kleiner Mensch von sechs Jahren steht allein im Regen. Natürlich hast du Sehnsucht nach Freundschaft oder Liebe, die Suche nach der Anerkennung trägt absurde Züge. Du holst dir ein Gebetsbuch, weil du denkst, dass das den anderen gefällt, doch diese lachen nur, was für ne kranke Welt. Wann fing das an? Und wo ist das Ende dieser Fahnenstange jetzt? Der Kopf sehnt sich nach Frieden, das Herz schlägt bis zum Hals, und am Morgen kommen die Kraniche zurück. 50 Jahre später, du schaust mir in die Augen und erzählst mir die Geschichte, und der Stachel sitzt noch tief. Wie bei den vielen Menschen, die das Gefühl gut kennen und die täglich kämpfen für ein Leben ohne Angst. Ich will nicht schweigen, sondern hinseh'n, wir werden helfen und hingeh'n. Komm, lass es uns versuchen, so gut, wir's eben können. Komm, wir sind laut und nicht leise, solidarisch an der Seite bei denen, die die Scheiße täglich abbekommen. Wann fing das an? Und wo ist das Ende dieser Fahnenstange jetzt? Dein Kopf sehnt sich nach Frieden, das Herz schlägt bis zum Hals, und am Morgen kommen die Kraniche zurück. Das Gebetsbuch hat dir nicht geholfen, du hast dich von ihm getrennt und es dann irgendwann später im Garten vergraben. Was sich gut an fühlte, war Kompliz*innen zu finden, die an deiner Seite bleiben, egal was da noch kommt. Sich gemeinsam fit zu machen gegen weitere Attacken und wenn Worte nicht mehr helfen, auch mal zuschlagen zu könn'. Denn auch das kann ich mal retten und wir werden nicht vergessen, dass du unter anderem deshalb noch am Leben bist. Wann fing das an? Und wo ist das Ende dieser Fahnenstange jetzt? Der Kopf sehnt sich nach Frieden, das Herz schlägt bis zum Hals, und am Morgen kommen die Kraniche zurück.

nach oben