POCKETPUNK
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ANSTÄNDIGE DEUTSCHE

Anständige Deutsche gehen auf die Strass' und sie demonstrieren: Keine Chance dem Hass! Soviele Demokraten, die heucheln da für wahr, die Würde des Menschen, die sei unantastbar. Schau, da läuft der Kanzler und da Weizäcker! Thomas Gottschalk, Udo Lindenberg, die laufen hinterher. Oskar Lafontaine und Genschers Wampe wippt, alle für Artikel 1, Artikel 16 wird gekippt. Hurra, hurra, die Heuchler sind endlich da, hurra, hurra, die Heuchler sind endlich da, sie sind da! 300000 anständige Deutsche, 300 unanständige Chaoten, 3000 deutsche Polizisten hau' uns auf die Köpfe, auf die Pfoten. 300000 gegen 300, wie es in den Medien schließlich heißt, Bullenknüppel gegen Trillerpfeifen, Linksterrorist ist, wer ein Farbei schmeißt. Und Richys Mantel ist bekleckert und Birne steigt lieber in sein Auto ein, diese Herren wissen ganz genau, warum. Das ist zu wenig, doch was sein muß, das muß sein. Von den anständigen Deutschen, denen dieses Land gehört, habe ich kein Wort der Trauer über die Pogrome gehört. Ihr gebt euch nicht mal Mühe, euren Rassismus nicht zu zeigen und die meisten stumpfen Deutschen, die klatschen oder schweigen. Ihr redet von Gewalt und Einreiseverbot und schickt tausende von Flüchtlingen in Folter, Hunger und Tod. Und dann geht ihr demonstrieren, damit das keiner merkt....ihr seid Henker...ich wünsche euch Rotz, Röchel und Feuer!


Ein wütender Song über die Doppelmoral der regierenden Politiker_innen. Mal ganz abgesehen davon, daß der damalige Bundespräsident Richard von Weizäcker (hier auch Richy genannt) von 1939 bis 1945 als Soldat mit verschiedenen Beförderungen vom Überfall auf Polen, über den Westfeldzug hin zum Kampf gegen die "nichtarische Bevölkerung" in der damaligen Sowjetunion tapfer auf der Seite der Deutschen im zweiten Weltkrieg gekämpft hat und deshalb das geworfene Ei auf seinem Mantelkragen auf mich eher äußerst lächerlich und banal gewirkt hat, war halt die politische Konsequenz der Regierenden auf die anhaltenden rassistischen Pogrome die ohnehin regide Asylgesetzgebung massiv zu verschärfen. Das geschah ganz offensichtlich, um der "eigenen Bevölkerung" zu signalisieren, daß nun etwas gegen die "Flüchtlingsströme" getan werden wird. In so einer Situation ein völlig falsches Signal natürlich. Wer dann auf der anderen Seite die menschenverachtenden Angriffe, die täglich passiert sind, beklagt, ist ein Heuchler und hat mehr als ein so klares und lautes Lied verdient. Die Medien haben damals aber das Spiel der Regierung mitgespielt, uns als Chaoten, Randalierer und Linksterroristen gebrandmarkt, obwohl diese außerparlamentarische autonome und antifaschistishe Linke oft die einzige Bewegung war, die sich konkret zu den Übergriffen verhalten hat. Wir haben Schutz organisiert, haben Demos gemacht, sind überall, wo es im wahrsten Sinne des Wortes gebrannt hat, hingefahren, um den angegriffenen Menschen unsere Hilfe anzubieten und unsere Solidarität zu zeigen. Dieses alles nur zur Erklärung, warum hier und da meine Wut auch rethorisch manchmal unbändig war...

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